Lauras Reise zum Mond
Die Gouvernante hatte Laura zu Bett gebracht und ihr eine gute Nacht gewünscht. Laura wartete nun aufgeregt auf dem Moment wann der Mond mit seinen Strahlen und Tim zu ihr ins Zimmer kommt. Da erschien Tim.
„Ich habe meine Eltern gefragt, Tim. Ich darf mit dir ein Jahr und einen Tag zu dir auf den Mond reisen, meine Eltern haben es erlaubt“. Ganz verdutzt schaute er Laura an und dann kam ein „Juchhe“ von ihm.
„Ziehe dich warm an und halte dich an mir fest. Wir fahren auf meinen Strahl zum Mond zurück, es ist so als ob du in einem Boot sitzen würdest, du brauchst dich nur an mir festhalten.“
Laura zog sich warme Sachen an, umfaßte Tim am Rücken und schon befand sie sich in der Weite der Unendlichkeit. Laura verlor das Gefühl von Zeit und Raum. Sie sah nur die Sterne immer größer werden, ihr herrliches Funkeln, Sternschnuppen flogen an ihr rauschend vorbei und grüßten sie lächelnd. Es war eine himmlische Reise. Laura fühlte sich leicht und unbeschwert am Rücken von Tim. Natürlich hatten alle Mondstrahlen von Tims Abenteuer erfahren, schließlich war ja eine Strahlenlücke entstanden die Tim hinterließ. Vater Mond wurde sofort informiert und er war fürchterlich verärgert, wie ein Strahl seine Pflicht vernachlässigen konnte. Die Mondsoldaten wurden ausgeschickt um bei Ankunft ihn sofort zu ihm zu bringen. Inzwischen wurden die Koordinaten errechnet welcher Strahl da ausgefallen ist. Das Strahleneinsatzbüro berechneten Strahl 785629 mit Namen Tim. Nun ging Vater Mond ein Licht auf.
„Dieser Schlingel Tim“ dachte Vater Mond und er lächelte vor sich hin.
Das Strahlenboot mit Tim und Laura landete sanft im Strahlenmeer das vor einer großen Felsenwand lag. Doch bevor Tim Laura etwas erklären konnte standen schon ein Dutzend Mondsoldaten vor ihnen und forderten Tim auf sofort zu Vater Mond zum Verhör und Bestrafung zu kommen. Nun etwas wacklig waren nun doch Tims Strahlen geworden, eigentlich hatte er über die weiteren Folgen überhaupt nicht nachgedacht und in seinem Übereifer hatte er natürlich Vater Mond völlig vergessen um Erlaubnis zu bitten. Nun schritten sie in der Mitte der Soldaten durch das Tor in der Felswand und als sie dies durchschritten, öffnete sich eine große ebene Fläche auf der ein riesiger im Mondlicht glänzender Palast lag, der Mondpalast.
Die Mondsoldaten hatten furchtbare finstere Minen, denn es kommt so gut wie nie vor, daß ein Strahl verhaftet werden mußte. Alles ging friedlich auf den Mond zu und ihre Aufgabe war mehr eine theatralisch Palastzierde. Nun durften sie endlich einmal ihrer Aufgabe gerecht werden und das sah man ihnen an.
Laura wurde von Tim getrennt und von einem Hofmarschall höflich in einen kleinen Empfangssaal geführt. Nun etwas ängstlich und unsicher war sie nun doch, da Tim fehlte und die Soldaten hatten ihr auch etwas Angst eingeflößt. Zwei Pagen standen an der Tür, man reichte ihr eine Schale mit Flüssigkeit, aber sie getraute sich nicht zu trinken. Tim war inzwischen unverzüglich zu Vater Mond geführt worden und stand nun etwas zitternd vor ihm.
„ Donnerwetter, Blitz, Hagel und Wolkenbruch“, donnerte die Stimme des Vater Mondes Tim entgegen. „So ein verliebter Narr, kann doch nicht einfach eine Prinzessin entführen und auf dem Mond bringen. Alle Gesetze außer Kraft setzen, seine Aufgabe vernachlässigen und noch dazu die Eltern des Kindes in tausend Ängste versetzen. Was hast du dir dabei nur gedacht, sprich.“
Tims Strahlen waren so klein geworden, daß sie fast nicht mehr gesehen wurden. Er stotterte verlegen durcheinander.
„Alle haben mich ausgelacht, als ich euch um Rat bat. Alle haben hinter meinen Strahlen gespottet, Tim laß dir etwas einfallen, sei ein Held. Laura hat ihre Eltern um Erlaubnis gebeten für ein Jahr und ein Tag und diese haben zugestimmt.“
„Du sollst hier nicht noch zu deinen Dummheiten lügen, du verschlimmerst nur deine Strafe.“
„Nein, ich lüge nicht ihr könnt ja Prinzessin befragen.“
„Das werde ich sicher auch tun. Jedenfalls hast du viele Mondgesetze gebrochen der Mondrat wird über dein Vergehen beraten und die Strafe für dich festlegen. Vorerst kommst du in die Gefängniszelle und wartest dort auf dein Urteil“
„Aber Vater Mond.“
„Kein Aber möchte ich von dir hören“, donnerte er Tim an.
„Prinzessin Laura.“
„Halte den Mund, ich weiß schon was ich tue. Wache raus mit ihm.“
Mit Tränen in den Augen wurde Tim in die Zelle abgeführt.
Der Hofmarschall wurde beauftragt Prinzessin Laura zu Vater Mond in den Prunksaal zu geleiten. Noch nie war eine Prinzessin zu Gast bei Vater Mond gewesen, er zog seine große Galarobe an und war etwas unsicher wie er sich verhalten sollte. Da öffnete sich die Tür und ein wunderschönes zierliches Mädchen mit langen schwarzen Haar und dunklen Augen stand vor ihm. Wie verzaubert sah er Laura an.
„Du bist also Prinzessin Laura die unser ungehöriger Strahl 785629 entführt hat.“
„Wenn Ihr Hoheit, Vater Mond, mit Strahl 785629 meinen Freund Tim meint, dann stimmt es.Entführt hat er mich nicht, ich sollte meine Eltern um Erlaubnis bitten und das habe ich getan.“
„Und sie haben zugestimmt?“ fragte Vater Mond.
„Ja, ich habe ihnen gesagt ich komme in einem Jahr und einen Tag wieder. Sie meinten ich soll ihnen dann alles erzählen was ich erlebt habe. Dies habe ich Tim gesagt und nun bin ich bei Euch und möchte Euch herzlich begrüßen.“ Laura machte einen tiefen Hofknicks.
„Ja, ja ich begrüße dich auch ganz herzlich und freue mich dich als unseren Gast hier zu haben. Was für Wünsche hast du? Was willst du alles sehen?“
„Ich möchte gern wissen wie Ihr lebt, was ihr tut und ich möchte mit Tim, meinen Freund, spielen.“
„Hm, Hm,“ brummte Vater Mond, „wir werden sehen was wir für dich tun können. Jetzt ruhe dich erst einmal aus und morgen besprechen wir alles ganz genau. Schlaft gut Prinzessin, der Hofmarschall wird dich auf Dein Zimmer führen. Wir versuchen all deine Wünsche zu erfüllen.
In der Nacht tagte der große Rat um festzulegen wie man Tim bestrafe und wie man Lauras Wünsche erfüllen könne. Stecken wir Tim ins Gefängnis ist Laura unglücklich. Bestrafen wir Tim nicht, müssen wir ihn belobigen, sonst verlieren wir die Glaubwürdigkeit an unsere Gerechtigkeit allen anderen gegenüber. Aber für was sollte man Tim belobigen? Man einigte sich dann doch auf einen gängigen Beschluß. Tim wird ausgezeichnet, eine sehr schwierige Aufgabe von Vater Mond gelöst zu haben. Die Zustimmung der Eltern von Laura zu erhalten für diese Reise war eine mutige Meisterleistung. Dies wurde sofort in den Mondnachrichten bekannt gegeben und kein Strahl machte sich mehr lustig über Tim im Gegenteil. Tim wurde von den nächtlichen Strahldiensten befreit und stand ausschließlich für Laura zur Betreuung zur Verfügung.
Die Zeit auf dem Mond verlief viel schneller für Laura als auf der Erde. Erd und Mondkind waren unzertrennlich. Tim zeigte ihr viele Sterne die man von der Erde nicht sehen konnte.
Er reiste mit ihr ins Mondgebirge, in die riesigen ausgetrockneten Schluchten die sich nach Wasser sehnten. Alles war etwas trocken auf dem Mond und sie vermißte bald nachdem ihre Neugier gestillt war das Grün der Felder und Wälder. Sie sehnte sich nach ihren Eltern und vermißte die bunten Blumen im Schloß. Tim merkte, daß Laura etwas traurig war. Ihm war bewußt geworden, daß der Mond kein Lebensraum für Laura sei und seine Liebe zu ihr auch ein unerfüllbarer Traum bliebe. Der Tag der Rückreise kam immer näher. Ein riesiges Mondfest wurde zu ihrem Abschied veranstaltet. Viele kleine und große Sternschnuppen wurden zu Lauras Ehre von den Sternen zu ihr geschickt. Wie ein Feuerwerk sah es über den Palast von Vater Mond aus. Der ganze Hofstaat war anwesend, alle hatten Laura sehr lieb gewonnen. Und dann kam der Moment wo Laura wieder Tims Strahlenboot betrat und sich ganz vertraut an seinem Rücken legte. Der Abschied war für Tim schmerzlich. Tim hatte in dieser Zeit gelernt, daß sich nicht alle Wünsche realisieren lassen, aber er würde Laura mit seinen Strahlen auf ihren Weg als guter Freund weiter begleiten.
Alles war für ein großes Fest auf dem Schloß vorbereitet. Es war der eihundertundeinste Tag.
Der König war so fest davon überzeugt, daß seine Tochter wieder vom Mond zurückkommen würde. Er hatte dem alten Mann mit seiner Weissagung vertraut. Laura lag am nächsten Morgen ruhig schlafend in ihrem Bett und ein großer Jubel entstand im Schloß und im ganzen Land.
„Erzähle Kind, erzähle.“
„Frau Mutter, ich habe die ganze Zeit geschlafen und nichts geträumt.“
„Ja, mein Kind so wird es gewesen sein,“ und sie nahm erneut ihre Tochter in die Arme und war überglücklich.
Drei Tage dauerte das königliche Fest. Der Mond strahlte besonders hell und viele Sternschnuppen waren in diesen Nächten am Himmel zu sehen. Den goldenen Strahl im Mond konnte man nicht mehr sehen, er war auf der Erde wieder angekommen.