Schweigen schützt vor Buße nicht

Erlebnisgedicht zum Thema Reue

von  Füllertintentanz

Die Lüge trägt den Riss der Zeit
auf ihren prallen Händen.
Zwei Sätze vor der Ehrlichkeit
gibt falsches Lächeln mir Geleit,
um Sauberkeit zu spenden.
Mein Fühlen dehnt die Reue weit,
macht sich als Laut zum Weg bereit,
um kurz vorm Wort zu enden,
kann nie sich selbst versenden.
Doch Wut bleibt in mir aufgereiht,
weil Schweigen nie sich selbst verzeiht.
Sie übt sich im Verschwenden
und tropft von tristen Wänden.


Gewissen klebt in meinem Mund,
bewürzt mein Unbehagen.
Es mauert Zweifel im Verbund,
verstopft der Sprache schmalen Schlund
mit antwortlosen Fragen.
Mein Zögern reibt die Lippen wund,
ist selbstbetrügend ungesund,
der Schmutz an meinem Kragen,
an dem die Silben nagen.
Denn Harmonie, längst moribund,
verdorrt zu Stein im Seelengrund.
Ich spüre, wie die Klagen
mir selbst die Brust einschlagen.


Und aus der Neige mancher Nacht,
erbaut die Buße Schlingen.
Die Schwere hat sich dargebracht,
ich lausche, wie die Stille lacht,
lässt Unwahrheit zerspringen.
Der Anstand ist nie abgeflacht
und fordert eine hohe Pacht.
Er lässt die Sitte singen,
ihr Schmutz wird ewig klingen.
Mein Sühnen hat sich aufgemacht
Und aus sich selbst das Wort entfacht,
es soll dir Wahrheit bringen
und meine Scham bezwingen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Gini (57)
(04.01.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
seelenliebe (52)
(04.01.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Füllertintentanz meinte dazu am 05.01.06:
Liebe Anne, Schweigen macht in der Regel wesentlich mehr kaputt, als eine ehrliche Aussprache es je im Stande wäre. Außerdem finde ich es so traurig, wenn man den Mut besitzt, seinen Partner zu betrügen, und danach zu feige ist, auch zu seinen Fehlern zu stehen. Da wird man doch gleich doppelt betrogen. Außerdem schweigen beim Schweigen nur die Lippen... das Gewissen sicher nicht.... Liebe Grüße, Sandra
Nunny (73)
(04.01.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Füllertintentanz antwortete darauf am 05.01.06:
Liebe Gisela,
so wie jeder Mensch in allen Dingen seine ganz persönliche Note und Handschrift besitzt, so ist es auch beim Schreiben. Keiner bringt es fertig, genau wie der andere zu sein... und das ist auch gut so. Sonst gäbe es am Ende nur noch Kopien. Doch gerade für diesen Text bekam ich auch einiges an Negativkritik. Wie so oft wirft man mir vor, meine Gedanken dem Reim zu opfern... Doch auch dort sind die Meinungen unterschiedlich. Mir hatte es so gefallen. Habe ganz lieben Dank fürs Lesen. Herzliche Grüße, Sandra
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram