Madrigal gestanztes Triolett

Gedankengedicht zum Thema Annäherung

von  Isaban

Oh, bis zum Hals! Mir sprengt es fast die Ohren
und ach, das Denken scheint mitmal verschwommen,
die Finger kalt und irgendwie erfroren.
Es dröhnt verwirrend laut in Hals und Ohren.
Behutsam hast du meine Hand genommen.
In deiner wirkt sie nicht mehr so verloren.

Noch lauter pocht der Herzschlag in den Ohren,
ich wollte, sollte, weiß nur noch verschwommen.

Und immer noch dies Rauschen in den Ohren,
nur du und ich, was war, was ist, verschwommen,
fast bang wird mir, ganz seltsam und beklommen.
Mein Herz rast wild, scheint bumpernd zu rumoren,
sein Pochen pulst vom Schoß bis zu den Ohren,
dein Mund ist mir unglaublich nah gekommen!

Der Pulsschlag rauscht, entdenkt, sprengt meine Ohren.
Ich seh nur dich, den Rest der Welt verschwommen.


Anmerkung von Isaban:

Aus Wikipedia.de:


Madrigal stellt eine literarische Form der italienischen Lyrik des 14. Jahrhunderts dar. Sie entstand aus der musikalischen Form des Trecento-Madrigals des 13. Jahrhunderts, meist 2-stimmigen unbegleiteten Vokalstücken, und ist verwandt mit dem Rondeau und der Ballade. In dem 14. Jahrhundert geriet das Madrigal als musikalische Praxis in Vergessenheit und transformierte sich in eine rein literarische Form. Das literarische Madrigal besteht üblicherweise aus zwei oder drei Stanzen mit drei Versen sowie einem späteren Refrain aus zwei sich reimenden Versen und stellte die wichtigste italienische Form der Liebeslyrik dar. Ihr wichtigster Vertreter ist Petrarca.

Triolett bezeichnet eine poetische Strophenform, die wohl in Frankreich erfunden wurde. Sie besteht aus acht Zeilen, deren erster Vers identisch oder leicht abgeändert als vierte und siebente Zeile wiederkehrt; der zweite Vers wiederholt sich dann in der achten Schlusszeile. Schwierig vor allem im Deutschen ist, dass nur zwei Reime darin vorkommen können. Beispiel:

Der erste Tag im Monat Mai
ist mir der glücklichste von allen.
Dich sah ich und gestand dir frei,
den ersten Tag im Monat Mai,
dass dir mein Herz ergeben sei.
Hat mein Geständnis dir gefallen,
so ist der erste Tag im Monat Mai
für mich der glücklichste von allen.

(Friedrich Hagedorn (1708-1754), 'Der erste Mai', in: Wolfgang Kayser, Kleine deutsche Versschule, S. 54)
Eigentlich aus Frankreich stammend, war diese Strophenform im 18. Jahrhundert bei deutschen Romantikern beliebt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Bohemien (23.09.07)
liebe sabine es ist ein wahnsinn..bin begeistert..eine interessante form und so kraftvoll wie auch sanft berührend nähert man sich an..klasse. liebe müde grüße in die nacht bo

 Isaban meinte dazu am 27.09.07:
Danke, lieber Bo.
Ich habe versucht, das Gefühl herüber zu bringen, das dieses Näherkommen beim ersten Kuss begleitet, dieses Herzrasen, die Schmetterlinge im Bauch, dieses Schwindelgefühl, das unsichtbar Werden des Rests der Welt...

Es freut mich sehr, dass dir mein Text gefällt.
Liebe Grüße,
Sabine
steyk. (58)
(23.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 27.09.07:
Oh, es sind ganz alte Formen, aber ich fand sie der Romantik des beschriebenen Augenblicks angemessen.
Danke, Stefan, für deine Rückmeldung und auch dafür, dass dir mein Experiment gefällt.
Liebe, herzliche Grüße nach Berlin,
Sabine

 franky (23.09.07)
Guten morgen liebe Sabine,

Deine Ausgrabungen und Nachforschungen bringen Interessante Formen zu Tage. Ich bewundere deinen Mut und Scharfsinn. Es ist trotz allem ein herrliches Liebesgedicht geworden, wenn auch in nicht gebräuchlicher Frorm.
Wünsche einen wunderschönen ersten Sonntag im neuen Herbst.
Liebe Grüsse
Von
Franky

 Isaban schrieb daraufhin am 27.09.07:
Lieber Franky, ich danke dir sehr für deinen wohlwollenden Kommentar und das reizende "trotz allem".

Liebe Grüße,
Sabine
myrddin (47)
(23.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban äußerte darauf am 27.09.07:
Danke, Ralph. Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Balu (57)
(23.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban ergänzte dazu am 27.09.07:
Vielen Dank, lieber Knut.
Ich freue mich sehr, das dir dieses eine Wort so viel geben konnte und grüße dich herzlichst

Sabine
Dolphilia (48)
(23.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 27.09.07:
Ja, es sollte schwindelig machen, Dolphilein.
Freu mich, dass du meine Experimentierfreudigkeit zu schätzen weißt. *g*
Viele liebe und herzliche Grüße,
Sabine
Synonym (32)
(24.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 27.09.07:
Hm, ich mag deinen Kommentar. Du fühlst dich mittenrein. Danke.
Herzlichst

Sabine
janna (60)
(27.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 28.09.07:
Ich hab eine Möglichkeit gesucht, beim Lesen schwindelig zumachen, das Gefühl zu übermitteln, diesen Augenblick, kurz vor dem ersten Kuss, wenn alles nur noch kreist. Diese strengen alten Formen mit ihren vielen Wiederholungen und der schönen Satzmelodie kamen mir geeignet vor. Klangstücke, die man nicht nur leise lesen, sondern auch selber laut sprechen sollte, damit man ein bissl schwurbelig wird. Hm. Ein konservierter Kuss, wenn es denn so hinhaut, wie ich es mir vorgestellt habe.
Danke, Janna. Ich freue mich sehr, dass es dir trotz der ungewohnten Form gefällt.
Viele liebe, herzliche Grüße,
Sabine
kyl (57) meinte dazu am 30.09.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 30.09.07:
Huah, liest sich das unanständig!
janna (60) meinte dazu am 30.09.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 30.09.07:
Ach?
kyl (57) meinte dazu am 30.09.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 30.09.07:
Na gut, einmal ganz kurz, am Öhrchen.
kyl (57) meinte dazu am 01.10.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 01.10.07:
Näschen? *gggg*
kyl (57) meinte dazu am 02.10.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 02.10.07:
;-) Ja, das sehe ich ein. :P

 Janoschkus (30.09.07)
toll gemeistert und irgendwie schön, dass sich "Ohren" und "verschwommen" so oft wiederholen. das klingt fast ein wenig witzig, ich mag das einfach, und vor allem macht es (mir) deutlich, dass, wo die einen sinne (sehen) ihren geist auf geben, die anderen in den vordergrund treten (hören). und die pointe ist einfach schön. da kann ja nur alles drum herum verschwimmen, wenn man jemanden soo im auge hat. das auge ist längst geworfen und flattert jetzt wie ein schmetterling umher.
gruß Janosch

 Isaban meinte dazu am 30.09.07:
Ich finde die alten Formen reizvoll. Da die Villanelle immer so ein ganz kleines bisschen leiert habe ich mir, um die geplanten Bilder zu verpacken mal das Madrigal angesehen und dann das Triolett und versucht mir etwas draus zu mischen, das sich von alleine dreht, das nicht leiert, sondern den Leser mit in den Wirbel zieht. Wiederholungen sind da ein gutes Stilmittel, ebenso wie die fünfhebige Satzmelodie und die Forcierung der Lesegeschwindigkeit dadurch, dass nur insgesamt zwei Reime angewendet wurden. Es hat mir viel Spaß gemacht, den Inhalt mit ein bisschen Tüftelei zum Herzflattern zu bringen, bis sich alles richtig anfühlte, eben wie diese atemberaubende Nähe beim ersten Kuss.

Hach, ich freue mich, dass es dir gefällt. Danke, Großer.
Herzliche Grüße,
Sabine
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram