Alle 226 Textkommentarantworten von AlmÖhi

19.04.14 - Kommentarantwort zum eigenen Text  '68: "Es hat ja auch eine Weile gedauert, '68 selbst lagen die Söhne noch weit zurück würde ich sagen. Aber '98, zum 30-jährigen Jubiläum, haben sie ihren Sieg zementiert. Im rot-grünen Kabinett gab es viele, die aus der Richtung kamen - auch wenn sie '68 noch nicht persönlich mitgemischt haben. Diese Regierung war es, die Deutschland endgültig dem neoliberalen Schlachten & Ausweiden preisgab, was Helmut Kohl immer hinausgezögert hatte. Typen wie Otto Schily und Joschka Fischer würden doch jede Rolle spielen und jede Position einnehmen, solange sie ihnen die Möglichkeit bietet, sich wichtigzutun. Gerhard Schröder kann man zumindest noch eine gewisse Bauernschläue zugestehen. Auch Rechtsstaatlichkeit wird seitdem konsequenter als zuvor aufgehoben. Im Vergleich zu den Altnazis der ersten zwei bis drei Nachkriegsjahrzehnte machen ihre Kinder die faschistischere Politik. Aber ich glaube, daß schon 1968 viele aus der Bewegung nicht gegen das kämpften, wofür Papi stand, sondern einfach nur Papis Platz einnehmen wollten. Daß man Papi seine Nazi-Vergangenheit vorwarf, bot sich einfach nur an. Ich schätze, selbst diese tendenzielle und temporäre Distanzierung der Nackriegskinder von ihren Eltern hätte es nicht gegeben, wenn die amerikanischen Studenten mit ihrem Vietnam-Protest nicht das Vorbild geliefert hätten. Aus der '68er-Bewegung kamen zweifelsohne auch positive Impulse. Irgendwie ist es aber auch bezeichnend, daß man gerade Rudi Dutschke als einem der vernünftigeren in den Kopf schoß, und daß er bis zu seinem frühen Tod in Deutschland keinen Fuß mehr auf den Boden bekam. Dabei hat er mit seinem "Marsch durch die Institutionen" der Hoffnungslosigkeit der Bewegung Ausdruck gegeben. Spätestens seit ihrer Machtübernahme ist also klar, daß die Nachkriegsgeneration eine Generation von Versagern ist. Wie fertig muß man sein, wenn man es nicht schafft, eine eigene distanzierte Position zur Nazi-Generation einzunehmen, bei der alle Karten offen auf dem Tisch lagen? Keine der Generationen nach dem Krieg hat sich bislang positioniert oder geschichtliche Verantwortung übernommen. Was die Generation Golf betrifft, so finde ich das Prollen mit einem Automobil harmloser als das mit gesellschaftlichen Funktionen wie Richter, Lehrer, Journalist oder Politiker, bei denen es eigentlich auf besondere gesellschaftliche Verantwortung ankäme."

15.01.14 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vater und Mutter: "@Manon.Moony: Versuche, etwas von unseren Ergüssen aufzuschlürfen, es könnte dir guttun. @autoralexanderschwarz: Deine Zusammenfassung der Position Nietzsches scheint mir recht treffend zu sein. Außer der Einschätzung, daß er in der Antike eine Einheit der benannten Spaltung sieht. In der "Geburt der Tragödie" jedenfalls beschreibt er, wie in der Tragödie lustvoll das Apollinisch-Naive, Einengende, vom Dionysischen, dem eigentlich Künstlerischen, vernichtet wird. Das Apollinische ist für dort für ihn aber schon auch eingeschränkt positiv bewertet, als mutiges Bollwerk, eine rettende Illusion vor dem schrecklichen Abgrund der Wahrheit. Ich halte aber Nietzsches Dichotomie Apollon/Denken - Dionysos/Leben für unantik - beziehungsweise auf einem projektiven Mißverständnis antiker Verhältnisse beruhend - und damit in letzter Konsequenz auch falsch. Nietzsches Verdienst scheint mir häufig der zu sein, trotz aller rebellischen Attitüde, die großen Irrtümer seiner Kultur auszusprechen. Ich finde, er verwechselt das Apollinische, also das Männliche in seiner nahezu höchsten, mit dem Weiblichen grundsätzlich nicht mehr verbundenen Ausprägung, mit der gynokratischen Imitatio desselben, die auf Vernichtung alles Apollinischen, also im Grunde jeglicher Kultur, die diesen Namen verdient, abzielt. Er geht der Imitatio damit natürlich völlig auf den Leim. Ich werde demnächst ein ganzes Kapitel über Apollon und Dionysos veröffentlichen, im Rahmen meines Werkes "Monotheismus und Geschlechtlichkeit". Ich werde mich aber gedanklich in erster Linie an der Sichtweise J.J. Bachofens orientieren. Aber auch die Kapitel "Sinnlichkeit und Transzendenz" 1 und 2 berühren diese Thematik schon deutlich."

