sie ahnten nicht, was sie erwarten würde!
es war ein kalter januarabend, an dem
sie sich näher kamen.
es war liebe im spiel und die säfte flossen.
meine existenz hing nur noch von einer
einzig kleinen tatsache ab.
...und sie blieb liegen! - schlief ein!
ich hatte es geschafft. jetzt hatte ich raum
und höchstens neun monate zeit genug, um mich
zu entwickeln.
jene momente der ruhe vermisse ich jetzt noch
sehr oft.
ihre stimmen, so sanft.
doch die musik fand ich grausam.
wie oft sie sich übergeben musste, wegen mir?!
ich mag nun einmal kein fleisch!
sobald ich denken konnte, dachte ich auch!
meine erste frage entstand bereits im mutterleib.
wer bin ich?
das mag trivial klingen.
es gibt wahrscheinlich keinen, der sich diese
frage nicht schon einmal gestellt hat.
das ausschlaggebende hier ist jedoch der
zeitpunkt, an dem sie gestellt wurde!
nun waren es nur noch wenige stunden.
bald würde ich erfahren, was es heißt,
ein oktoberkind zu sein.
* * * * *
ha...so hatte ich mir den eintritt in
die realität natürlich nicht vorgestellt!
ich wurde doch tatsächlich verletzt! - mit einem spitzen gegenstand, der
eigentlich die aufgabe hatte, die fruchtblase
zu durchstoßen.
nein! - es tat nicht weh! - zumindest kann ich
mich an keinen schmerz erinnern.
was mich jedoch störte, und ich weiß das heute
noch so gut wie damals, war dieses ganze blut.
überall war es.
ich konnte nur die hälfte sehen und meine frage
nach dem sein, verschob sich das erste mal
in den hintergrund.
wo waren wir stehen geblieben?
ach ja, das blut!
es schmeckt fürchterlich, wenn es einige minuten
alt ist!
ich bekam sie nicht gleich zu gesicht.
das war die geburt meiner ersten wut.
warum durfte ich sie nicht sehen?
mein blick konnte damals schon töten!!!
mit einem laienhaft gewickeltem verband
um den kopf, hatte ich es letztendlich doch
geschafft, ihr in die augen zu schauen.
man legte mich an ihre brust und ich bediente
mich meiner ersten oralen nahrung.
lange hatte ich jedoch keine freude daran.
da war wieder dieses blut - überall.
was hatte ich getan?
...und das erste mal hörte ich DEINE stimme:
"DU TRÄGST KEINE SCHULD: ICH WAR ES!"
wer war das? bin ich jetzt schon VERRÜCKT?
und wieso kenne ich die bedeutung von diesem wort?
der komplette wortschatz ist vorhanden - seltsam!
wieder reißt man mich weg von ihr.
"Sie hat tatsächlich schon Zähne, zwei Stück!",
konnte ich noch von einer schwester hören,
bevor ich ,ohne vorwarnung,
für stunden einschlief....
....mein körper regt sich kaum.
das ist wohl so, wenn man schläft?!
mein geist jedoch ist hellwach.
und ich bin nicht allein.
DU bist da. - ich erkenne DICH wieder.
DEINE stimme hat DICH verraten.
wer bist DU?
.....
o.k, andersrum:
weißt DU, wer ich bin?
.....
wieso antwortest DU mir nicht?
dann geh doch!
was willst DU überhaupt hier?
dies ist mein revier!
"SO LEICHT KANN MAN DICH REIZEN?"
ach, auf einmal!
was ist das für ein spiel?
ich bin kein normaler mensch - das weiß
ich! - aber was unterscheidet mich von
all den anderen kleinen wesen hier?
"DU BIST NICHT ALLEIN. ABER DAS
HAST DU DOCH LÄNGST SELBST ERKANNT!"
wieso besitze ich nach wenigen minuten
meines erden-daseins schon das gesamte wissen
eines menschens, der sein leben längst gelebt hat?
"WEIL ICH AUCH HIER WOHNE. WIR
BENUTZEN DASSELBE GEHIRN."
wer, nein WAS bist DU?
"WIR HABEN NOCH SO VIEL ZEIT.
NIMM DIESEN TRAUM VON MIR - ER WIRD DICH
FÜR EIN PAAR STUNDEN BERUHIGEN!"
~...ich fliege... das wasser ist warm und ich
habe kein bedürfnis nach der lebensnotwendigen luft zu schnappen. eine strahlende unterwasserwelt
umgibt meine sinne. als hätte ich das denken verlernt, schwebe ich einfach so dahin...~
-->FiLmRiSs!!!
"Und vergiss nicht die Fenster zu schließen!",
vernahm ich kurz. die schwestern hatten
schichtwechsel.
zurück zu DIR!
wo bist DU?
wo ist mein traum?
-> ich war längst wach!
"wo bist du?" wollte ich rufen.
aber mein körper konnte noch nicht mit
worten umgehen.
mehr als einen kläglichen schrei brachte
er nicht zustande........
sechs augen starrten mich an und
versuchten alles, um mich zu beruhigen.
ich ließ mich darauf ein und gab
ihnen, was sie erwarteten:
ein friedlich schlafendes, 80minuten-altes kind....
....DU bist noch immer da,
doch Du lässt mich allein.
die erinnerung hast DU mir genommen.
all das ganze wissen muss ich nun neu
erlernen - eigene erfahrungen sammeln!
mein derzeitiger wortschatz ist ein witz
gegen den, welchen ich noch vor zwei jahren
besaß.
er ist nicht verschwunden - nein!
aber ich habe keinerlei zugriff mehr darauf!
DU sprichst schon lange nicht mehr mit mir - nur
manchmal gibst DU mir den ein oder anderen
geistesblitz, und bewahrst mich dann davor,
einen großen fehler zu begehen, der mein, nein:
UNSER leben gefährden könnte.
ich würde DIR gern sagen, dass ich das
ziemlich egoistisch finde!
aber der teil meiner mir zugeordneten
gehirnhälfte kennt dieses wort noch nicht.
-> oder besser gesagt: nicht mehr......
..... und ich spiele.
viele bunte bausteine liegen vor mir und
ich versuche vergeblich, sie akkurat
übereinander zu stapeln.
diese kleinen tollpatschigen hände bringen
aber auch nichts zustande!
..... und ich schreie
-> schon ist sie da - MAMA!
und sie baut mir einen turm, der fast
so groß ist wie ich.
was sie alles kann?!
siehst DU das auch?
bist DU da?
PASS AUF, ICH ZEIG DIR WAS!:
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..... und zum ersten mal übernahmst du die
gesamte kontrolle über meinen körper.
wahnsinn!!!
da hast du doch tatsächlich ein
originalgetreues abbild des eiffelturms aus
meinen bunten bauklötzern zusammengesetzt!
MAMA hat alles gesehen und traute ihren augen
nicht.
als sie mit offenen armen auf DICH zukam,
bist DU einfach verschwunden. so schnell konnte ich mich nicht fangen und stolperte über DEIN
kunstwerk und zerstörte alles.
keiner hat es ihr geglaubt.
"Mütter übertreiben gerne, wenn es um
ihre Kinder geht.", hieß es nur.....
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....heute denke ich noch oft an DICH zurück und ich weiß jetzt auch,
dass DU nie etwas böses wolltest. schade, dass DU gegangen bist....
