Wald

Gedicht zum Thema Leben

von  mathis

I

Du blickst auf. Über leuchtenden Meeren
liegt vergossen ein halbes Entbehren.
Bücher, Glossen - Notate versehen
sie mit Nichts - dann das reine Verstehen.

II

Sich verschränken in welligen Weiten;
nur ein Schauen, ein suchendes Gleiten
sanfter Finger auf rauhen Konturen -
hier das Meer, dort die sandigen Spuren;
hier die Kerker des schlingenden Nu,
dort die reissenden Tiefen des Du.

III

Sich den schweigenden Schluchten entwunden,
mit den Schlangen der Tiefe verbunden,
schrieb dein Herz in die blutende Erde
das Gebot von vergehe und werde,
schuf dem schattigen Urwald der Triebe
sonnenglänzende Felder der Liebe,
schrieb verzweifelte Not,
schrieb das Lächeln im Tod.

IV

In den Wirbeln der Atmosphäre
liegt die Mitte in Ruhe, als wäre
ein Besinnen, das alles begleitet
wenn das Innen zum Kosmos sich weitet.
Wenn die tosenden Fälle verstummen,
lauschst du still auf ihr heimliches Summen.

V

Die Gravuren des Lebens beschrieben
deine Haut, doch was ist dir geblieben?
In dir taut schon die schlummernde Weise
von dem Anfang am Ende der Reise.
Als ergraute Gestalt ziehst du leise und alt
deine Spuren zum mooswarmen Wald.


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