herbstidyll

Kurzgeschichte

von  jds

herbstidyll

Es ist ende september und es wird gerade dunkel, fast schon habe ich den einfall bereut, mich oben auf dem pass bei einer kleinen austretpause still zu verkrümeln. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Das klappern des kleinen fiats dröhnte mir noch immer in den ohren, schlimmer war aber mario, ick fahre zurück nach deutseland, mache gut arbeiten in fabrike von mercedes isse ville besser als fiat aber isse nix italia abber nexte jahr ich mache rente und dann fahre zurück nach italia mit eine mercedes. Soweit war er ja noch ganz nett. Kurz nach innsbruck gab er  mir dann eine knoblauckzwiebel in die hand, brach sich eine zehe davon heraus und begann die dünne schale durch reiben zwischen den handflächen zu lösen. Der fiat hatte einen leichten linksdrall und näherte sich gefährlich der gegenfahrbahn, was wiederum ein entgegenkommender fahrer mit nervösem hupen quittierte. Mario warf die schalen aus dem geöffneten seitenfenster, schob sich die knoblauchzehe in den mund und lehnte sich hinaus um dem huper eine kanonade schimpfwörter hinterherzuschicken. Und schimpfen können sie, die italiener. Arslocke meinte mario, hielt das steuer wieder fest und fuhr auf die rechte seite der strasse zurück. Von da an wünschte ich mir er würde jetzt schon einen mercedes fahren.
Als mario wieder nach der knolle griff, popelte ich für ihn eine zehe heraus, schälte sie zwischen meinen handflächen und gab sie mario. Der meinte nur kauend zu mir, du auch esse, is gut für blut und frauen. Ich lehnte dankend ab. Worauf mich mario ansah und mir einen nach knoblauch duftenden italienischen wortschwall ins gesicht schnaufte, von dem ich nur nur: nix problemo, isse noch viele knoblauch in tasche und werde viele böse verstand. Nachdem mario mich noch immer fragend anschaute und auch weiter keine anstalten machte auf die strasse zu sehen, begann ich eine weitere zehe aus der knolle zu brechen und zwischen den handflächen die schale zu lösen, um dann die dünne haut abzuziehen. Erst als ich mario kauend anlächelte, schaute er wieder geradeaus, um im letzten moment einem laster auszuweichen, der uns entgegenkam, arslocke schrie ihm mario, aus dem seitenfenster gelehnt, nach und wieder zu mir geneigt, isse gesund für blut und fraue, du wisse schon, mache bambinos, habe 10 bambinos gemacht mitte drei fraue, isse gut. Da ich zur zeit keine frau in ausicht hatte und mir mit den bambinos auch noch nicht so sicher war, hielt ich nicht sonderlich viel von marios wundermedizin, und wahrscheinlich würde sich in den nächsten zwei wochen so auch keine frau für mich mehr interessieren.
Ich lief also auf einer kleinen seitenstrasse nach unten, keine ahnung, wo ich mich befand und keine ahnung, wo diese strasse hinführte. Ich hatte auch schon fast die hoffung auf eine unterkunft, und wenn es ein heuschober gewesen wäre, aufgegeben, als ich durch die dämmerung die lichter einiger häuser sah.
Ein kleines bergdorf, irgendwo zwischen bayern und österreich.  Nicht dass ich die bayern besonders mag oder bergdörfer, aber die bayern doch noch mehr als die östereicher. Das liegt sicher an gustav, einem verrückten österreicher aus wien, glaub ich, mit dem fuhr ich von rom nach innsbruck und der erzählte die ganze fahrt über österreicherwitze.
Vranitzky ruft bei Kohl an, und beschwert sich darüber, dass die Deutschen immer über die Österreicher lachen und fragt an, ob die Deutschen nicht mal was ganz Dummes machen können, damit auch die Österreicher mal über die Deutschen lachen können. Kohl willigt ein und lässt mitten in der Sahara eine riesengroße Brücke bauen. Die Österreicher amüsieren sich köstlich. Nach einer Weile ruft Vranitzky wieder bei Kohl an, bedankt sich und sagt, die Brücke könne wieder abgerissen werden. Daraufhin meint Kohl: "Das geht nicht. Die Brücke ist voller Österreicher, die dort angeln wollen.“
So ging das in einem fort, ein witz nach dem anderen.
Ich ging auf die häuser zu und hielt es für eine fügung von oben, als am gartenzaun des zweiten hauses ein mit kugelschreiber gemaltes schild ‚zimmer frei’ zu sehen war. Auf mein läuten öffnete eine ältere frau mit schürze und kopftuch. Ja für 10 mark ist das zimmer zu haben, früchstück gibt’s um acht und waschen kann ich mich in der küche. Ah sia mögns knoblauch strahlte sie mich noch an. Das zimmer war gerade groß genug für ein bett, einen nachttisch und zwei kleiderhaken an der wand. In der nacht träumte ich von österreichern, die schlange standen, um mir knoblauchzehen in den mund zu stopfen.
Um halb acht weckte mich ein bummern an der türe. Um acht gibt’s früstück und ob ich ein weiches ei möchte.
Auf dem küchentisch stand alles hergerichtet, zwei eier, ein korb mit brot, eine schüssel mit einem weissen klumpen, wahrscheinlich butter, ein honigtopf und ein krug mit frischer milch, auf der eine gelbgrünliche schicht schwamm. Ich ging zum spülstein und spritzte mir etwas wasser ins gesicht, als die bäuerin mit einem krug hereinkam und ihn mit einem glas auf den tisch stellte. Frischer apfelmost, meinte sie, und schenkte das glas voll.
Ich musste an marion denken. Marion traf ich auf sizilien, wir hatten uns an einem abend am strand kennengelernt. Am nächsten morgen saß sie beim dem trockenen italienischen frühstück und hatte irgendwie ein glas apfelsaft ergattert, auf meine frage, wo sie den saft herhabe, meinte sie nur, das ist kein saft, ich habe sie dann auch nicht wieder geküsst.
Da ich mir noch immer nicht sicher war, ob ich schon in bayern oder doch noch in österreich war, fragte ich meine wirtin, ob sie wisse, warum die österreicher vor dem wc immer die türe abhängen. Junger mann, des is a ganz oifache sach dös kann i ihne sagn, damit koiner durchs schlisselloch eini schaut.
Auf meine frage ob es denn hier in der gegend etwas besonderes zu sehen gäbe, meinte sie nur, na dia berg hald und ob ich denn schon lange unterwegs wäre, meine haare könnten schon mal wieder einen guten schnitt vertragen. Da wurde mir erst bewusst, dass ich schon seit einem dreivierteljahr nicht mehr beim friseur war. Auf meinem zimmer nahm ich mir dann eine nagelschere und versuchte, etwas ordung in meine frisur zu bringen.
Den Vormittag erkundete ich das dorf und alle denen ich begegnete schauten mich so sonderbar an. In dem kleinen dorfladen besorgte ich mir etwas brot und wurst fürs Mittagessen um mich dann auf eine wiese zu legen um mich von den letzten warmen sonnenstrahlen des jahres streicheln zu lassen.
Abends ging ich in die dorfschänke, als ich eintrat war auf einmal alles still und 10 oder 15 männer in arbeitsjacken und hosen, alle mit hut auf dem kopf, schauten mich wieder so sonderbar an. Ich trank ein bier und ging wieder zurück zu meiner unterkunft. Meine wirtin stand in der küche und schlug die hände über dem kopf zusammen als sie mich sah, mei bua wia schaust dua denn aus, bist undern mähdrescher kommen oder was. Ich fragte sie nach einem spiegel und war dann von meinem anblick selber entsetzt.
Am nächste morgen schickte sie mich dann zu dem dorfladen, der alois der würde das schon wieder richten, einen gruß von der möckerts erna soll ich ihm sagen, dann würde er mich auch gleich drannehmen.
Nachdem ich den gruß ausgerichtet hatte, zeigte mir alois einen schreibtischstuhl mit rollen, der vor einem halbblinden spiegel stand. Für herren nehmens doa platz. Er warf mir einen umhang über und ich wollte ihm gerade meine vorstellung des haarschittes vermitteln, so in der art brad pit, als ich ein starkes brummen gefährlich nahe an meinem ohr vernahm. Ich verschluckte die frage ob er brad pit kenne und ergab mich meinem schicksal. Mitten in das summen des rasierers fragte mich alois ob ich den schon kenne:
Kommt ein Österreicher in'n Baumarkt: "Bittschön, I hätt gern an fümfer un an dreier Bohrer, i wüh a ochter Loch boahn. "Antwort des Verkäufers: "Nehmen's doch zwa vierer, na brauchen's net umspannen..."
Er lachte laut auf und hätte mir fast das ohr abgefräst. Als ich mich dann im spiegel ansah schaute ich gar nicht so schlecht aus, zumindest war ich nicht mehr sofort als fremder erkennbar. Beim bezahlen überlegte ich ob ich mir nicht auch so einen hut, die neben der theke hingen, kaufen sollte. Zumindest war mir jetzt klar warum die bauern hier immer einen hut auf dem kopf hatten.
Ich mache mich jetzt auf den weg um nach einer kuhweide ausschau zu halten, zum meditieren oder so. Irgendwo habe ich mal gelesen dass ein fussbad in einem frischen kuhfladen einen ziemlich high machen soll.


