und ich warte ...

Innerer Monolog zum Thema Fragen

von  bratmiez

und manchmal da krame ich aus meiner tasche diesen bierdeckel heraus. er sieht aus wie neu. wie sollte er auch verstauben auf so engem raum? einmal, da griff ich nach meinem alten ddr-lineal und nahm das zentimetermaß einer seite des bierdeckels. später auf dem klo errechnete ich mir dann den flächeninhalt und den umfang. es gab zeiten, da benutzte ich dieses ding sogar als so eine art orakel. ich ließ es wahllos vor meine füße fallen und hoffte, daß es auf der seite mit der kleinen botschaft landet. wenn er dies nicht tat, dann war ich automatisch schlecht gelaunt und alles ging schief, was nur schief gehen konnte. heute liegt der deckel neben dem roten feuerzeug und der billardqueue-kreide, welche ich eines nachts versehendlich einsteckte, und ich warte ...

auf den frühling vielleicht - welcher längst vergangen.
auf die sonne vielleicht - in dieser kalten nacht.

auf das leben vielleicht ...?

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (13.01.07)
Grundsätzlich: Warten ist nicht gut, nicht hier, nicht wenn es um dein Schicksal geht. Nein, es kommt kein Engel zu dir, kein Geld fließt dich an, keine Liebe, nichts von dem kommt zu dir, du musst schon hingehen zu deinem Glück, aber das reicht oft auch nicht. Nur: Warten ist keine gute Lebensstrategie!
Lyrine (43)
(13.01.07)
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 AndreasG (13.01.07)
Hallo Miez.
Ein Text, der nachdenklich bis ironisch ist (finde ich). Dieses Warten ... warten auf den Anderen, der vielleicht selber wartet oder dem alles völlig schnurz ist, dessen Einschätzung nicht einzuordnen ist, der vielleicht ... oder auch nicht; - wer weiß?
Ja, das gefällt mir. Es spiegelt den Menschen wieder, seine Unsicherheit, seine Unfähigkeit, sein Wissen, was richtig wäre, sein Wissen der eigenen Angst. Da verlässt der Text die Bergmannschen Sphären, spielt mit ihnen, geht viel weiter, findet Verständnis bei denen, die das kennen - und sich auch nicht trauen; niemals trauen würden.
Doch gerade der letzte Satz bringt es auf den Punkt: Leben. Leben wir oder werden wir gelebt? Sind wir abhängig von Anderen, um leben zu können? Sind es Vertrauen und Verlässlichkeit - oder nur Einbildung und Rausch?
Dein Text lässt diese Fragen offen, lässt viele Fragen offen. Das mag ich, denn für mich fehlen oft die Antworten auf Fragen (zumindest die eindeutigen Antworten). Sie sind auch nicht immer nötig, meine ich, sie ergeben sich oft aus dem Ausschluss der Möglichkeiten. Manchmal bleibt einfach nichts - oder eine einzige Möglichkeit.
Liebe Grüße,
Andreas

 lilly-rose (13.01.07)
und dennoch ... (nachdem ich auch die Komms. gelesen habe und bestätigen kann/muss)... dennoch, wir warten immer und immer wieder.

Ein guter Text, miez!!

LG
Thomas
Susa (52)
(13.01.07)
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The_black_Death (31)
(21.01.07)
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