05.12.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vater und Mutter: "@manon.moony: Tut mir leid, da mußt du jetzt durch. @autoralexanderschwarz: Von Nietzsche habe ich nur "Die Geburt der Tragödie" ganz gelesen. Mußte einfach sein, weil er die Beziehung von Dionysos und Apollon thematisiert, ein kulturell großes Thema, mit dem ich mich gerade auseinandersetze, siehe "Monotheismus und Geschlechtlichkeit". Interessanterweise umschifft Nietzsche das Thema Weiblichkeit die ganze Zeit in dem Buch. Er verschweigt, daß Dionysos ein Gott der Frauen war. Bei den Riten spielten Männer eine marginale Rolle und mußten zuweilen Frauenkleider tragen. Umso bemerkenswerter, daß er an der von mir zitierten Stelle die Sache unvermittelt auf den Punkt bringt. Der Gedanke, daß Rausch und Auflösung des Bewußtseins eine Art Verweiblichung darstellen, findet sich in diversen antiken Kulten, sei es Dionysos, Osiris, Aton oder Baal. Aber mit dem Rausch ist es so eine Sache. Es ist schwer zu sagen, wo er endet. Es muß nicht im Mutterschoß sein."

02.12.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vater und Mutter: "Du selbst verengst aber (ohne den Kontext) die Metapher auf eine Bedeutung und wirfst Nietzsche dann vor, dass er den Widerspruch, der dadurch entsteht, übersieht Auf welche Bedeutung verenge ich denn die Metapher? Und ohne welchen Kontext? Ich werfe Nietzsche jedenfalls nichts vor. Da die menschliche Kultur ganz überwiegend weiblich und gynokratisch ist, sind Vorstellungen von einer Urmutter viel gängiger als welche von väterlicher Zeugung. Das ist auch nicht per se unberechtigt. Allerdings sehe ich Nietzsche in der Tat als Repräsentanten seiner Zeit. Seine Sehnsucht nach Dionysium teilt er mit seinem Volk. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es dann soweit."

29.11.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vater und Mutter: "Findest du, ich hätte ein Zitat bringen und Nietzsche selber sprechen lassen sollen?"

29.09.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ja Ja Ja von  Waschenin: "Stimmt. Alles eine Frage der Zeit. Ob kurz- oder langfristig. Aber der Faktor Zeit wurde ja aus der westlichen Kultur verbannt."

