Herbstwind

Sonett zum Thema Jahreszeiten

von  IngeWrobel

.

Soeben ist das erste Blatt gefallen
vom Baum grad meinem Fenster gegenüber.
Ich mag das nicht, es wäre mir viel lieber,
es hinge dort noch, bei den andern allen.

Und doch weiß ich: Der Herbstwind macht jetzt Beute.
Er zögert nicht, verwendet alle Kräfte,
entzieht den Pflanzen ihre Lebenssäfte
bis er die ganze Pracht zu Boden streute.

Auch mir fährt er – mich schüttelnd – durch die Poren
so lang, bis meine Wärme ich verloren.
Es krampft das Herz, es krampfen sich die Hände.

Hab noch kein warmes Nest für mich gefunden,
nicht den Kamin für traute Abendstunden.
Froh wär ich, wenn ich Zuflucht, Heimat fände!

.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Traumreisende (07.09.07)
dein herbstbild liebe inge erscheint mir mehr ein inneres bild zu sein, ein suchen und doch geschüttelt sein...

ja... die ersten blätter fallen schon... wo ist sie hin die zeit....

lg silvi

 IngeWrobel meinte dazu am 07.09.07:
Es ist sicher beides, liebe silvi, - zumindest war es das wohl im Augenblick des Schreibens. Ich liebe den Herbst in seiner farbigen prallen Reife - aber er macht mich auch melancholisch, da er unerbittlich auf den Winter hinweist. Der Herbst des Lebens, in dem ich mich ja befinde, ruft auch die unterschiedlichsten Stimmungen in mir hervor.
Tja, da muss frau durch.......*lächel
Dir einen lieben Gruß ins Wochenende von der Inge
FINNUCANE (44)
(09.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 IngeWrobel antwortete darauf am 09.09.07:
*lächel* ".......wer jetzt kein Haus hat......" - ja, daran hab ich auch gedacht beim Schreiben. (Rilke: Herbsttag)
Liebe Grüße Dir in Deinen Tag, der hier gerade die Sonne angeknipst hat.
:) Inge
FINNUCANE (44) schrieb daraufhin am 09.09.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 IngeWrobel äußerte darauf am 09.09.07:
Lieber Herr Bert,
obiges Gedicht ist ja vom Vorjahr und im Spätherbst entstanden. Heuer müsste ich den Rilke anders zitieren: ...HERR, ist es schon Zeit? Der Sommer war nicht groß.... *zwinker*
Die wichtigste Passage scheint mir:"Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben..." - das trifft nicht nur auf den jahreszeitlichen Herbst zu, sondern auch auf den Lebensherbst.
Rilkeseufzergrüßle!
Inge ,-))
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram