Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Samstag, 22. August 2009, 13:12
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Dieser Käse mit dem Filter

In der Natur des Menschen liegt es sich mit Problemen zu beschäftigen. Seien es nun diese, welche die ganze Welt betreffen oder seien es die kleinen spezifischen Alltagsprobleme die alle jederzeit treffen können. Vieles davon ist hausgemacht, da erzähle ich nichts Neues.

Es war vor ein paar Tagen, ich kam von der Arbeit nach Hause und leerte gewohnheitsgemäß meinen Briefkasten. Ich gehöre noch zu denen, die keinen "Werbung nein danke"-Kleber montiert haben. Meine Tochter findet es spannend in den bunten Prospekten zu blättern und diese dann mit der Schere in kleinste Schnipsel zu schneiden. An der Fastnacht könnte man die gut als Wurfmaterial gebrauchen - bei Interesse melden.

So nahm ich an besagtem Tag meine Post mit nach oben, legte sie auf den Tisch und sortierte in *wichtig*, *interessant*, *Übriges*. Dabei fiel mir ein Flugblatt in die Hände, welches auf dem Stapel *Übriges* landete. Mein Blick fiel aber noch einmal darauf und ich erkannte das Logo einer im Zurzibiet ansässigen Firma. An sich nichts Spektakuläres. Diese Firma hat bei uns im Quartier immer wieder zu tun. Unlängst einen Großauftrag, wir bekamen alle von Grund auf neue Badezimmer.
Zuerst dachte ich es sei eine Reklame, bis ich bemerkte: "Hey, das könnte wichtig sein". Und das war es auch. Es war eine Anleitung, wie wir unsere Lüftungsfilter im Badezimmer zu reinigen haben. Mehrere Fragezeichen bildeten sich auf meinem Gesicht. Zum einen fragte ich mich, wieso kann man die Prospekte nicht anschreiben, damit man merkt, dass sie wichtig sind. Zum anderen wer wohl diese Anleitung geschrieben haben mag. Ist es mit Absicht so geschrieben, damit unsere ausländischen Mitbewohner nicht allzu sehr mit gutem Deutsch gestresst werden? Ich möchte bemerken, ich wohne gerne in diesem Quartier, auch wenn es nicht gerade einen rühmlichen Ruf hat. Ich mag dieses Multikulti und komme im Großen und Ganzen auch mit den Meisten sehr gut aus.
Zurück zum Flugblatt. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, ob dem Deutsch, man bedenke, die Anleitung ist auch noch in Englisch und Französisch ausgewiesen; wie viele dieser Sprache hier mächtig sind, mag ich nicht beurteilen; stellten sich mir die nächsten Fragen:
Wenn ich nun die Fassade aufklappe (Fassade? Nennt man das nicht Abdeckung, Deckel oder Blende? ...wieder etwas gelernt) und den oberflächlichen Staub mit dem Staubsauger entfernt habe, Filter mit den Laschen an allen vier Ecken gelöst habe, vorsichtig abgezogen habe und anschl. die Fassade wieder zu geklappt habe, das (!) Filter in der Spülmaschine bei max. 60 Grad oder durch vergleichbaren Reinigungsvorgang gereinigt habe, die vollständige Trocknung (inkl. Filtergewebe) sichergestellt habe, das (!) Filter trocken ist und wieder eingelegt habe (nicht vergessen die Fassade runter zuklappen), dazu ist nötig, dass in umgekehrter Reihenfolge wie oben beschrieben zu verfahren, dabei nicht vergessen habe, darauf zu achten, dass das (!) Filter in der richtigen Lage plan am Blendenrahmen anliegt und die Fassade nach dem Schließen eingerastet hat und ich froh bin, dass der Ventilator wieder betrieben werden kann und auch den Hinweis gelesen habe, dass der Betrieb ohne Filter nicht zulässig ist und dass das (!) Filter nur vollständig trocken wieder eingelegt werden darf, also wenn ich dies alles getan habe, dank dem Bild sollte mir dies ja gelingen, dann weiß ich immer noch nicht, wie ich dies in einem dunklen Badezimmer (Licht und Lüftung sind gekoppelt, sprich ich darf den Lichtschalter nicht betätigen, sonst springt ja die Lüftung an) bewerkstelligen soll, Fenster ist keines vorhanden, so werde ich mir wohl eine Taschenlampe zu Hilfe nehmen müssen. Wer hält mir diese dann? Einen Bauscheinwerfer habe ich leider nicht immer gerade an der Hand.
Die nächste offene Frage, selbst wenn ich dies also im Dunkeln geschafft habe, aber in der Zwischenzeit von Reinigung und Trocknung ziemlich sicher eine kleine Zeitspanne liegt, macht mir meine Nachbarin die Türe auf? Nun werden sie sich fragen, was meine Nachbarin damit zu tun hat. Nun, vielleicht plagt mich ein menschliches Bedürfnis und ich müsste mal das Badezimmer meiner Nachbarin besuchen. Die Türe macht sie mir vielleicht auf, wenn ich Glück habe, ob ich ihre Nasszelle benutzen darf ist dann noch nicht geklärt. Aber vielleicht hatte sie ja die gleiche tolle Idee die Fassade ihres Lüfters mal runter zuklappen, was dann? Zwei die eine Notdurft haben.
Ich werde mal vorsichtshalber bei der Verwaltung den Antrag stellen, dass der tolle WC/Duschcontainer wieder bei uns im Hof aufgestellt wird, an den wir uns so sehr gewöhnt hatten, war wie Campingferien, wenn auch ziemlich kalt im Winter.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen reibungslosen Verlauf ihrer kleinen Alltagssorgen.
Und wenn wir keine anderen Sorgen haben, dann können wir uns mehr als glücklich schätzen.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(25.08.09)
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 Melodia (28.09.09)
das (!) ist gut!^^

lg
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