KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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DAS PHÄNOMENALE SELBSTMODELL (von AZU20)
189. Kolumne
Das phänomenale Selbstmodell
von AZU20
Beim letzten Mal habe ich die Gummihand-Illusion an dieser Stelle vorgestellt. Hier nun der genaue Ablauf und Rückschlüsse daraus:
Nach 60-90 Sekunden erlebt man die Gummihand als eigene Hand, d.h. man fühlt die Berührungen des Zeigefingers so, als wäre es der Zeigefinger der eigenen linken Hand. Kurze Zeit später erlebt man sogar einen „virtuellen“ Arm. Man spürt also eine durchgehende Verbindung von der eigenen Schulter bis zur Handattrappe.
Natürlich gibt es keinen „Geisterarm“, aber man erlebt hier das bewusste Modell des Organismus als Ganzem, das vom Gehirn aktiviert wird. Metzinger nennt es das phänomenale Selbstmodell (PSM).
Was also auch immer Teil unseres PSM ist, also Element unseres bewussten EGO, ist zusätzlich durch das Gefühl der „Meinigkeit“ charakterisiert. Es ist mein Arm, meine Berührungsempfindung, mein Körper; es sind meine Gedanken.
Wie wäre es dann aber mit einer „globalen Meinigkeit“? Einem tieferen Ich-Gefühl, in dem man den Körper als eine Ganzheit besitzt?
Als Student habe ich intensiv geraucht. Ich lag an einem Nachmittag auf der Couch und zog an meiner Pfeife, als ich mich plötzlich unter mir liegen sah. Ich schwebte gleichsam über mir und schaute auf mich hinab. Damals führte ich dieses unangenehme Erlebnis auf eine zu starke Dosis Nikotin zurück, womit es sicher auch zu tun hatte, aber erstaunlicherweise las ich später öfter von solchen Zuständen und fand jetzt im Buch von Metzinger Ausführungen darüber, dass man solche Ganzkörper-Analogien experimentell hervorrufen kann. Es gibt solche phänomenalen Zustände, in denen Menschen fest davon überzeugt sind, sich außerhalb ihres eigenen Körpers zu befinden (out-of-body experiences oder OBEs). Das Objekt des Erlebens befindet sich in dem ätherischen Double, das –wie in meinem Fall den Eindruck hat zu schweben. Solche Zustände kann man etwa durch Stimulation des Gehirns mit Elektroden hervorrufen.
Diese Erlebnisse (Berichte darüber gibt es im Überfluss) haben eine absolut klare Qualität, sie erscheinen dem Betroffenen vollkommen real und treten auch spontan auf. Es geht also um eine visuelle Repräsentation des Körpers aus einer von der Wahrscheinlichkeit her gesehen unmöglichen Außenperspektive.
Metzinger geht sogar so weit, in solchen Phänomenen ein neurophysiologisches Korrelat zum Begriff der Seele zu sehen. Auch sie trennt sich im Tode vom Körper. Viele Urbegriffe von Körper und Seele, Körper und Geist setzen voraus, dass ein solcher zweiter ätherischer Körper vorhanden ist. Für den Neurophysiologen ist dieser freilich nur reine Information, die im Gehirn fließt.