Alle 474 Texte von Peer

Er hilft oft nicht, wie du’s erhoffst, In deinen bangen Sorgen. Doch gerne schenkt er, wenn du willst, Dir einen neuen Morgen. Und gibt dir die Gelegenheit Dein Weh zu überdenken, Um deinen Blick von dem was geht, Auf das, was bleibt, zu lenken.

Traum aus Wasser und Licht, der sich im Äther bricht, erinnern deine Enden, die sich zur Erde wenden, und dein erhabner Bogen, im Himmel fortgezogen, an Gottes Urversprechen, niemals den Bund zu brechen und unserer zu schonen, dass wir behütet...

Verlief dein Gestern unbeschwert, und trägt das Heute Sorgen, wirst morgen du von beiden dir fürs Neue Kräfte borgen.

Ein Klauber von Worten aus Staufen, beschloss einst nach Lauffen zu laufen. Wollt hierauf nach Füssen, doch da zuvor wissen: Kann man denn nach Füssen auch füßen?

Ich suche dich, weil mich dein Blick bis auf den tiefsten Grund durchschaut, und weil du mir, wie sonst kein Mensch, als wäre ich es selbst, vertraut. Ich suche dich, weil mir dein Wort so tief in meine Seele reicht, und weil es mir unsagbar...

Vom Baume fiel ein welkes Blatt und trieb im Wind dahin, als wäre ihm im Sterben selbst noch eine Frist verliehn. So treibt ein Mensch, vom Leben los, dem Blatte gleich im Wind. Nicht lebend mehr und auch nicht tot, bevor er Ruhe find’t.

Schwer fuhr der Sturm durch deine Seele, Und Well' um Welle brach sich Bahn. Längst ruht ihr Spiegel wieder stille, Doch tief am Grunde fault der Kahn.

Wenn man aus Gier an Mutter Erde Kannibalismus fortbetreibt Und vom Ertrag wenigen vieles, Doch vielen viel zu wenig bleibt, Und wenn das Boot, in dem wir sitzen, Den Stürmen nicht mehr widersteht, Dann sollten wir uns ernsthaft fragen, Wer auf...

Durch dick und dünn wollte man gehn, schwor bei der heil'gen Minne. Doch als es knüppeldicke kam, da machte man sich dünne.

Wenn ich mich verlassen fühlte, weil mich keiner mehr verstand. Wenn ich angefeindet wurde, Und sich nicht ein Helfer fand. Wenn ich an mir selbst gezweifelt, Obschon Gutes ich erstrebt, Tröstete mich oft das Wissen, Dass du solches auch durchlebt.

Alt zu werden, wünscht manch einer, älter werden dabei, keiner.

An der Straße saß der Hase, Mümmelte so vor sich hin. Da kam Meister Fuchs gelaufen, wollte sich den Hasen kaufen. Das ward sein Ruin. Denn der Hase war ein alter, und so wurde es ein Kalter. Sprang er doch mit voller Tücke just in jenem...

Hast du, verfolgt von Polizei, und rechts flankiert vom Hubschrauber, schon abgeschlossen mit der Welt, weil linkerhand ein Abgrund gähnt, und du nicht schneller fahren kannst, da vor dir ein berittnes Schwein trotz Hupens seine Spur nicht...

Durch den Raum surrt ein Insekt, das mich ständig narrt und neckt. Und so hole ich die Klatsche und verpass ihm eine Watsche. Plötzlich ist es totenstill, was ich aber auch nicht will, und so summe ich ein Liedchen mit dem feinen...

Er klagt sein liebes langes Leben darüber, was er nicht erreicht. Doch weil das Heut' im Gestern gründet und er nur Zeit zum Klagen findet, bleibt auch sein Morgen klagenreich.

Ein liebes Wort, ein netter Blick, ist wie ein kleiner Funken Glück, der in manch tiefes Dunkel fällt, und es von Grunde auf erhellt.

Das Blatt liegt brach. Es wächst kein Wort. Der Wind bläst die Gedanken fort. Es bleibt so weiß als wie der Schnee. Der Dichter ruft die Sonnenfee. Und bald erbricht am stillen Ort durchs karge Weiß das erste Wort.

Berlin hat ein berühmtes Tor und Hamburg seine Elphi. In München schießt man auf der Wiesn, in Köln vorm Dom ein Selfie. Frankfurt hat einen Römer gar und Stuttgart Bahnhofswehen, doch zählt dies nichts seitdem ich jüngst ein Himmelreich...

Dies Gedicht hat nichts zu sagen, steht nur da, um dazustehn, um den Platz hier zu verschwenden, und dem Leser Zeit zu stehl'n. Liegt damit exakt im Mainstream, und trifft voll den Nerv der Zeit. Mit viel Worten nichts zu sagen, dazu braucht...

Wir leben Satz an Satz, nur durch einen Punkt getrennt. Ich setze ein Ausrufezeichen! Du suchst nach Worten.

Goethe sah ein Blümchen stehn, wie Sternlein leuchtend, wie Äuglein schön. Schiller mit der tollen Locke hing es an die große Glocke. Heine dachte nachts an D., und mit Schlafen war's passè. Brecht sah ungeheuer oben weiße Wolken, die...

Wenn alles Grün der Welt verblasste, und Wies' und Wälder farblos stünden - Wo fänd' dein Sehnen Heimat noch? Und worauf wollte Morgen gründen?

Manchmal sieht man in Containern ihn nach Wasserflaschen graben, manchmal auf der Bank am Hafen, sich am Sonnenschein erlaben. Dann träumt er von fernen Ländern, lauen Nächten, Wein und Frauen, und vergisst im Rotweindämmer all sein...