jens schreblowsky - alletagekunst

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Kommentare zu diesem Text

KeinB (25)
(01.02.06)
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
hallo keinb
ich kann dir ja schon mal ne knolle knoblauch schicken, zum ueben *g*
grueszle
jds
KeinB (25) antwortete darauf am 01.02.06:
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 jds schrieb daraufhin am 01.02.06:
na ich weisz nich, so zehenweisze? *g*
ich bin ja da auch nicht unbedingt sehr ruecksichtsvoll, hm waer das was fuer erlangen *hihi*
KeinB (25) äußerte darauf am 01.02.06:
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 jds ergänzte dazu am 01.02.06:
wir koennen ja einen sack voll davon verteilen 'du auch esse, is gut für blut und frauen'
KeinB (25) meinte dazu am 01.02.06:
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
warum?
'is gut fuere frauen'
was denkst du?
KeinB (25) meinte dazu am 01.02.06:
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
aha also doch *ggg*
potenzsteigernd bei wem hae?
KeinB (25) meinte dazu am 01.02.06:
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
soso
tsts
so steht das aber nirgends... also wirklich
KeinB (25) meinte dazu am 01.02.06:
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
aha, womit dann wohl wieder eindeutig gezeigt waere, dasz....
gell?
so was aber auch
KeinB (25) meinte dazu am 01.02.06:
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 jds meinte dazu am 01.02.06:
dach ehm da sag ich jetzt nix mehr zu *ggg*

 Dieter_Rotmund (06.07.18)
Ich finde das sehr problematisch, so eine halbe Dauerkleinschreibe mit Satzanfangsmajuskeln.
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