Kaum hänge ich in den weichen Lederpolstern des Laufbandes, ärgere ich mich schon. Warum nur hab ich so gedrängelt, als wieder nur drei Leute fliegen konnten?
Ich war doch schon öfter da – und es ist immer gleich: Wir lassen es uns in dieser riesigen Lounge, die der schönen Mall im Lincoln Center gleicht und die mich an Ellis Island erinnert, und wo es auch alles gibt, was das Herz begehrt, so richtig gutgehen.
Okay, wir schlagen uns die Bäuche voll in dieser Anlage aus Glas und Stahl ... um dann wieder zurückzufliegen. Zuhause kann ich sagen, dass ich nun zum dritten Mal auf dem Mond war – obwohl ich ihn in Wahrheit nie betreten habe. Es ist genau wie am 21. Juli 1969, als George Lucas’ Film offiziell gezeigt wurde.
Inzwischen hat man diese schöne Station gebaut. Alles ist vom Feinsten und der Aufenthalt ist wirklich sehr angenehm.
Aber diese beiden anderen Passagiere sind ziemlich blöd. Die Frau kenne ich schon länger. Sie ist zwar ganz in Ordnung und man kann auch mit ihr reden und auskommen. Doch kaum taucht ihr Mann auf, wird auch sie unerträglich in ihrer dümmlichen Arroganz. Dass ich auch immer so ungeduldig sein muss! Nun gibt es für diesmal kein Canceln mehr.
Dank einer Weiterentwicklung der I.N.G.E, der Internationalen Gesellschaft zur Nutzung von Neutrinos, werden die Flüge in immer kürzeren Abständen angeboten und werden auch immer erschwinglicher. Das versöhnt mich ein wenig und lässt mich in Gedanken bereits den nächsten Trip planen. Allerdings nehme ich mir ganz fest vor, erst wieder zu fliegen, wenn ich mit Kevin zusammen sein kann ... dann gibt es wenigstens was zu lachen, denn er ist ein genialer Erzähler.
Vielleicht hat man bis dahin auch das Gesundheitsproblem im Griff und es gibt Anzüge, die die Besucher wirklich vor der Atmosphäre schützen.
Irgendwie wünsche ich mir nämlich nach wie vor, wenigstens einmal einen kleinen Schritt auf den Mond gemacht zu haben. Nicht für die Menschheit – nur für mich.
© 20.08.2010