Chaordnung

Tragödie zum Thema Fehler

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Das Metagalaktische Interlesbium

Warum wurde die Geschichte von Jason Walton May zum Urmythos des Westens? Weil je weiter die Staatenordnung um sich griff, mehr und mehr Unordnung in die Welt kam. Die Staaten stritten untereinander um Länder und Passagen, selbstinnerhalb um Legitimität. Und die Streitfragen wurden auf dem Schlachtfeld entschieden. Die Ordinaren verloren die entscheidende Schlacht gegen die Venger 1361, doch diese gerieten selbst durch die Serpedier im Nordosten und die spontan einfallenden Nomaden im Osten unter Druck. Die Ordinaren mussten nach 49 Jahren Gewaltherrschaft aus Preteria fliehen, stellten aber seit 1316 das Personal für den Königshof in Baryxtaw, wo ihre Dynastie bis 1461 überdauerte, bis eben Yuzia von Sinpustan erobert wurde.


Die nordischen Reiche waren der Osten des Westens: weitläufig und weitgehend menschenleer. Der edelischen und kerischen Invasion südwärts ging die Expansion des nordischen Klimas voraus: es war von ungefähr 1180 bis etwa 1310 recht warm, und danach für ein Jahrhundert immer kälter. Noch kältere Kälten kamen nach den wechselhaften Jahrzehnten von 1415 bis 1460, mit außergewöhnlich warmen Jahren zwischendurch. Bis etwa 1680 blieb es fast durchgehend kalt, dann wurde es in Wellen wärmer, und ab 1740 stiegen die Durchschnittstemperaturen, abgesehen vom Absturz Ende der 1790-er, sukzessive an. 


So weit, so narrativ langweilig. Das Klima im Westen war optimal für bäuerliche Angelegenheiten also nur im 13. Jahrhundert, dann 1740-1795, 1800-1850, 1870-1915, oder so ungefähr. Das 20. Jahrhundert fiel bekanntlich gemäßigt aus, mit sich häufender majestätischer Bewölkung, und seit den 1990-ern ist das Klima kaum anders als einfach nur schön zu bezeichnen; das Wetter ist zum symphonischen Orchester der Licht- und Luftharmonie geworden, jeder Tag ist eine Feier der kosmischen Negentropie geworden. Das Lhieh des Schönen ist auch ein naturgeschichtliches Ereignis.


Die Auslese der Schrecklichsten unter den Staaten im Osten vollzog sich durch das Erstarken Sinpustans im 15. Jahrhundert endgültig. Der Süden des Ostens wählte die Ordnung der Gewalt. Der ferne Osten blieb unter überwiegend priesterlicher Herrschaft und weitgehend naturbelassen. In der Tundra des Großen Nordens herrscht, streng genommen, bis heute keine Staatsordnung, es ist nur formal verwaltetes Gebiet und gehört der Natur. Das Bergland, insbesondere das Dach der Welt hat nie anders gelebt als im Einklang mit dem Lhieh, und brachte Kulturen und Zivilisationen ohne Staaten im engen Sinne hervor. 


"Wenn nicht jeder Anblick, jeder Atemzug unmittelbar und sprachlos vermittelt, dass die Welt gut ist, dann ist sie nicht gut. Ich schaue und atme gern. Ich wollte nie alt werden und sterbe mit 81". Alien Dark, 1800.


Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online: