ein ungekonntes Etwas ohne Sinn, Rhythmus und Verstand, aber mit ein wenig Reim

Alltagsgedicht zum Thema Nonsens

von  tulpenrot

das Jahr, es geht zu Ende

das Moor, es dunkelt in der Nacht

das Kind, es köpft die Rose

das Dorf, es schnarcht recht tief und sacht

 

das  Holz, es liegt im Schuppen

das Heu, es modert vor sich hin

das Stroh, es brennt ganz lichterloh

das Schaf, es trauert ohne Sinn

 

das Huhn, es scharrt behende

die Kuh, sie weidet auf dem Land

die Magd, sie schließt die Dose

der Hund, er leckt mir leicht die Hand

 

Ein Duft, er füllt die Stuben

das Mahl, es ist gar fein gekocht

die Frau, sie spielt mit Puppen

ihr Herz, es pocht und  pocht und pocht.

 

der Bub, er baut den Galgen

der Fürst, er hält ihn klein und zahm

ein Schalk, er denkt nichts Böses

der Greis, er pfeift auf  das Tamtam

 

Und ich, ich dümple vor mich hin

ein Schiff, es schaukelt und ist leck

der Wirt, er kratzt sich an dem Kinn

und ich, ich bin jetzt leider weg




Anmerkung von tulpenrot:

P.S. Frage in die Runde: Wie nennt man diese Art der „Satzbildung“, die ich hier karikiert hab? Es gibt sicher einen Fachausdruck, den ich aber nicht weiß.

Empfohlen von: GastIltis, nadir, franky, Tasso Tuwas, AZU20, minimum, wa Bash, Moja, AchterZwerg
Lieblingstext von: franky
Herzlichen Dank

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (21.12.21, 09:36)
Hallo Angelika,
die Frage kann ich dir auch nicht beantworten, aber das Genre würde ich spontan als "fantastischen Realismus" bezeichnen, und der ist bestens dazu geeignet, uns wieder zu erden!
Mit Schmunzeln gelesen
Herzliche Grüße
TT

 tulpenrot meinte dazu am 21.12.21 um 09:55:
Lieber TT,

schmunzeln, das ist immer gut, finde ich; auch und gerade dann, wenn es wenig zu lachen gibt.
Danke für dein Lesen und deine Worte

Liebe Grüße
Angelika

 AZU20 (21.12.21, 11:59)
Da kann ich Dir auch nicht helfen, aber die Karrikatur ist prächtig gelungen. LG

 tulpenrot antwortete darauf am 21.12.21 um 12:25:
Danke. Dann hat es dir offensichtlich Spaß gemacht sie zu lesen.

 GastIltis (21.12.21, 13:44)
Kennst du, sag mal, den Unterschied
als erstes von einem Sonett,
dann den zwischen Gedicht und Lied,
Spinalkanal und dann Spinett?

Auch nicht? Und dann erwartst du hie
auch noch  Termini technici
von mir und den Banausen?
Lass sausen es, lass sausen!

Liebe Grüße von Gil.

 tulpenrot schrieb daraufhin am 21.12.21 um 18:00:
Es bleibt mir gar nichts andres übrig, als es sausen zu lassen. Selbst meine sonst so schlaue und studierte Tochter, wusste es nicht (mehr). Also setz ich mich ans Cembalo und spiele Couperin, dann dudle ich noch mit dem Dudelsack ein Tremolo. Ach, mir fällt grad nix Gescheiteres ein - oder ich fress einen Besen (aus Lakritz).
Bis später dann und vielen Dank und viele Grüße
Angelika

 AchterZwerg (22.12.21, 06:44)
Liebes Tulpenrot,
vermutlich kann Ekki, unser Hausgermanist, deine Frage beantworten.
Ich leider nicht. :(
Mir gefällt das Lakonische an dieser Form.
Die Hundestrophe findet meinen besonderen Beifall: Melancholie vom Feinsten!

Herzliche Grüße und eine schöne Weihnachtszeit
der8.

 tulpenrot äußerte darauf am 22.12.21 um 06:52:
Danke, lieber 8.
Ich hab meine eigene studierte Hausgermanistin gefragt,  aber die wusste es nicht. Ja, so bleibt meine einzige Hoffnung der Ekki.
Schön, dass dir mein Geschreibsel gefallen hat. Mir macht es immer viel Spaß, wenn mir lauter Verrücktheiten einfallen.

Dir auch eine schöne erholsame Weihnachtszeit.
LG tulpenrot

 Quoth (22.12.21, 07:33)
Hallo Tulpenrot, das Gedicht ist vielleicht noch schöner, wenn man die Kommata hinter den Subjekten und die darauf folgenden Pronomina, also die Subjektverdoppelung weglässt. Es wird stringenter, wirkt weniger zögerlich und umständlich. Gruß Quoth

 tulpenrot ergänzte dazu am 22.12.21 um 09:02:
Das ist gut, wenn es umständlich und unschön wirkt. Das ist es ja gerade, was ich aufs Korn nehmen will!! Diese unschöne Verumständlichung, und dann in dieser Häufung. Sollte ich demnächst so etwas eher (böse) Satire und nicht verharmlosend Nonsens nennen?
Gruß tulpenrot

 Quoth meinte dazu am 22.12.21 um 09:21:
Das habe ich schon begriffen - es ist Ausdruck einer Stimmung, in der der Ballast der Subjektverdoppelung nicht als solcher empfunden wird. Aber lies es, das Gedicht, mal ohne sie, die Pronomen, - es wird für mein Gefühl noch lakonischer - und funktioniert auch!

Antwort geändert am 22.12.2021 um 09:21 Uhr

 tulpenrot meinte dazu am 22.12.21 um 09:42:
Ich muss dich enttäuschen, es funktioniert nicht, weil dann  der "Unrhythmus" (= auf langen Strecken 2 betonte einsilbige Worte nebeneinander) im Vordergrund steht und es kaum mehr lesbar ist. Also hier bei mir im Studierstübchen ist das jedenfalls so. Und mein Anfangsgedanke wäre auch über den Haufen geworfen, weshalb ich den Text überhaupt verfasst hab. Genau diese Subjektverdopplung aufs Korn zu nehmen und zu veralbern.
Und ein Ausdruck einer Stimmung (meiner?) ist es recht nicht. Es ist reine Alberei, sonst nix. Nix (ich weiß, dass es "nichts" heißt) passt zusammen, kein Gedanke wird zu Ende geführt. Und ein Spiel mit Einfällen, die möglischt absurd sind (leider nicht durchgängig, da hatte ich gewisse Grenzen).

Antwort geändert am 22.12.2021 um 11:10 Uhr

 Quoth meinte dazu am 22.12.21 um 12:24:
Durch die Reime und die Strophenform ordnet man den Text unwillkürlich in Lyrik ein - und da gilt der Grundsatz: Jedes überflüssige Wort ist Ballast und muss abgeworfen werden, damit der lyrische Ballon in die Höhe steigen kann. Dann merke ich aber nach einiger Zeit: Hier macht eine jemandin sich über die ästhetischenm Gesetze der Lyrik lustig! Haha! Ja, aber gerade die mosaikartige Zusammenstellung unzusammenhängender Bilder zeigt Dein lyrisches Talent, das Du hier einmal mutwillig verleugnest - oder veralberst, wie Du schreibst. Gruß Quoth

 tulpenrot meinte dazu am 22.12.21 um 12:39:
Mutwillig und veralbern - das ist GENAU richtig.
Und es handelt sich um "Pseudolyrik". Das tut nur so, als ob.
Und: Solche Grundsätze wie "Ballast abwerfen" missachte ich auch bei meinen ernsthaften Versuchen, so gut es geht. Mit Absicht. Hab ja auch keine Ambitionen (mehr), brauch keine Wettbewerbe zu bestücken - mache einfach, so gut ich kann und weiß. Frei Schnautze.
Vielleicht kommt dann auch mal was Ernsthaftes wieder von mir. Mit diesen Albereien schreib ich mich oft frei, damit wieder was Besseres kommen kann. Oder es ist ein Nachklang zu einer ernsthaften Phase - immer wieder anders.
By the way: Ich hatte im Abi in Deutsch eine 4  mit Ach und Krach. Passt doch - oder?
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