Liebesperlen

Satire zum Thema Absurdes

von  Moppel

Ich wollte nie die Welt retten. Das ist mir heute klar. Ich wollte immer nur meine kleine Welt erhalten, dass sie nicht zerbräche.

Wir geben Ihrer Hoffnung ein Zuhause, sagte der dickliche Finanzberater zu mir, als er mir die Fonds andrehte, die heute nix mehr wert sind.

Als ich mich im Zimmer meiner Tochter umschaue, um etwas Verkaufbares zu finden, fällt mir ihr alter Chemiebaukasten in die Hände. Ich trage ihn in die Küche, brodele, koche stundenlang. Dann habe ich winzige Kügelchen geschaffen, die explodieren, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Vielleicht einen Partyknaller. Lassen sich bestimmt am Flohmarkt gut verkaufen.

Ich fülle sie in ein uraltes Plastikfläschchen mit knatschrosa Nuckel, auf dem steht „Liebesperlen“.  Die gab es damals nur auf dem Schützenfest.

Stolz erzähle ich es meiner Freundin, die mit einem Amerikaner verbandelt ist. Und schon ein paar Tage später kontaktiert mich Mr. Tony Rubbish, Vertreter eines US-Magnaten, und bietet mir eine halbe Million Dollar für meine Erfindung. Ich sage: „Ich habe gar keine Liebesperlen. Ich wollte nur etwas angeben vor meiner Freundin.“ Und verstecke das Fläschchen im Keller.

Was habe ich da bloß erfunden? Harmlose Liebesperlen, aus denen andere schlimme Dinge machen können, die wieder anderen schaden. Besser, ich werde sie irgendwie wieder los.

As ich in den Urlaub an die Ostsee fahre, packe ich spontan das Fläschchen ein. Es brennt mir unter den Nägeln. Ich bin ein guter Taucher und bei Nacht und Nebel deponiere ich meine bombastische Erfindung zwischen Felsen, Geröll und Müll. Plastik ist unverrottbar. Das Fläschchen würde ewig halten.

Zwei Tage später überschlagen sich die Nachrichtensender. Es hat eine unterirdische Detonation unbekannter Ursache in der Ostsee gegeben. Die Welt ist alarmiert. ARD und ZDF nicht minder.

Und Frau Henriette Maischwerker mutmaßt: Es deutet vieles darauf hin, dass es die Russen waren. Frau Weißbrandt aus der Ukraine, heute mal wieder in Folklore, nickt hysterisch und zustimmend.

Die Nato schickt eine U-Boot-Staffel, schwer bewaffnet, unter dem Kommando-Namen „Fish-Cops“.  Europa telefoniert stündlich mit Mr. President und erste Truppen setzen sich aus Italien und Spanien in Richtung Usedom in Bewegung. Die Russen aber beteuern, sie waren es nicht. Niemand glaubt ihnen.

Nethanjahu beschuldigt die Hamas und fordert den Beistand deutscher Soldaten im Gazastreifen. Der Bundeskanzler ist nicht abgeneigt. Jedoch in Ermangelung von Personal schickt er nur einen Taurus und Toni Hofgleiter.

Eine deutsche Oma aber findet am Strand einen Schnuller in knatschrosa. So einen wie früher auf Fläschchen mit Liebesperlen gepfropft waren. Sie dreht ihn in den Händen und lächelt versonnen.

Ich schnuppere. Es stinkt bestialisch im Raum und ich wache auf, weil meine Dogge neben meinem Bett knallend gefurzt hat wie ein Berserker.



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Kommentare zu diesem Text


 hehnerdreck (07.08.25, 13:51)
Toni Hofgleiter [laut lach] köstlich! Wer weiß, vielleicht züchtet irgend so ein Wahnsinniger einen Hund der weder furzt noch aus dem Maul stinkt.

LG

 Moppel meinte dazu am 07.08.25 um 17:53:
vielleicht lässt sich das auch beim menschen einzüchten, Hehner... :D Danke und lG von M.

 AchterZwerg (08.08.25, 05:52)
"Liebesgrüße aus Moskau" werden immer mal wieder gern gesehen.
Mit oder ohne rosa getünchtes Beiwerk.

Aber dass in Wirklichkeit du es bist, die die herstellt ... Pfui!  :(

 Moppel antwortete darauf am 08.08.25 um 13:46:
:Dtja blindes Huhn findet auch mal'n Bömbchen... GGG und danke, 8 er von M.

 harzgebirgler (08.08.25, 15:06)
:)  :)

so 'liebesperlen' waren beliebt einst sehr
im schnullerfläschen aus der ddr:

https://picclick.de/ORIGINAL-DDR-1-FLASCHE-LIEBESPERLEN-aus-OVP-VEB-167412879317.html

lg vom harzer

Kommentar geändert am 08.08.2025 um 15:06 Uhr

Kommentar geändert am 08.08.2025 um 15:07 Uhr

Kommentar geändert am 08.08.2025 um 15:08 Uhr

 Moppel schrieb daraufhin am 08.08.25 um 18:09:
tja, dann passt's ja...GGG danke Harzer und lG von M.

 Teo (08.08.25, 20:09)
Ach du Schreck!
Und ich habe geglaubt, nur ich schreibe bekloppte Geschichten.
Hofgleiter...Hofgleiter...woher kenne ich diesen Namen?
Ich bin aber doch froh, dass du wieder wach bist.
Besorgte Grüße 
Teo

 Moppel äußerte darauf am 10.08.25 um 10:44:
ich kann mich an meine Träume nicht erinnern, Teo. Dies ist reine Fantasie...GGG Danke und lG von M.

 Saira (11.08.25, 01:00)
Am Ende entpuppt sich die ganze Weltverschwörung als olfaktorischer Albtraum, ausgelöst von einem süßen Mops ... ähem, ich meine von einer großen Dogge mit Verdauungsproblemen. :dizzy:  

Moppel, du beweist: Die größten Katastrophen sind oft nur heiße Luft und manchmal stinken sie einfach nur zum Himmel.
 
Schmunzelgrüße
Saira

 Moppel ergänzte dazu am 11.08.25 um 10:21:
genau so ist es, Saira, aber heiße Luft kann auch recht viel Schaden anrichten... :DDankeschön und lG von M.
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