Daily Challenge

Bei der "Daily Challenge" werden aus allen am Vortag veröffentlichten deutschsprachigen Texten aktiver Autoren 15 zufällig ausgewählte Worte extrahiert. Dabei zählt als "Wort" alles, was zusammenhängend aus den Buchstaben A-Z sowie ä,ö,ü und ß besteht und mindestens 4 Zeichen lang ist, alles andere wird ausgefiltert (was so ein dummer Algorithmus eben unter einem deutschen "Wort" versteht - und die Mindestlänge ist dazu da, Artikel und anderes Kleinvieh außen vor zu lassen). Aus diesem Material soll ein kurzer Text erzeugt werden, in dem mindestens die Hälfte dieser Worte enthalten sind; Abweichungen aufgrund der grammatischen Form sind - wenn es denn sein muss - zulässig (wobei es allerdings passieren kann, dass die Markierungsfunktion sie dann nicht mehr findet, aber das ist normal), auch stillschweigende Rechtschreibkorrekturen sind selbstverständlich willkommen, da die Auswahlfunktion rein mechanisch arbeitet und keine Qualitätskontrolle durchführt :-)).

1 Einreichung für diesen Tag


Am 05.06. galten folgende Worte: hemd, stiefmütterchenmeer, genäht, eigentlich, festen, uschi, schild, ordentlichen, zogen, winden, publikum, bekam, verarscht, malt, franzose

Schwieger
von  RainerMScholz

Der nackte Franzose wurde in den kalten Winden ganz schön herumgewirbelt. Uschi hatte ihn mit einem Stangenweißbrot verkloppt und `rausgeschmissen, jetzt stand er vor einem leeren roten Stoppschild, die Ampeln blinkten blind und es war mitten in der Nacht. Ratlos und frierend wankte er durch die Straßen der menschenleeren Stadt, ohne Hemd, ohne Zuhause, ohne gar nichts. Er bekam Angst und eigentlich hätte er dort nicht klingeln mögen. Aber sein Instinkt und der Rotwein schienen ihm zuzuraten, es an dieser Tür zu versuchen. Er dachte an seine Stiefmutter, zwar nicht voller Liebe, aber eigentlich wollte er nur ein Dach überm Kopf und ein Bett. Er malte es sich aus wie im Stiefmütterchenmeer, in das er beklommen aber umsorgt versinken würde. Vielleicht bekäme er auch ein Hemd genäht und übergezogen, wie es früher einmal war. Die Tür öffnete sich, eine langnasige ernstblickende Frau sah auf ihn herab. Ein unsichtbares Publikum brach in schallendes Gelächter aus: das war nicht seine Stiefmutter, das ist die Schwiegermutter! Sie fasste ihn mit hartem Griff an den Schultern, drehte ihn um die eigene Achse und verpasste ihm einen ordentlichen Arschtritt, dass er über den Bürgersteig segelte. Die Tür knallte ins Schloss. Offensichtlich hatte Uschi schon angerufen, und er hatte sich unerklärlicherweise in der Haustüre geirrt. Ihm schien das Leben wie von Surrealisten gemalt.

 
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