In den Stunden des Hochsommers

Gedicht

von  Redux

 

Da steht er im Nachmittag -
groß und knorrig, ein gleißender Berg,
die Arme in die Hüften gestemmt.

Unter den Johannisbeersträuchern
verwirbeln Hühner Wolken aus erdigem Staub.

Eine menschenleere Straße,

mittags, fern bis zum Horizont –

eine Minute vor dem Entzünden.

Gibt es eine bessere Zeit,
um im Land der Schatten zu ruhen?

Ausgetrocknet der Bachlauf.
Risse im Erdreich wie Runen
in der unbekannten Sprache der Zeit,
das Vergangene berichtend.

Der lange Tag glüht und flirrt
unter einem Dach aus blauem Metall.
Wo war nur der Anfang,
und wo wird nur ein Ende sein?

Fern in riesiger Höhe segelt träumend ein Häher ins Orbit.

Erst nach Stunden
ein Wispern, ein Verfärben, ein Hauch von Tau.
Der Sommer - ein ganz normaler Mann.
Ein kleiner Mann.
Ein kleiner Mann, der um die Ecke hin verschwindet.

Und die Fledermäuse zerschneiden wirr
einen blanken Himmel mit frühen Sternen,
der schon alles weiß vom Herbst.



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Kommentare zu diesem Text


 diestelzie (11.07.25, 16:02)
Dein Gedicht spiegelt die Trockenheit dieses Sommers wider. Ich empfehle ein paar Tage am Meer. Da ist es nicht ganz so staubig und der Wind pustet die Gedanken in die richtige Richtung.

Liebe Grüße
Kerstin

 Pfeiffer (11.07.25, 18:51)
Eine Stimmung wie in "High Noon", bevor Gary Cooper die Szene betritt.
Du scheinst sie zu genießen! Wenn nicht, folge unbedingt Kerstins Empfehlung!

Gruß von Fritz

 Moppel (11.07.25, 20:19)
ein Tag, der den <mann verändert. >Es gibt solche Tagem redux, die einen Menschen verändern können...lG von M.

 IngeWrobel (12.07.25, 04:42)
Risse im Erdreich wie Runen,
in der unbekannten Sprache der Zeit 
das Vergangene berichtend. 
Das allein ist schon ein Gedicht – wunderbar!
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