... von Veza Canettis Buch "Geduld bringt Rosen"¹, denke ich, dass es schade ist, dass manche SchriftstellerInnen weniger Erfolg hatten als andere und in ihrem Fall bekam der Gatte sogar den Nobelpreis, da ging sie in all den Jahren danach völlig unter. Dabei hatte sie die Gabe eine große Erzählerin zu sein, sprachlich liest es sich angenehm und modern, zeitlos.
Aber, darum geht es nicht, vielleicht doch, eher um die Kunst des Erzählens. So sagte der große Verleger S.Fischer sinngemäß, dass manche Bücher wunderbar geschrieben wurden, aber ihnen fehlte die Magie, so lehnte er sie ab.
Manchmal denke ich mir das auch, da sind Geschichten, die Grammatik wurde ordentlich angewandt, die Geschichte wäre auch interessant, aber nach dem Lesen wird nichts, rein gar nichts empfunden. Hierbei kommt der spöttisch gebrauchte Ausdruck "konventionell erzählt" ins Spiel. In Wien würden wir sagen: "stinklangweilig", auch überall "talentfrei".
Sich derart auf das Gefallen zu konzentrieren, das ist zum Scheitern verurteilt.
Veza, zum Beispiel, schrieb "Die gelbe Straße" (Neuauflage: Hanser, 1990), wollte damit sicherlich nicht gefallen, das Buch beginnt mit einer, von Geburt an mit Missbildungen versehenen ("verkrüppelt", sagte man früher, wie ekelhaft die Sprache sein konnte!) Dame im Rollstuhl, die durch Stubenmädchen durch die Gegend gerollt werden musste. Bereits in der ersten Szene stirbt das Stubenmädchen elendig. Die Dame im Rollstuhl wird als Monsterunternehmerin gezeichnet, die erbarmungslos ist. Es geht in dem Ton des Anfangs weiter, die ganze Straße zeigt unwürdige Gestalten, vorallem ehelichen Missbrauch, der einem in die Magengrube schlägt, auch Dienstmädchenschicksale, Diebe und sonstige Gestalten.
Diese Grausamkeiten sind nach ein paar Seiten faszinierend, ein Sog entsteht, vorallem auch durch die sprachliche Brillianz.
Und ja, das Buch hat Glanz, nämlich den des Nachhalls.
Mir, persönlich, missfällt der Drang, überall und immer gefallen zu wollen. Das Liebkind in jeder Zeile heraushängen zu lassen. Der Zuckerschock wird kaum überwunden nach der Lektüre. Da sind mir Vezas lieber, die zeigen, was sie sehen oder gesehen haben und weben das Ganze zu unvergesslichen Geschichten.
Denn eines kann ich verraten - das Buch spielt in Wien - es ist so gewesen, mancherorts sogar heute noch.