-- nichts --

Kurzgeschichte zum Thema Illusion

von  jds

--  nichts  --


[leise] nein.
[lauter] nein, ich weiß es nicht
[leise] nein
[halblaut] nein
[sehr laut] ich weiß es nicht

Gut. Noch einmal von vorne. Das letzte oder das erste, wie man es nimmt, also das letzte an das ich mich erinnere ist diese türe. Eine türe die etwas offen steht und durch diesen spalt scheint licht. In diesem moment nahm ich wahr, dass ich von völliger dunkelheit umgeben war. Meine rechte hand lag auf einem geländer, ein holzgeländer, mit einer leichten wölbung nach oben und runden einbuchtungen links und rechts in die sich die finger sanft einschmiegen. Mit der anderen hand öffnete ich die türe ein weiteres stück um hinaus zu sehen.

[laut] nein, wie oft denn noch
[etwas lauter] ich weiß nicht wie ich dahin kam und ich habe es auch nicht geträumt
[noch lauter] nein ich bilde es mir auch nicht ein

Im ersten moment war ich durch das licht geblendet und konnte nicht sehen was vor mir war. Als ich hinter mich schaute sah ich zwei drei treppenstufen, die nach unten führten, weiter reichte der lichtschein  nicht. Ich hielt mich mit der rechten hand weiter am geländer fest und suchte mit der linken nach einem lichtschalter. Ich fand keinen.
Da ich immer noch von dem lichtschein der durch die türe fiel geblendet war, tastete ich mich einige stufen nach unten bis dann mein fuß keinen halt mehr fand. Es gab keine weiteren stufen mehr, es ging steil nach unten ins bodenlose. Es gab nur diesen lichtschein, der als schmaler streifen durch die einen spalt weit geöffnete türe drang. Dieser lichtschein, der die treppe zwei drei stufen weit nach unten erhellte. Ansonsten war es dunkel, finster, schwarz, schwarz und undurchdringlich.

[laut] nein ich habe mir das nicht ausgedacht
[gereizt] ja ich habe sie gezählt, es waren neun stufen
[laut] nein da war nichts mehr
[sehr laut] nein, wie oft denn noch, nichts, leer, nichts

Weiter? Gut. Ich ging wieder zwei drei stufen nach oben und machte einen schritt zur seite, nach links, bis mein rechter arm ganz ausgestreckt war, mit der hand hielt ich mich weiterhin am geländer fest. Ich streckte den linken arm aus und versuchte eine wand, eine mauer oder überhaupt etwas zu ertasten. Ich lies das geländer los und machte auf der treppenstufe kleine schritte nach links und auch hier kam das nichts, keine wand und auch kein geländer. Auf der linken seite der treppe gab es kein geländer, es ging ins leere. Die treppe hörte auf, auch hier ging es nach unten, ging es ins nichts.
Ich brauchte zwei große und einen kleinen schritt um wieder auf die rechte seite zum geländer zu gelangen.

[laut] ja ich hatte angst

Ich hielt mich wieder am geländer fest und ging nach oben. Meine augen hatten sich an das licht gewöhnt, ich öffnete die türe vollständig

[gereizt] ja die türe ging nach innen auf, ich musste eine stufe zurück treten um sie vollständig zu öffnen

Ich öffnete die türe und schaute mich noch einmal auf der treppe um. Weder links noch rechts war etwas erkennbar der lichtschein verlor sich im nichts. Ich ging die letzte stufe nach oben. Die türe führte in einen runden raum. Ringsum befand sich eine türe neben der anderen.

[laut] nein es waren zwölf, dass habe ich aber auch schon einmal gesagt. Zwölf, es waren mit der türe in der ich stand zwölf

Im abstand von zwei großen schritten also etwa zwei meter folgte tür an tür.

[laut] wie, etwas gehört
[lauter] nein, ich habe nichts gehört
[noch lauter] nein ich habe diesen raum vorher noch nie gesehen

Die wand zwischen und oberhalb der türen und auch die decke war weiß, nein kein richtiges weiß, etwas schimmerndes. Es leuchtetet, es füllte den raum mit licht ohne dass ich eine lichtquelle, eine lampe entdecken konnte. Auf dem boden lag linoleum, grau und schon sehr abgenutzt.

[verzweifelt seufzend]  nein nicht überall abgenutzt, nur auf den wegen zwischen den türen
[laut] stumpf, der boden sah stumpf aus. Matt, an den anderen stellen glänzte er

Es sah aus wie trampelpfade, die von einer tür zu einer anderen türen führten.

[laut] nein, bögen es waren bögen
[leise] es waren bögen, viele bögen, ein muster

Kleine bögen zu den türen rechts und links neben einer tür, ein größerer bogen zu den nächsten türen, ein noch größerer bogen zur nächsten nur zur den gegnüberliegenden türe gab es eine gerade linie. Und überall schnittpunkte, kreuzungen, ein muster.