Auf dem Bäumchen hängt ein Träumchen, wartet, dass man's pflückt. Da kommt flugs ein Mensch gegangen, hat die Leiter umgehangen, sieht's, und ist entzückt. Legt die Leiter an das Bäumchen, steigt hinauf und pflückt das...

Hier hatt' ich ein Gedicht gedichtet, und es sogleich darauf vernichtet. So bleibt dem Leser die Option der freisten Interpretation. Nur eines sei dabei erwähnt: Sein Titel lautete "verschämt".

Heile, heile, Gänschen, ein Gänschen namens Fränzchen, das fraß so gerne Pflänzchen, und kriegte von ein Ränzchen. Da kam geschwind das Hänschen, das schlachtete das Fränzchen, und briet es für ein Kränzchen. Heiliger Martin, lecker...

Wo komme ich her? Wer gab mir meinen Namen? Was macht mich aus? Und wer trug meinen Samen? Des Baumes Äste wachsen und erstrammen. Doch Stamm und Wurzeln halten sie zusammen.

Von all den Jahren ist nichts geblieben, als ein paar verblasste Fetzen Erinnerung, nervös im Wind flatternd vor weißer Wand.

Die einen übergehen mich, die andern lassen mich links liegen. Bei manchen bin ich unten durch, doch wollt ich mich in alles fügen, erfüllte sich nurmehr mein Hoffen. Denn du hast mich ins Herz getroffen.

Ich hatte dir mein Herz geschenkt. Der Kopf war strikt dagegen. Nun, da mein Herze nicht mehr will, kommt's jenem ungelegen.

Es blaut so blau, wenn Frühlingshimmel blauen, und mancher macht in solchen Fällen blau. Lügt seinem Chef das Blaue von dem Himmel, und fährt danach in selbiges mit Frau. Erlebt dabei vielleicht sein blaues Wunder und schiesst sternhagelblau...

Die Worte hat er hingebogen, und jeden Satz zurechtgedrechselt, zuletzt noch an dem Text gefeilt. Nun ist das kleine Kunstwerk fertig. Doch auf dem Grund, zu Staub zerteilt, ist ihm die Seele mit enteilt.

Poi nte Dies Gedicht ist wie ein Kunstwerk, das ein Rahmen leicht u mfängt. Und des Na gel die , daran man es aufgehängt.

Er ist ein alter Kauz. Erschrickt vor eignem Laut, als kläng' er wie der Ruf, nach dem, vor dem ihm graut.

Im Pub Lizzy T. kann fürs Zechen der Ire per Limerickspruch blechen. Trotz Pub-lici-ty hört man bei Whisky sie frei von der Leber weg sprechen.

Ein Gedicht zu schreiben, ist gar eine Kunst. Der sieht durch den Nebel, jener schreibt vom Dunst.

Im Sonntagsfrieden ruht das Dorf, und nur der Brunnen plätschert leise. Vom Nest hebt sich der letzte Storch und macht sich auf die weite Reise. Die Not der Zeit sehr wohl im Blick, dreht er zum Abschied eine Runde. Hört, wie die Turmuhr...

Einmal ist keinmal! Dachte man, und nahm den Weg mit neuem Biss. Doch plötzlich zog die Schwermut mit, und durch den Rückweg ging ein Riss.

Er litt als jüngster und als kleinster in seiner Kindheit manche Not. Und stieg am weitesten und höchsten, denn er ward von Beruf Pilot.

Jede Blume, die du pflücktest, hat nur kurz für dich geblüht. Die nur, der du Heimat schenktest, hat sich um dich fortbemüht.

Ein Blick, darin ein Lächeln lag, hat mich galant erschreckt, wie ein verirrter Lichtstrahl der am Grund ein Leben weckt.

Ein vom Baum gefallnes Blatt, Wollte es mir etwas sagen? Fiel nicht bunt noch lebenssatt, Sondern grün in Sommertagen Eines Morgens wie ein Ahnen, So, als wollte es mich mahnen.

Der Freitag ist kein freier Tag, wie man vom Namen glauben mag. Und doch ist er mir liebe Plag'. Kommt, wenn das Wochenende nah und geht, wenn es dann endlich da.

Aufs letzte Eiland vor dem Nichts floh ich vor allen bangen Fragen. Doch auch zu diesem hat der Wind dein Werben zartblau hingetragen.

Dies ist ein Lied, das ohne Noten, just aus dem Stegreif angeboten. Man kann als Kunstwerk es begreifen, und / oder einfach darauf pfeifen.

"Ach, hätt' ich doch ..." "Ach, könnt' ich nur ..." "Ach, wär ich ..." Spricht er. "Leider ..." Ja, hätt' er einst, dann könnt' er jetzt, und wäre aus dem Schneider.

Zwei Knaben schrieben Klapphornverse und hatten manche Kontroverse. Doch kreuzten sie, statt ihrer Degen, nur Reime, um der Muse wegen. Zwei Knaben kreuzten um Klapphorn, den Faden hatten sie verlorn. Vier Verslein wollten sie verklappen, doch...

Das Gros der Wellenringe, die einst ein Wurf beschwor, brach sich bereits am Ufer und die, die noch davor, verflachen immer weiter und laufen aus im Rund. Ruht dann ihr Spiegel stille, siehst du bis auf den Grund.

Als Kurzgedicht bleibt dieses schlicht, und schließt auf "-icht" für den Verzicht.

Dem Dichten galt mein stetes Mühen, wie einer, der im Ozean treibt sich müht, das Wasser aufzuhalten, dass er nicht sinkt und oben bleibt.