15.09.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vater und Mutter: "Am 5. September habe ich in zwei Büchern gelesen: Johann Jakob Bachofen zitiert in seinem "Mutterrecht" (1861) Aischylos' Drama "Die Erinnyen" (Teil des Zyklus "Die Orestie"): "Apollo: Drauf sag' ich also, mein gerechtes Wort vernimm: Nicht ist die Mutter ihres Kindes Zeugerin, Sie hegt und trägt das auferweckte Leben nur; Es zeugt der Vater, aber sie bewahrt das Pfand, Dem Freund die Freundin, wenn ein Gott es nicht verletzt. Mit sicherm Zeugnis will ich das bestätigen: Denn Vater kann man ohne Mutter sein; Beweis Ist dort die eigne Tochter des Olympiers Zeus, Die nimmer eines Mutterschoßes Dunkel barg, Und dennoch kein Gott zeugte je ein edler Kind." Friedrich Nietzsche in "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" (1871): "In der dionysischen Kunst und in deren tragischer Symbolik redet uns dieselbe Natur mit ihrer wahren, unverstellten Stimme an: 'Seid wie ich bin! Unter dem unaufhörlichen Wechsel der Erscheinungen die ewig zum Dasein zwingende, an diesem Erscheinungswechsel sich ewig befriedigende Urmutter!'" Bachofen beschreibt den Wechsel vom Mutter- zum Vaterrecht. In Aischylos' Tragödie steht Orestes vor Gericht. Er wird des Mordes an seiner Mutter Klytaimnestra angeklagt. Er tötete sie um seinen Vater Agamemnon zu rächen, der seinerseits von Klytaimnestra ermordet wurde. Für die Erinnyen, die alten Erdgöttinnen, die ihn anklagen, ist Muttermord das ultimative und unsühnbare Verbrechen, ein direkter Frevel an der Mutter Erde. Verteidigt wird Orest von zwei Sprößlingen der neuen olympischen Götter, Apoll und seiner Schwester Athene, die keine Mutter hat, weil sie dem Kopf ihres Vater Zeus entstieg. Athene ist es schließlich, die den Ausschlag gibt, der Orestes freispricht und die alten Göttinnen mit der neuen Ordnung versöhnt. In dieser neuen Ordnung der Paternität wird der Zeugung der Vorrang vor der Geburt eingeräumt, so wie den Kräften der Natur der Vorrang eingeräumt wird vor der Materie, die sie durchdringen und formen. Die Materie, in der das Wort Mater, also Mutter steckt, ist, wie die Mutter, das dem von ihr bestimmten Alltagsbewußtsein empirisch unmittelbar gegebene, darum aber noch nicht das Ursprüngliche. Das Ursprüngliche, die Kraft, muß, wie der Vater, gefunden werden, und ist nicht unmittelbar gegeben. Nietzsche beschwört in der "Geburt der Tragödie" eine zeugende Urmutter, ohne sich dessen bewußt zu werden, daß allein darin schon ein fundamentaler Widerspruch steckt. Nietzsche war ein zerrissener und widersprüchlicher Mensch. Er hat seinen Kampf auf hohem Niveau und vor den Augen der Welt ausgetragen, dafür gebührt ihm hohe Achtung. Die hier von ihm ausgedrückte Sehnsucht nach Vaginalisierung ist der große, normalerweise unausgesprochene Wunschtraum seiner und unserer Zeit. Aber all unser Niederknien und Flehen vor der Ur-Vagina, alles Töten und Totschweigen unserer Väter und ihres Geistes, all unser Haß auf ein fiktives Patriarchat, all unser notgeiles Festklammern an einem Materialismus, dessen Haltbarkeitsdatum irgendwo in grauer Vorzeit liegt, all das wird uns kein neues Goldenes Zeitalter bringen, sondern den Tod. Aber vielleicht gibt es nichts anderes, was wir wirklich wollen."

30.08.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  König und Narr: "Das wäre doch auch eine schöne Fernsehsendung, um Kindern Politik näher zu bringen. "Die Sendung mit der Mutti - Lach- und Sachzwänge"."

09.07.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Neandertaler und das Renaissance Kern-Weib von  toltec-head: "Hier ein kleiner Aufklärungsfilm zum Thema: http://www.youtube.com/watch?v=SUO6bWM3h9g"

23.06.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Sinnlichkeit und Transzendenz: "Nochmal was die Homosexualität betrifft. Ich beschäftige mich bislang ja nur mit sexueller Identität, nicht mit sexueller Orientierung, die für mich nachrangig ist. Eine Unterscheidung, die man heutztage meist nicht triftt. Warum das so ist, wüßte ich gerne. Ich kann bei Paul Schreber wie bei Echnaton jedenfalls keine Homosexualität entdecken. Selbst wenn sie mit reinspielen mag - Spielraum für Interpretation ist gegeben - halte ich sie nicht für wesentlich. Ich hoffe, ich konnte das plausibel darstellen. Paul Schrebers Besessenheit von Weiblichkeit beinhaltete auch, sich während seiner Rituale Bilder von nackten Frauen anzugucken und abzuzeichnen. Mit der rituellen Feminisierung arbeiten beide ihre Kindheit ab. Die spirituelle Dimension habe ich ja auch erklärt. Jeder Mann läßt sich penetrieren und ggf. befruchten. Der eine von der Welt, der andere von Gott."

Diese Liste umfasst nur von AlmÖhi abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von AlmÖhi findest Du  hier.

 
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AlmÖhi hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  27 Antworten auf Gästebucheinträge verfasst.

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