Zweites Ich

Text zum Thema Verfolgung

von  Oggy

Der aktuelle Kreml-Machthaber wird von Tag zu Tag paranoider. Die Bedrohung wird anscheinend immer bedrohlicher, die Konferenzräume samt der darin angespitzten Bleistifte werden immer ähnlicher, die Sicherheit wird immer sicherer, die Tische werden immer länger, die Vorkoster immer fetter, die bis auf die Zähne bewaffneten, immer zahlreicher werdenden Leibwächter werden immer leiblicher und müssen dabei beinahe täglich neue Leibesübungen machen, die Transportpanzer werden immer gepanzerter, die Schutzschilde immer schützender, die Scharfschützen immer schärfer, die Störsender immer störrischer, die fliegenden Festungen immer festlicher, die Aufzeichnungen immer bezeichnender, der Glaube immer ungläubiger, die Geheimunterlagen immer geheimnisvoller und geheimer, das Botox immer toxischer, der Zweifel immer zweifelhafter, das Mißtrauen immer mißtrauischer, die Verdächtigen immer verdächtiger und ständig muß er zufällig und trippelnd die (meist ihm selbst unbekannten) Standorte wechseln unter Verwendung zahlreicher Doppel- und zumindest Tripelgänger. Man fragt sich unwillkürlich, wie er da noch durchblickt. Am allerwenigsten würde er einem vertrauen, der so gerissen ist wie er selbst.


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