Geht's noch, Bundeswehr?

Kommentar zum Thema Aktuelles

von  Moppel


 

Monatelang blickte ich morgens beim Hundespaziergang auf das Werbeplakat an der Bushaltestelle, auf deren Bänken ich mich ein wenig ausruhte. Efteling Freizeitpark. Monatelang amüsierte es mich, wie gut doch der Zeichner die Figuren gleich erkennbar als Holländisch hinbekommen hat. Ich bewunderte seine Zeichenkunst.

Heute fängt mein Blick das Foto einer milchgesichtigen Jungengruppe mit Stahlhelm und Gestrüpp auf dem Kopf. Ich denke: Welcher Freizeitpark ist das denn? Ja, komm, um sieben früh, ohne Frühstück und noch halb am Schlafen… Freizeitpark Bundeswehr.

Junge, männliche Wesen mit Schülergesicht, Milchbübchen, die sich gleich am Schulhof auf eine Tüte Chips freuen. Im Tarnanzug. Ich schlucke, denke: Nä, ne?! Beinah hätte der nervige Border meinen Mops gefressen, weil ich so schockiert bin und den Weg nicht scanne. Ich kann meinen Blick nicht abwenden  von diesem Plakat.

Wie magisch tanzen die großen, weißen Buchstaben vor meinen Augen: Wie weit gehst du für unsere  Demokratie? Und ich denke: Vielleicht - so weit die Füße tragen?

Ich erinnere die fanatischen Stimmen aus dem schnarrenden Radio in alten Filmen: Jaaa! Unserrr 24.  Panzerbatallion rrrückt soeben auf Stalingard vor!!! Heil Hitler.

Begriffe wie Kompanie, Batallion, Brigade, Staffel, Batterie, Regiment kursieren in meinem Kopf. Ich habe keine Ahnung, was sie bedeuten. Hab mit Militär nix am Hut. Ich spring auf, stell mich vor meinen Mops und schnauze den Border an. Da erst zieht der dumme Halter ihn zurück. Ist es das? Mut, Stärke, Kampfgeist, das zu verteidigen, was man liebt? Leute, das lernt man nicht bei der Bundeswehr. Das hat man oder hat man eben  nicht.

Wie weit willst du gehen, Milchgesicht? Werde Teil der Truppe, für dich, Für alle. (Plakat). Ey, großes Pathos. Typisch Barras. Sterben für das Land, das du liebst oder selber dafür töten?

Äh, nein!! Ich liebe nur meinen Mops. In diesem Land wohne ich nur. Ach du doch nicht, alte Oma!

Mach, was wirklich zählt!( Plakat). Du willst also nicht? Dann machst du auch nichts, was wirklich zählt. Hui, gehorchst du nicht - Abwertung. Auch typisch Barras. Also doch kein Freizeitpark…

Ich schaue hin auf dieses Plakat. Auf diese aggressive, dreiste Werbung der Bundeswehr. Die junge Menschen in einen Gewissenskonflikt bringen soll, manipulieren. Drängen. So wie damals das schnarrende Radio.

Ein Fall für den Deutsch LK, Themenkreis Werbung. Wie gerne wäre ich dabei, wenn die milchgesichtigen Elftklässler dieses Plakat rhetorisch auseinandernähmen. Zerpflückten in seine widerlichen Bestandteile.

Und wie gern sähe ich, wenn sie anschließend, ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen, eine Tüte Chips am Schulkiosk kaufen und den Inhalt ohne hinzuschauen in sich hineinfuttern würden.

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (03.09.25, 22:57)

Wie weit gehst du für unsere  Demokratie? 


Ja, wo ist denn die Gute? Hat sie sich im Grünen Tann, oder im Abendrot versteckt? Vielleicht mal suchen? Wer suchet, der findet?
Recht unwahrscheinlich.    8-)

LG Irene

 Moppel meinte dazu am 04.09.25 um 12:11:
lb das noch demokratisch ist, als Bundeswehr solch ein Plakat aufzuhängen? Kann ich nicht beantworten, liebe Irene.
Es ist sprachlich ziemlich perfekt gemacht.. Profis der Manipulation.
Darum ging es mir. Wie tief kann anstandsmäßig ein Land fallen?
Danke dir und lG von M.

 LotharAtzert (04.09.25, 10:12)
Moppel, wir sollten uns zusammentun: Du stehst auf Mops und ich auf Möpse  :D  :ermm:

 Moppel antwortete darauf am 04.09.25 um 12:14:
ich bin mir nicht sicher, Lothar, ob wir "astrologisch" zusammenpassen. Der Mops war ja hier nur ein Symbol., fpr das, was man mitnehmen kann, wenn man geht. Natürlich liebe ich meine Kinder, meinen Mann...
Das Plakat hat mich echt schockiert.
Gibt es nicht Grenzen, auch für die Politik?
Danke und lG von M.

Antwort geändert am 04.09.2025 um 12:15 Uhr

 harzgebirgler (04.09.25, 18:12)
je stärker die wehr
desto abschreckender
für möchtegernzaren
und ihr machtgebaren.


lg vom harzer

 Moppel schrieb daraufhin am 04.09.25 um 18:17:
immer geht dem Krieg Hetze voraus,
um den Feind zum Feind zu machen.
Würden sie all die Wort zum Frieden nutzen...
danke, Harzer und lG von M.
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