Alle 510 Textkommentare von Habakuk

23.02.20 - Kommentar zum Text  vor viertausend Jahren von  juttavon: "Feines „Dinggedicht“, liebe Jutta. So möchte ich es bezeichnen. Bei dieser Art von Gedicht besteht grundsätzlich eine Distanz zum Gegenstand, wobei die eigene Stimmung des lyrischen Ich ausgeschlossen bleibt. Das Beschriebene bestimmt maßgeblich die Form und Sprache des Gedichtes. Daran ändern die drei Abschlussverse deines Gedichts m. E. nichts. Sprachlich sehr wohlklingend. Nicht zuletzt den verschiedenen Klangfiguren geschuldet. HG H."

23.02.20 - Kommentar zum Text  unheimlicher spaziergang von  niemand: "Gefällt mir, niemand. BG H."

26.01.20 - Kommentar zum Text  unbewohnbar von  juttavon: "Liebe Jutta, ich gestehe, dass ich mich erst nach ca. zwanzigmaligem Lesen mit deinem Gedicht so richtig anfreunden konnte. Das ist aber ein rein subjektiv geprägter Eindruck, da ich eher der expressionistisch-hermetisch gefärbten Lyrik mit ihrer Pathetisierung zuneige. Die Klangfarbe empfand ich daher zunächst ein wenig unlyrisch. Das mag daran liegen, dass dein Gedicht mich an die Literaturepoche „Neue Sachlichkeit“ mit ihrer reduzierten, präzisen, eher nüchternen, realitätsbezogenen, ein wenig gefühllosen, distanziert-beobachtenden Ausdrucksweise erinnerte, die ohne die für die Poesie typischen Stilelemente wie Metaphern und Bilder auskam und wenig Spielraum für Interpretationen ließ. Mittlerweile habe ich meinen Rhythmus in deinem Gedicht gefunden und der Klang gefällt mir auch recht gut. Dafür zeichnen natürlich die häufigen Alliterationen, Assonanzen und Konsonanzen mitverantwortlich. „wenn der Strom ausfiele / Wüsten in die Städte wüchsen /ist nur Gewohnheit“. Ja, drei Wochen (drei Tage würden zur graduellen Bewusstseinsweitung schon mal reichen) Stromausfall und die Wüste vor der Haustür, wie anders sähe dann evtl. der Umgang mit gewissen Katastrophen, die wir bisher ja nur aus der Ferne erleben dürfen und die bisher stets vor unserer Buttercremetorte zum Stillstand kamen, aus. Die Habakuk’sche Version stelle ich mir so vor: am vollbesetzten Café vorbei rauschen Menschen rasen Finger auf Laptoptasten der Strom fiele aus Wüsten bis in die Städte wüchsen alles Gewohnheit Brüche befreien im nachhinein ich gehe entlang den Tischen in Schaufensterscheiben grell mein Bild läuft voraus: Kinder sind so verletzlich insektengleich Ist aber nicht besser als Deine, nur ein klein wenig anders. ;-) HG H."

16.01.20 - Kommentar zum Text  Endstufe von  FrankReich: "Gefällt mir! in bälde sticht uns diese nadel bei all dem welt-komödienstadel zu pauken- und trompetenmarsch in unsren grell entflammten arsch Heterometrische Verse, die zu deinem Gedicht gedanklich passen dürften, m. E. zumindest. Zu einem Madrigal reicht es leider bei mir nicht. ;-) BG H."

10.01.20 - Kommentar zum Text  Zeichen von  juttavon: "Gefällt mir gut, liebe Jutta. Sehr sprachmelodisch und bildstark. Deine Verse rufen spontan Bilder von den Bränden in Australien hervor. Die Bildebene ist ein wichtiger Teil eines Gedichts, um Gefühlswelten durch das Erstehen von inneren Bildern zu vermitteln. Das gelingt deinen Versen eindringlich. Der Titel sagt sehr viel. „Zeichen“ im Sinne von Warnungen, Menetekel, Mahnrufen, Vorzeichen. Ansonsten sprechen die Bilder für sich. Auf einige möchte ich dennoch näher eingehen. Schönes Wortspiel in S2 V5. „entsorgt“ im Sinne von sorglos, so interpretiere ich es. „die versäumte Schwerkraft eines Steinschlags“ assoziiere ich mit der Nichtbeachtung von Gesetzmäßigkeiten, die sowohl auf geistiger wie physikalischer Ebene gelten. Zwei Beispiele mögen dies unterstreichen: „Du erntest, was du säst. Actio gleich reactio.“ Will heißen: Alles hat Ursache und Wirkung, über die Mensch sich nur allzu leichtfertig hinwegsetzt. Die Mühlen dieser Gesetze mögen langsam mahlen. Aber sie mahlen unaufhaltsam. „wer wird sich danach richten?“ Die Eskalationsstufen sind noch nicht ausgeschöpft, fürchte ich. Noch nicht ausreichend. Noch lächeln viele über uralte Schriften. Auch das wird sich ändern. Das Bild des Bussards als Wächter und Warner, der Wandlung und Veränderung kündigt. Salbei und Beifuß sind Heilpflanzen, die bei Schutz- und Räucherritualen zum Einsatz kommen. Noch können wir uns zurufen. Noch. Auf assonantische bzw. alliteratorische Klangfiguren einzugehen, spare ich mir. Sie sind aber in deinen Gedichten stets vorhanden und sorgen für sprachlichen Wohlklang. Auffallend der häufige Einsatz des Stilmittels „Apokoinu“, wodurch eine Art der Doppeldeutigkeit entsteht, die neue Sinnebenen öffnet. Die erste Strophe könnte man im engeren oder auch weiteren Sinne als eine Apokoinu-Konstruktion ansehen. Die Verse „wir sind entsorgt ohne Inhalt / oder Innehalten /die versäumte Schwerkraft eines Steinschlags“ ebenso, je nachdem, wie man die einzelnen Verse bzw. Versteile sich aufeinander beziehen lässt. „Herzkranz an der Tür / oder auf Gräbern / Salbei duftet / und Beifuß“ ist ein ebensolches Beispiel, da auch hier die fehlende Interpunktion eine eindeutige Zuordnung ausspart. Ein letztes Beispiel hierzu: „die Feuerstellen sind erkennbar noch / können wir / uns zurufen“. Summa summarum: Lesenswert. HG H."

21.12.19 - Kommentar zum Text  Prophet von  juttavon: "Schöne Prosaskizze liebe Jutta. Der Titel sagt ja schon einiges aus. Ob es sich nun um den biblischen Begriff „Prophet“ handelt, oder aber diese Bezeichnung im übertragenen Sinne zu verstehen ist, mag dahingestellt sein. Bekanntlich gilt der Prophet im eigenen Land nichts. Als eine Person, die den Menschen unliebsame Wahrheiten verkündet, ist er nicht gern gesehen. Er wird angefeindet und verfolgt. Das gilt auch heute noch, wenngleich in subtilerer Form als in alten Zeiten. All das kommt schön in deiner Skizze zum Tragen. Für die Griechen war der Rabe ein prophetischer Vogel. Er galt dem Gott Apollo sowie einem Priesterorakelorden, dessen Mitglieder sich schwarz kleideten, als heilig. Der Rabe wird in der Bibel öfter erwähnt. Den Propheten Elia des Alten Testaments versorgte er zweimal täglich mit Brot und Fleisch, während dieser sich im Wildbachtal Kerith verborgen hielt. Der Text wird von einer assonantischen Sprachmelodie getragen. Sehr wohlklingend für meine Ohren. Die „Skizze“ dient als literarische Gestaltungsmöglichkeit subjektiv-sinnlicher Eindrücke, wobei die Flüchtigkeit des Augenblicks und das u. U. widersprüchliche Miteinander verschiedenster Stimmungen im selben Moment kennzeichnend sind. Dies bringt der Text in seiner sprachlichen Gestaltung rüber. Eine Prosaskizze ist immer impressionistisch gefärbt, analog zum Begriff Impressionismus in der Malerei. Ästhetik, ob nun die Literatur oder Malerei, was auch immer, betreffend, ist zeitlos und vom sich wandelnden Zeitgeschmack losgelöst. Meiner Meinung nach. Das Geschmack subjekiv gefärbt ist, möchte ich nicht abstreiten. Was die moderne Gegenwartslyrik bzw. -prosa so alles kredenzt, ist für mich teils schwer genießbar. In diesem Sinne ist der Begriff „Klischee“ in diesem Zusammenhang ein Totschlagargument. Diesen kleinen Abstecher zum Kommentar unseres werten Fisch wollte ich mir nicht verkneifen. ;) Ästhetisch ansprechend für mich, deine Miniatur, liebe Jutta. HG H."

19.12.19 - Kommentar zum Text  Nacht von  juttavon: "Ein schönes Kurzgedicht, liebe Jutta. Sehr eufonisch durch seine Sprachmusikalität und seinen Rhythmus. Mit den passenden Zäsuren und Zeilenumbrüchen. Sensibilität für Vokale und Konsonanten ist deinen Gedichten ja stets zu eigen. Die verwendeten Bilder lassen selbstredend verschiedene Deutungsebenen zu. Ich assoziiere in deinem Gedicht mit „Stein“ die Unvergänglichkeit der höchsten Wirklichkeit, wobei ich anmerken möchte, dass in deinen Versen für mich die Korrelation zwischen innerer Wirklichkeit und äußerer zur Sprache kommt. Ich könnte auch sagen, zwischen Bewusstsein als innerer Aspekt und Realität als äußere Erscheinung. Will meinen: Die Realität als Spiegelung des Bewusstseins und unsere bewusste Entscheidung, dem Blick unserer Wahrnehmung die entsprechende Färbung beizumessen. Wache Augen sind da von Nutzen, um dem Feuer des Geistes, dem letztlich alle Funken entspringen, achtsam und mit wachem Geist zu begegnen. All das kommt in den Versen für mich zum Ausdruck, ohne jetzt auf jedes deiner Bilder explizit einzugehen. Schön das Stilmittel „Apokoinu“ im Übergang von V3 zu V4 bzw. V7 zu V8. Auffallend die Alliteration „F“ bei „Funken, Flamme, Färbung“. Wohlklingend die Assonanzen (i) in „entspringen, Steinen, Blick, bricht, spiegelt, wir“. Oder (a) in „tragen, Flamme, Färbung, ab, Tag, wachen“. Das soll genügen. Die nicht erwähnten Konsonanzen tragen ebenfalls zum Wohlklang bei. Sehr schön, nach meiner bescheidenen Meinung. HG H. Kommentar geändert am 19.12.2019 um 06:37 Uhr"

10.12.19 - Kommentar zum Text  Gestern heute von  Walther: "GUT! H."

10.12.19 - Kommentar zum Text  Reise von  juttavon: "Liebe Jutta, das Wetter ist gerade passend. Wenngleich ich keine besonderen Vorlieben diesbezüglich habe. Es darf nicht zu warm oder zu kalt sein, weder zu nass noch zu trocken, nicht zu sonnig noch zu bewölkt, weder windstill noch stürmisch. Ansonsten ist es mir egal. Wie angekündigt, habe ich mir noch einige Gedanken zu deinem Gedicht gemacht. Die „Reise“, von der im Titel die Rede ist, assoziiere ich mit der Lebensreise. „Anfang und Ende der Reise / ins Einzelne: Straße, Haus, Frucht“. Die Reise vom Ich, welches „in der Weite zerfällt“ zum Selbst, wobei ich an C. G. Jung denke, der darunter die „dem Ich übergeordnete Ganzheit versteht, also im weiteren Sinne eine spirituelle Ganzheit. Der begrenzte „Horizont“ dieses Lebens zerfällt zur umfassenderen Weite, die das Ende der irdischen Reise auch bedeuten kann. Der Horizont kann unsere Hoffnungen und Ziele, aber auch die Grenzen, an die wir gelangt sind, versinnbildlichen. Der Begriff des Bildes taucht in deinem Gedicht auf. Bilder sind u. U. auch Spiegelungen bzw. subjektive Betrachtungen der Realität des Ich. Letztlich ist der Mensch ein selbstgemaltes Bild, wenn er auch mitunter glaubt, von anderen gezeichnet worden zu sein. Womit ich positive und negative Einflüsse anderer nicht verneine. Es ist eine Frage des Blickwinkels. Wie ich es verstehe, stellt dein Gedicht den Einzelnen als Frucht des Feldes dar. Saat, ein Flattern, Ernte, dann Blütenruhe, um deine Bilder zu nehmen. Geburt und Tod im weiteren Sinne. Auf der spirituellen Ebene steht das Feld auch für Mutter Erde, die große Ernährerin. „Feld“,wie bereits angesprochen, zudem für das Hervortreten des Gesäten, der Lebensfrüchte. „die Ränder, scharfe Kanten/die Aufbruch ermöglichen“ assoziiere ich mit Trennungslinien zwischen zwei Extremen, dem Ich und Selbst, Leben und Tod. Ein Weg der Bewusstwerdung und Erkenntnis. „sich verlassen auf Haut und Sprechen“ evoziert bei mir den seelischen und geistigen Aspekt. Haut als Spiegel der Seele. Sprechen als schöpferischer Akt im Sinne von „Im Anfang war das Wort“. „Ankunft im Lichtschein des Anderen/der fordert, sich nach dir streckt, sät“. Auf der oben näher beleuchteten „Reise“ werden wir stets von dem „Anderen“ beeinflusst. Ein gegenseitiger Prozess, im negativen wie auch positiven Sinne. Das von dir angesprochene „fordern“ interpretiere ich als „Herausforderung“. Der Andere sät in uns und umgekehrt. Ob wir uns dessen bewusst sind oder auch nicht. So ist die Reise, wobei die Ankunft im Lichtschein des Anderen auch ein Bild für einen Aspekt der Reise, den vom Ich zum Wir, darstellen könnte, der mit zunehmender Bewusstwerdung unweigerlich folgt. Ein tiefgründiges Gedicht für mich. Sprachlich wohlklingend, was nicht zuletzt der überwiegend daktylischen Versstruktur geschuldet ist. Ab und an wird der Versrhythmus durch Zäsuren in Form von Hebungsprällen unterbrochen, z.B. „Haus/Frucht, Haus/Baum, streckt/sät. Viele Klangfiguren in deinem Gedicht, das sich zudem durch Bild- und Sinnhaftigkeit auszeichnet. Schön. BG H."

07.12.19 - Kommentar zum Text  Reise von  juttavon: "Sehr schön, liebe Jutta. Wenn es das Wetter zulässt, bei Gelegenheit mehr. ;-) HG H."

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