19. September: Pepe, Josef und Josè
Tagebuch
von Raggiodisole
19. September Von Uterga über San Eunate nach Lorca
Die emsigen Pilger gingen ohne „anständiges“ Frühstück auf die Piste, aber Gitti und ich warteten, bis das frische pan geliefert wurde und die Senora uns einen caffè con leche machte. Auch Opa frühstückte noch und dann ging es los.
Nach ca. 500 Metern wird der Gang wieder normal, man spürt Blasen nicht mehr und es scheint heute ein schöner, heißer Tag zu werden. Wir haben beschlossen den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und uns die Kirche San Eunate anzuschaun. Der Weg führt uns schon zum kleinen, mystischen Kirchlein, als plötzlich mein Handy läutete.
Ja, ich weiß, das ist die Bestimmung von Handys, dass sie hin und wieder läuten, weil jemand anruft.
Das Sonderbare ist aber, dass ich das Handy normalerweise nur morgens kurz eingeschaltet habe, um zu sehen, ob’s was Neues von Zuhause gibt und es dann bis zum Abend ausgeschaltet bei mir trug. Und ich hab absolut keine Ahnung, warum ich es gerade heute nicht ausgeschaltet hatte.
Sei es, wie es sei, die Nummer auf dem Display sagt mir nichts, aber ich heb trotzdem ab.
Ein fröhliches „Hola Regina, eres tu? schallt mir entgegen, macht mich aber um keinen Deut schlauer als vorher. Mein Spanischvokabular für solche Situationen hab ich leider nicht sehr gut gelernt, also frag ich einfach „Si, soy yo. Quien habla? Und endlich klärt mich mein Gesprächspartner auf: Er sei Jose aus Madrid. Te recuerdes????
Natürlich erinnere ich mich, hab ich ihm doch selbst vor meiner Abreise noch schnell einen Brief geschrieben und mitgeteilt, dass ich jetzt losgehe und auch meine Handynummer angegeben. Jose, den ich vor 25 Jahren in Italien kennengelernt hatte , dem ich ein wenig Deutsch beigebracht habe während meiner Aufenthalte in Rom, und dem ich seither 2-3 mal im Jahr schrieb. Er erkundigt sich, wo wir schon sind und wünscht uns buen camino con muchas experiencias y encuentros buenos. Und nimmt mir noch das Versprechen ab, ihn ja anzurufen, wenn wir in Santiago angekommen sind.
Ich war völlig aus dem Häuschen, so ein Zufall. Da vergess ich morgens mein Handy auszuschalten und grad genau an dem Tag ruft Pepe mich an. Oder war es gar kein Zufall?
Genauso wie unser Erlebnis vor San Eunate*zwinker* … grad als wir nämlich über die Straße zum Kirchlein gehen wollten, kommt ein spanischer Reisebus, blinkt und fährt auf den Parkplatz vor der Kirche. Die Türen offnen sich und heraus strömt eine Schar schnatternder „Light- Touristen“ (man verzeihe mir diesen Ausdruck) mit gezückten Fotoapparaten und nachdem sie ausgiebig von außen fotografiert hatten, strömten sie ins Innere und ich schätze, dort klickten die Kameras froh und munter weiter.
Gitti und ich verzogen uns hinter die kleine Kirche und warteten, bis die Leute wieder verschwunden waren, erst dann gingen wir in die Kirche hinein. Lange blieben wir an diesem besonderen Ort, bevor wir unseren Weg wieder fortsetzten.
Bergauf, bergab, über halbzerfallene Brücken, aber sie stammen ja noch aus der Römerzeit, wir treffen Margred wieder und Andrea und Josef, zwei Deutsche, mit denen wir gemeinsam weitergehen. Josef Andrea und Gitti ziehen vorne weg und und ich etwas langsamer hinterher. Als wir an die N111 kommen verlass ich mich auf meine „Vorderfront“ und trotte ihnen brav nach. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir auf dem falschen Weg sind. Und so ist es auch.
