Schwarze Schafe

Gedicht

von  GastIltis



Der Räuber hat im ganzen Land
im Grunde keinen guten Stand.

Sein Job ist schwer und kostet Zeit.

Sehr hart ist auch die Nachtarbeit.

Meist hat er nicht sehr viel davon.

Man gönnt ihm kaum den Mindestlohn.

Er plündert, raubt, ist eingebrochen.

Aber sonst ist er ehrlich bis auf die Knochen.



Der Missionar gilt allgemein

als ein Subjekt mit Heil’genschein.

Einstmals, da galt er als Verkünder,

heut spricht man von ihm als Erfinder

der Stellung, die nach ihm benannt.

Mehr Gutes ist gar nicht bekannt.

Die Sitten der Völker hat er versaut.

Aber sonst ist er eine ehrliche Haut.



Der Heiratsschwindler kommt dagegen

der Damenwelt zunächst gelegen.

Dabei bringt er viel Feingefühl

und noch mehr Charme diskret ins Spiel,

bis er abrupt das Weite sucht,

zwar unbeweibt, doch gut betucht.

Er hat geschmeichelt, beglückt, versprochen.

Aber sonst ist er ehrlich bis auf die Knochen.



Der Journalist schreibt gegen Geld,

was so geschieht auf dieser Welt.

Ehebruch, Morde, Gift und Gas:

die Leser haben Höllenspaß,

falls sie nicht selbst betroffen sind.

Manch Schreiber ist, ganz offen, blind.

Er übertreibt, er lügt und klaut.

Aber sonst ist er eine ehrliche Haut.



Der Größte ist der Rechtsanwalt.

Ihn lässt das fremde Leid nicht kalt.

Für seinen Rat nimmt Gut und Hab

er dem Klienten erst mal ab.

Und dann wird das Gesetz gebeugt,

im Zweifelsfall wird falsch bezeugt.

Die Kasse stimmt, Recht wird gebrochen.

Aber sonst ist er ehrlich bis auf die Knochen.



Ein Mann trägt gerne Nadelstreifen

und ist als jemand zu begreifen,

der, wenn man es ihm nicht verwehrt,

sein Haben unbegrenzt vermehrt.

Erst einmal fälscht er die Bilanzen,

dann schreibt er ab und zwar im Ganzen,

was er mit fremdem Geld gebaut.

Aber sonst ist er eine ehrliche Haut.



Von jeder Zunft das schwarze Schaf

sind diese Herrn. Der Rest ist brav.

Und der liegt zwischen null und hundert

Prozent. Wen aber wundert

der Anteil jedes dieser Herrn?

Das zu erforschen, liegt uns fern.

Nur eins steht fest: wir sind die Doofen.

Der Rest der Welt sind die Ganoven.



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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (09.09.25, 13:18)
Moin Gil,
dem Reinen ist alles rein.

Sei dir gewiss alles hat zwei Seiten
es wäre Dummheit dieses zu bestreiten
man muss sich nur die Mühe machen
dann sieht man auch die guten Sachen

Den andern was ans Bein zu binden
geht schnell und lässt sich sicher finden
doch frag mal den der was versteckt
er sagt dir es ist für 'nen guten Zweck

Herzliche Grüße
TT

 GastIltis meinte dazu am 09.09.25 um 17:03:
Lieber Tasso,

im Sinnbild jeder reinen Seele,
(die ich vergaß, groß zu erwähnen),
da schlummern unbewusst Befehle,

das heißt mehr Wünsche und ein Sehnen, 

genau ein Hoffen nach dem Neuen,
das man getrost dem ewig Schlichten
benutzt vertraut, ohn zu bereuen.
Ich werd demnächst davon berichten. 


Sei vielmals gegrüßt in alter Frische von Gil.


 plotzn (09.09.25, 14:58)
Mein lieber Gil,

der Dichter, ums noch zu ergänzen,
kennt bei der Wahrheit keine Grenzen,
er übertreibt und fabuliert,
bis sich die letzte Scham verliert,
selbst altbekannte Regeln bricht er:
Du bist für mich der größte Dichter!

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis antwortete darauf am 09.09.25 um 16:45:
Hallo Stefan,


die Negation der Negation
verliert in der Unendlichkeit
wohl ihren allergrößten Sohn
im Sinnbild der Verständlichkeit.


Mit Dank für deine einsichtsvollen Worte grüßt Gil.

 Didi.Costaire (09.09.25, 15:51)
Hallo Gil,

das hast du sehr eindrucksvoll dargestellt.

Was gilt schon die Ganovenehre?
Sei ährlich wie ein Butterbrot?
Nein, Haut und Knochen und Gewähre
und Schwüre auf die Mutter (tot).

Beste Grüße,
Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 09.09.25 um 16:39:
Lieber Dirk,


du bist mit Sesamöl gewaschen,
gesalbt, gesegnet und geheilt.
Es öffnen sich dir Flaschen/Taschen,
der Dank erscheint, er weiß, es eilt!


Von Herzen Gil.
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