Die türrahmen und die türen waren aus einem dunklen holz. Die rahmen waren mit einem profil verziert, ein profil wie bei einem eingangstor einer kirche  nur immer wieder unterbrochen von geometrischen figuren die in das holz geschnitzt waren und die über den rahmen herausragten. An den beiden oberen ecken waren diese verzierungen besonders ausladend, in der mitte über der türe war eine art muschel geschnitzt. In dieser muschel befand sich ein symbol, ein kreis mit linien darin, die linien wie auf dem fußboden.

[genervt] ja es sah alles gleich aus, jede türe wie die andere

An den türen waren drei kassetten angebracht, ungefähr zwei handbreit von den seiten und ein handbreit zwischen dan kasetten die mittlere kassette war nur halb so hoch wie die untere und die obere, diese hatten die gleiche höhe. In der mittleren kassette war ein kleines rechteck zu sehen, ein helles rechteck. An den rändern rechts und links dieses rechtecks waren kleine löcher, wie von einer schraube oder einem nagel, als ob an den türen einmal schilder angebracht waren.

[laut] nein, an der türe aus der ich kam gab es auch kein schild mehr

An den linken seiten der türen befand sich die türklinke, aus messing oder einem anderen metall. Sie sahen aus wie ein gespiegeltes und nach links gekipptes 's', etwas langezogen und am rechten ende des bogens oben mit einer kleinen kugel versehen, die kugel sah auch matt und abgenutzt aus, als ob sie schon sehr oft angefasst wurde.

Ich stand eine ganze zeitlang in dieser türe aus der ich kam und schaute mich um, sah die türen an, jede einzelne, es sah eine aus wie die andere. Ich schaute auf dieses muster auf dem fußboden, versuchte zu verstehen., ich versuchte zu verstehen, mich zu erinnern wie ich hierher kam, was bedeutet dieses muster auf dem boden, was sind das für türen. Was ist das für eine treppe, eine treppe ins nichts. Kam ich aus dem nichts, kam ich von unten oder kam ich von oben. Ging ich schon eimal durch diese türe und war nun wieder auf dem rückweg. Diese finsterheit, und das licht, woher kam das licht.

[fragend] ich hatte etwas an, ein hemd, hose, socken und schuhe
[laut] nein, keine jacke, es war nicht kalt
[verwundert] nein, eine uhr hatte ich nicht
[laut] nein ich weiß es nicht
[sehr laut] ich weiss nicht wie lange es gedauert hat

Ich zog meine schuhe aus. Einen schuh klemmte ich zwischen rahmen und meine türe damit diese nicht zufallen konnte damit ich wusste wo ich herkam oder durch welche türe ich schon gegangen war, welches meine türe war. Dann ging ich von tür zu tür, immer auf diesem kleinen bogen laufend. Vor jeder tür blieb ich kurz stehen. Ich legte mein ohr an das holz um zu lauschen, zu hören ob irgendwer, irgendwas hinter dieser türe ist.

[laut] ich habe nichts gehört
[sehr laut] nein nichts, es war still
[normal] nein, es war auch kein luftzug zu spüren

Ich lief von tür zu tür, erst die kleinen bögen, dann die größeren, die bögen zur dritten türe links und rechts, dann zur vierten und fünften.
jeden bogen bin ich abgelaufen, jede linie, die geraden bis auf eine, bis auf die linie, die zu der türe gegenüber meiner türe führte.

[laut] nein, ich bilde mir das nicht ein, ich bin nicht verrückt
[sehr sehr laut] ja ich habe nur diese türe göffnet



erst meinte er
es seien halluzinationen
doch dann
schlug die treppe
auf der er gerade ging
wieder wellen
wurde weich
begann zu schmelzen
und auf einmal
war sie weg
die treppe war weg
aufgelöst
alles war verschwunden
es war nicht hell
aber auch nicht finster
es war sonderbar
und er stand da im nichts
auf einer
verschwundenen treppe



jens schreblowsky  -- alletagekunst -- 10.04.2005

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 warmeseele01 (03.11.05)
eine gut beschreibung des leben aber nichts ist es doch nicht
auch wenn es so scheint ist es auch alles, wie ich es sehe
gefällt mir gut das ding ,verneigend wärmegruss ,tom
Desdemona (42)
(28.01.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 jds meinte dazu am 28.01.06:
hallo desdemona,
gaensehaut, wow . es wirkt tatsaechlich.
vielen danlk.
ich mach noch ne grafik mit den linien und sag dir dann bescheid evt werd ichs noch als hoertext reinstellen, dann gibts noch mehr gaensehaut...
grueszle
jds
C.S.Steinberg (43)
(24.07.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (06.07.22, 16:29)
Willkürliche Zeichensetzung, völlig willkürliche Groß- und Kleinschreibung, daher leider unlesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram