Ich will eigentlich keine Weihnachtspost schreiben
Gedanke
von tulpenrot
Kommentare zu diesem Text
Ja, tulpenrot, das Schreiben von Weihnachtspost wird mit den Jahren immer schwieriger, zumal wenn man weiß, dass es dem Empfänger sehr viel schlechter geht als einem selbst.
Was schreibt man dem störrischen verwitweten Schwager, der Weihnachten wahrscheinlich allein zu Hause sitzen möchte, weil er seinen Kindern nicht zur Last fallen will?
Was schreibt man der langjährigen Freundin, die krankheitsbedingt die Wohnung nicht mehr verlassen kann und kaum noch Bekannte hat?
Was schreibt man der alten Bekannten, die gerade eine schwere Krebserkrankung überstanden hat, aber nie sicher sein kann, dass der Tumor nicht wiederkommt?
Alles wird gut?? Nein, sicher nicht. Aber es ist verdammt schwierig, bei allen die richtigen Worte zu finden. Und Telefonate machten sie Sache nicht besser, sondern böten vielleicht noch eher die Gefahr, in ein Fettnäpfchen zu treten. Wären sie in der Nähe, könnte man sie zumindest besuchen oder einladen – aber leider sind sie alle zu weit weg. Und religiös sind sie auch alle nicht.
Eine schwierige Frage, auf die ich auch noch keine Antwort weiß.
LG Citronella
Was schreibt man dem störrischen verwitweten Schwager, der Weihnachten wahrscheinlich allein zu Hause sitzen möchte, weil er seinen Kindern nicht zur Last fallen will?
Was schreibt man der langjährigen Freundin, die krankheitsbedingt die Wohnung nicht mehr verlassen kann und kaum noch Bekannte hat?
Was schreibt man der alten Bekannten, die gerade eine schwere Krebserkrankung überstanden hat, aber nie sicher sein kann, dass der Tumor nicht wiederkommt?
Alles wird gut?? Nein, sicher nicht. Aber es ist verdammt schwierig, bei allen die richtigen Worte zu finden. Und Telefonate machten sie Sache nicht besser, sondern böten vielleicht noch eher die Gefahr, in ein Fettnäpfchen zu treten. Wären sie in der Nähe, könnte man sie zumindest besuchen oder einladen – aber leider sind sie alle zu weit weg. Und religiös sind sie auch alle nicht.
Eine schwierige Frage, auf die ich auch noch keine Antwort weiß.
LG Citronella
Deine Gedanken passen gut zu meiner derzeitigen Verfassung und bringen mich zu der Überlegung: Welche Weihnachtspost würde ich mir eigentlich wünschen? Was sollen andere mir schreiben? Am besten auch nichts? Denn ich finde mich selbst in allen von dir beschriebenen möglichen Adressaten wider! Störrisch, verwitwet, halbseitig gelähmt, dauerhaft gehbehindert, daher abgeschnitten von vielen sozialen Kontakten, kaum Bekannte, keine Verwandtschaft, krebskrank. Was erwarte ich, was kann ich erwarten?
Ich bin inzwischen nachsichtiger mit den Menschen geworden, weil ich um die Hilflosigkeit meiner Umgebung weiß. Du beschreibst es ja auch.
Es ist einfach schwierig für sie richtig zu reagieren - und dennoch ist jeder Gruß - und sei er auch noch so bescheiden - ein Zeichen für den Empfänger: Hier hat jemand an mich gedacht. Hier will jemand den Kontakt nicht abbrechen lassen. Das tut gut. Und hilft. Trotz allem. Entgegen allem Augenschein.
LG Grüße und Danke für deine Rückmeldung.
Ich bin inzwischen nachsichtiger mit den Menschen geworden, weil ich um die Hilflosigkeit meiner Umgebung weiß. Du beschreibst es ja auch.
Es ist einfach schwierig für sie richtig zu reagieren - und dennoch ist jeder Gruß - und sei er auch noch so bescheiden - ein Zeichen für den Empfänger: Hier hat jemand an mich gedacht. Hier will jemand den Kontakt nicht abbrechen lassen. Das tut gut. Und hilft. Trotz allem. Entgegen allem Augenschein.
LG Grüße und Danke für deine Rückmeldung.
Du hast Recht: Das Gefühl „Hier hat jemand an mich gedacht“ tut in jeder Lebenslage gut, speziell natürlich in einer schwierigen. Und dieses Gefühl sollte man den Betroffenen auch das ganze Jahr über geben, nicht nur zu Weihnachten. Ein Anruf oder ein Schreiben öfter mal zwischendurch scheint mir da viel wichtiger als zu Weihnachten, wenn mancher Gruß auch nur aus Pflichtgefühl erfolgt. So empfinde ich jedenfalls.
Ich wünsche dir das, was ich meinen Lieben immer am meisten wünsche: Viel Kraft für alles, was noch kommen wird – vielleicht gibt es hier und da ja doch noch ein klitzekleines Lichtlein, das die Welt wenigstens für einen Augenblick wieder ein bisschen strahlen lässt.
Alles Gute!
Liebe Grüße, Citronella
Ich wünsche dir das, was ich meinen Lieben immer am meisten wünsche: Viel Kraft für alles, was noch kommen wird – vielleicht gibt es hier und da ja doch noch ein klitzekleines Lichtlein, das die Welt wenigstens für einen Augenblick wieder ein bisschen strahlen lässt.
Alles Gute!
Liebe Grüße, Citronella
Liebe Angelika,
ich kann dich gut verstehen, mir geht es genauso.
Und doch wissen wir, eine einzige handgeschriebene Zeile transportiert mehr Wärme als der ganze digitaler Schnick-Schnack.
Herzliche Grüße
TT
ich kann dich gut verstehen, mir geht es genauso.
Und doch wissen wir, eine einzige handgeschriebene Zeile transportiert mehr Wärme als der ganze digitaler Schnick-Schnack.
Herzliche Grüße
TT
Lieber TT,
danke für deine anteilnehmenden Worte und dein Sternchen. Ich habe heute angefangen, einige Leute anzurufen, aber war nur teilweise erfolgreich.
Jetzt hat mich das Telefon unterbrochen. Sonst ruft NIE jemand an - und ausgerechnet jetzt konnte ich es nicht brauchen. Jedenfalls gehen heute meine Weihnachtsgrüße mündlich zu den Leuten.
Zu dir gehen sie aber schriftlich!
FROHE Weihnachten!
Angelika
danke für deine anteilnehmenden Worte und dein Sternchen. Ich habe heute angefangen, einige Leute anzurufen, aber war nur teilweise erfolgreich.
Jetzt hat mich das Telefon unterbrochen. Sonst ruft NIE jemand an - und ausgerechnet jetzt konnte ich es nicht brauchen. Jedenfalls gehen heute meine Weihnachtsgrüße mündlich zu den Leuten.
Zu dir gehen sie aber schriftlich!
FROHE Weihnachten!
Angelika
Antwort geändert am 12.12.2024 um 17:49 Uhr
Antwort geändert am 12.12.2024 um 17:51 Uhr
Liebe Angelika, deine Gedanken klingen müde und doch steckt viel Ehrlichkeit darin. Mir ergeht es ähnlich.
Weihnachtspost fühlt sich oft nicht mehr wie ein Gruß an, sondern wie ein Ritual auf Autopilot. Jedes Jahr dieselben Formeln, dieselben Wünsche nach Ruhe, Gesundheit, Frieden, als würde man Textbausteine verschicken statt Gedanken.
Dabei ist es nicht die Weihnacht selbst, die langweilt, sondern die Leere zwischen den Worten. Die Grüße sagen alles und nichts, berühren kaum noch, weil sie so austauschbar geworden sind. Man schreibt sie nicht, weil man etwas zu sagen hat, sondern weil es „dazugehört“.
Vielleicht ist die "Müdigkeit" also kein Desinteresse, sondern ein stiller Wunsch nach Echtheit. Nach einem Satz, der wirklich gemeint ist – oder nach dem Mut, auch einmal nichts zu schreiben, wenn nichts Neues entsteht.
Manchmal ist das ehrlichere Geschenk nicht ein weiterer Weihnachtsgruß, sondern das Schweigen, das sagt: Ich möchte nur schreiben, wenn Worte wieder Bedeutung haben.
Liebe Grüße
Anne,
die deine Gedanken sehr gerne gelesen hat!
Weihnachtspost fühlt sich oft nicht mehr wie ein Gruß an, sondern wie ein Ritual auf Autopilot. Jedes Jahr dieselben Formeln, dieselben Wünsche nach Ruhe, Gesundheit, Frieden, als würde man Textbausteine verschicken statt Gedanken.
Dabei ist es nicht die Weihnacht selbst, die langweilt, sondern die Leere zwischen den Worten. Die Grüße sagen alles und nichts, berühren kaum noch, weil sie so austauschbar geworden sind. Man schreibt sie nicht, weil man etwas zu sagen hat, sondern weil es „dazugehört“.
Vielleicht ist die "Müdigkeit" also kein Desinteresse, sondern ein stiller Wunsch nach Echtheit. Nach einem Satz, der wirklich gemeint ist – oder nach dem Mut, auch einmal nichts zu schreiben, wenn nichts Neues entsteht.
Manchmal ist das ehrlichere Geschenk nicht ein weiterer Weihnachtsgruß, sondern das Schweigen, das sagt: Ich möchte nur schreiben, wenn Worte wieder Bedeutung haben.
Liebe Grüße
Anne,
die deine Gedanken sehr gerne gelesen hat!
Deine Gedanken haben mich nun darin bestärkt, nächstes Jahr auch keine Weihnachtskarten mehr zu senden...und zu Ostern schon nimmer mehr
Liebe Anne,
jetzt habe ich deinen Kommentar gelesen und danke dir dafür.
Dieses Jahr ist es wieder dasselbe - ich sitze hier und überlege, ob überhaupt und wenn doch, was soll ich schreiben?
Und an wen eigentlich? Es sind inzwischen etliche gestorben oder der Kontakt ist abgebrochen.
Heute abend denke ich jedoch, es ist aber trotz allem ein Zeichen, das ich setzen könnte, aller Faulheit, allem Missmut zum Trotz - ich mach es dennoch. Wer weiß, ob sich nicht der ein oder andere doch freut, wenn er/sie Post erhält von mir.
Und mir tut es auch gut. Irgendwie. Auch ohne große Begeisterung oder Erwartungen.
Herzliche Grüße
Angelika
jetzt habe ich deinen Kommentar gelesen und danke dir dafür.
Dieses Jahr ist es wieder dasselbe - ich sitze hier und überlege, ob überhaupt und wenn doch, was soll ich schreiben?
Und an wen eigentlich? Es sind inzwischen etliche gestorben oder der Kontakt ist abgebrochen.
Heute abend denke ich jedoch, es ist aber trotz allem ein Zeichen, das ich setzen könnte, aller Faulheit, allem Missmut zum Trotz - ich mach es dennoch. Wer weiß, ob sich nicht der ein oder andere doch freut, wenn er/sie Post erhält von mir.
Und mir tut es auch gut. Irgendwie. Auch ohne große Begeisterung oder Erwartungen.
Herzliche Grüße
Angelika