Joseph Roth:
Der Vorzugsschüler
Novelle
Eine Rezension von Mondscheinsonate
Tja, wie beschreibt man den Inhalt einer Novelle, die nur 30 Seitchen hat, ohne zuviel zu verraten. Am Besten gar nicht. Nur mein Gefühl, das kann ich beschreiben: Empörung. Zunehmende Empörung kam während des Lesens auf. Die meisterhaft geschriebene und klar durchkomponierte Novelle Roths, 1916 veröffentlicht, hat zwischen den Zeilen den Charme Wiens. Natürlich habe ich Heimvorteil, besonders im Stadtpark, wenn der Flieder blüht, aber auch der Nichtwiener, die Nichtwienerin finden sich zurecht.
Wie heißt es so schön in Falcos "Out of the Dark" :"Muss ich denn sterben, um zu leben?", Anscheinend. Einmal wird kurz eine Erregung gespürt.
Was nimmt man mit? Mit Witz, Charme und Humor kommt man vielleicht nicht zu jedem Ziel, aber man spürt sich wenigstens noch.
Während dieser Novelle kann man keinen Satz aufhören, hat sie schnell durchgelesen, aber sie hallt noch lange in einem nach. Ein Meisterwerk!
Wie heißt es so schön in Falcos "Out of the Dark" :"Muss ich denn sterben, um zu leben?", Anscheinend. Einmal wird kurz eine Erregung gespürt.
Was nimmt man mit? Mit Witz, Charme und Humor kommt man vielleicht nicht zu jedem Ziel, aber man spürt sich wenigstens noch.
Während dieser Novelle kann man keinen Satz aufhören, hat sie schnell durchgelesen, aber sie hallt noch lange in einem nach. Ein Meisterwerk!
Kommentare zu dieser Rezension
Kenne von Roth nur den Radetzkymarsch. Ist der Vorzugsschüler auch so morbide?
Für mich ist es die Geschichte eines Strebers, Anpassungskünstlers und Opportunisten, an dem der Autor kein gutes Haar lässt, und sein Gelächter im Sarg ist einfach nur gruselig!
Für mich ist es die Geschichte eines Strebers, Anpassungskünstlers und Opportunisten, an dem der Autor kein gutes Haar lässt, und sein Gelächter im Sarg ist einfach nur gruselig!
Aber so geschrieben, dass der Leser kaum mehr aufhören kann. Das Grauen reißt mit.
Lesespannung ist kein Selbstzweck, sie muss interessanten Charakteren und Handlungen dienen. Der Vorzugsschüler ist eine eindimensionale, langweilige Karikatur, und sein Lachen im Sarg ist das Lachen Roths über seine eigene Erfindung. Ich lese gerade Faulkners "Licht im August" (auch um 1930): "Sie sah ihn an: Ihr Gesicht war hart, selbstzufrieden, aber nicht unfreundlich." Da sehe ich einen Menschen.
Da bin ich nicht deiner Meinung. Roth zeichnete einen schweren Unsymphatler, den er selbst abstoßend fand. Definitiv saß Roth ständig im Kaffeehaus und ich könnte mir vorstellen, dass er jemanden zeichnete, den er sah oder kannte. Der Gedanke darf nicht unter den Tisch fallen.
Gut - ein interessanter und, wie man sieht, sehr unterschiedlich lesbarer Text - für mich an der Grenze zur Satire. Und Danke für den Hinweis darauf durch Deine Rezension. Schreib bald mal wieder eine - ich lese das Buch!
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