Und es ist wie verhext. Kaum dass wir uns eingestehen, dass wir ein ganzes Stück zurück müssen um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, hab ich einen mentalen Knick. Ich bin am Ende und kann kaum mehr meine Füße heben, aber es sind noch ein paar Kilometer bis nach Lorca. Ich finde meinen Schritt nicht mehr und quäle mich regelrecht weiter bergauf, mit Andrea an meiner Seite, die ganz rührend versucht, mich von meinem Elend abzulenken.
Die letzten paar hundert Meter bis zur Herberge sind ein einziger Kampf und Krampf , und als wir endlich bei der Herberge sind die Hiobsbotschaft: Jose Ramon hat nur mehr ein Bett frei.
Ich weiß nicht, ob ich zusammenbrechen oder doch besser einen Schreikrampf bekommen soll. Ich kann keinen Schritt mehr weitergehen.
Jose Ramon nimmt mir den Rucksack ab und sagt, er werde schon eine Lösung finden. Selbige war dann eine Matraze in einem „Einbettzimmer“, in dem nur eine englische Lady lag, die nichts dagegen hatte, mich als Schlafgast aufzunehmen.
Ich bin an meinen Grenzen angelangt, kann gerade noch duschen und kurz zuhause anrufen und dann sitz ich auf den Stufen vis a vis der Herberge und ruh mich ein wenig aus, bis man zum gemeinsamen Abendessen ruft.
Acht Nationen um einen Tisch versammelt verspeisen Spaghetti und ensalada mixta und unterhalten sich in mindestens 5 verschiedenen Sprachen, ein genialer Mischmasch, bei dem natürlich der Opa auch live mit dabei ist.
Nach dem Essen falle ich todmüde auf meine Matraze und bin sofort im Land der Träume.
Hab geschlafen wie ein Murmeltier, außer dass ich ein paar Mal von einem eigenartigen Schnalzen kurz wach geworden bin. Könnte sein, dass ich geschnarcht habe?
Die emsigen Pilger gingen ohne „anständiges“ Frühstück auf die Piste, aber Gitti und ich warteten, bis das frische pan geliefert wurde und die Senora uns einen caffè con leche machte. Auch Opa frühstückte noch und dann ging es los.
Nach ca. 500 Metern wird der Gang wieder normal, man spürt Blasen nicht mehr und es scheint heute ein schöner, heißer Tag zu werden. Wir haben beschlossen den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und uns die Kirche San Eunate anzuschaun. Der Weg führt uns schon zum kleinen, mystischen Kirchlein, als plötzlich mein Handy läutete.
Ja, ich weiß, das ist die Bestimmung von Handys, dass sie hin und wieder läuten, weil jemand anruft.
Das Sonderbare ist aber, dass ich das Handy normalerweise nur morgens kurz eingeschaltet habe, um zu sehen, ob’s was Neues von Zuhause gibt und es dann bis zum Abend ausgeschaltet bei mir trug. Und ich hab absolut keine Ahnung, warum ich es gerade heute nicht ausgeschaltet hatte.
Sei es, wie es sei, die Nummer auf dem Display sagt mir nichts, aber ich heb trotzdem ab.
Ein fröhliches „Hola Regina, eres tu? schallt mir entgegen, macht mich aber um keinen Deut schlauer als vorher. Mein Spanischvokabular für solche Situationen hab ich leider nicht sehr gut gelernt, also frag ich einfach „Si, soy yo. Quien habla? Und endlich klärt mich mein Gesprächspartner auf: Er sei Jose aus Madrid. Te recuerdes????
Natürlich erinnere ich mich, hab ich ihm doch selbst vor meiner Abreise noch schnell einen Brief geschrieben und mitgeteilt, dass ich jetzt losgehe und auch meine Handynummer angegeben. Jose, den ich vor 25 Jahren in Italien kennengelernt hatte , dem ich ein wenig Deutsch beigebracht habe während meiner Aufenthalte in Rom, und dem ich seither 2-3 mal im Jahr schrieb. Er erkundigt sich, wo wir schon sind und wünscht uns buen camino con muchas experiencias y encuentros buenos. Und nimmt mir noch das Versprechen ab, ihn ja anzurufen, wenn wir in Santiago angekommen sind.
Ich war völlig aus dem Häuschen, so ein Zufall. Da vergess ich morgens mein Handy auszuschalten und grad genau an dem Tag ruft Pepe mich an. Oder war es gar kein Zufall?
Genauso wie unser Erlebnis vor San Eunate*zwinker* … grad als wir nämlich über die Straße zum Kirchlein gehen wollten, kommt ein spanischer Reisebus, blinkt und fährt auf den Parkplatz vor der Kirche. Die Türen offnen sich und heraus strömt eine Schar schnatternder „Light- Touristen“ (man verzeihe mir diesen Ausdruck) mit gezückten Fotoapparaten und nachdem sie ausgiebig von außen fotografiert hatten, strömten sie ins Innere und ich schätze, dort klickten die Kameras froh und munter weiter.
Gitti und ich verzogen uns hinter die kleine Kirche und warteten, bis die Leute wieder verschwunden waren, erst dann gingen wir in die Kirche hinein. Lange blieben wir an diesem besonderen Ort, bevor wir unseren Weg wieder fortsetzten.
Bergauf, bergab, über halbzerfallene Brücken, aber sie stammen ja noch aus der Römerzeit, wir treffen Margred wieder und Andrea und Josef, zwei Deutsche, mit denen wir gemeinsam weitergehen. Josef Andrea und Gitti ziehen vorne weg und und ich etwas langsamer hinterher. Als wir an die N111 kommen verlass ich mich auf meine „Vorderfront“ und trotte ihnen brav nach. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir auf dem falschen Weg sind. Und so ist es auch.
Und es ist wie verhext. Kaum dass wir uns eingestehen, dass wir ein ganzes Stück zurück müssen um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, hab ich einen mentalen Knick. Ich bin am Ende und kann kaum mehr meine Füße heben, aber es sind noch ein paar Kilometer bis nach Lorca. Ich finde meinen Schritt nicht mehr und quäle mich regelrecht weiter bergauf, mit Andrea an meiner Seite, die ganz rührend versucht, mich von meinem Elend abzulenken.
Die letzten paar hundert Meter bis zur Herberge sind ein einziger Kampf und Krampf , und als wir endlich bei der Herberge sind die Hiobsbotschaft: Jose Ramon hat nur mehr ein Bett frei.
Ich weiß nicht, ob ich zusammenbrechen oder doch besser einen Schreikrampf bekommen soll. Ich kann keinen Schritt mehr weitergehen.
Jose Ramon nimmt mir den Rucksack ab und sagt, er werde schon eine Lösung finden. Selbige war dann eine Matraze in einem „Einbettzimmer“, in dem nur eine englische Lady lag, die nichts dagegen hatte, mich als Schlafgast aufzunehmen.
Ich bin an meinen Grenzen angelangt, kann gerade noch duschen und kurz zuhause anrufen und dann sitz ich auf den Stufen vis a vis der Herberge und ruh mich ein wenig aus, bis man zum gemeinsamen Abendessen ruft.
Acht Nationen um einen Tisch versammelt verspeisen Spaghetti und ensalada mixta und unterhalten sich in mindestens 5 verschiedenen Sprachen, ein genialer Mischmasch, bei dem natürlich der Opa auch live mit dabei ist.
Nach dem Essen falle ich todmüde auf meine Matraze und bin sofort im Land der Träume.
Hab geschlafen wie ein Murmeltier, außer dass ich ein paar Mal von einem eigenartigen Schnalzen kurz wach geworden bin. Könnte sein, dass ich geschnarcht habe?