20. September : Nicht so ganz mein Tag heute ...
Tagebuch
von Raggiodisole
20. September Lorca – Villamayor de Monjardin
Die englische Lady bricht früh auf und da ich schon mal wach bin, kann ich den gestrigen Tag gleich im „Heftal“ festhalten. Jose Ramón macht uns ein herrliches Frühstück und dann geht es los. Durch Estella nach Irache , zum Weinbrunnen, wo wir Andrea und Josef treffen und ein Stück gemeinsam gehen.
Irgendwie scheint es heute nicht ganz mein Tag zu sein. Ich finde meinen Schritt nicht und der Rucksack scheint mindestens 30 kg zu wiegen. Meine Hände zittern (nicht vom vielen Weintrinken beim Weinbrunnen in Irache *ggg*) und es ist sauheiß. Geschätzte 30°und gefühlte 40°, weil auch kein Wind geht. Und es geht immer bergauf und bergab. Opa begegnet uns, auch er wirkt sehr angeschlagen. Gitti päppelt ihn mit Traubenzucker auf.
Sie sollte auch für mich heute der rettende Engel werden.
Ich hab heute sehr mit mir und dem Weg zu kämpfen und scheine an meine Grenzen zu gelangen. Das Höhenprofil im Pilgerführer zeigt 400 Höhenmeter zu überwinden. In Azqueta bin ich am Ende. La fuente am Dorfplatz spendet frisches, kühles Wasser, aber das ist mir egal. Ich seh nur noch den Hügel mit einer Ruine, der noch vor uns liegt. Und wie ich den Weg mittlerweile einschätze, müssen wir da sicher noch rauf bzw. rüber um nach Villamayor zu kommen. So fixiert auf diese „Aussicht“ hab ich mich selber mental fertig gemacht. Zum Glück war ja Gitti bei mir. Sie hat nämlich den Pilgerführer nocheinmal zu Rate gezogen und entdeckte ein Bild von Villamayor mit besagtem Hügel im Hintergrund. Und das heißt: wir wüssen da nicht rüber!!!
Nicht dass ich auf einmal total fit gewesen wäre, aber ich war immerhin etwas beruhigt und nach einer Portion Traubenzucker und frischem Wasser aus dem Dorfbrunnen war ich dann trotzdem in der Lage weiter zu gehen. Blieb mir ja nichts anderes übrig, gab es im Dorf ja keine Herberge.
Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Dörfer durch die wir gingen alle ausgestorben sind. Die Fensterläden herunten, keine Menschenseele auf der Straße, kein „Gschäftl“, keine Bar, von einem Restaurant ganz zu schweigen.
In Villamayor angekommen suchen wir die Herberge der niederländischen Christengemeinde, Opa ist auch schon da, und Anneliese und Gerlinde auch. Wir dürfen uns ein Bett aussuchen, duschen und dann einchecken. In einem 6er-Zimmer ist nur ein Bett belegt. Es sind Opas Sachen. Wir nehmen die zwei noch freien unteren Betten und Gitti geht duschen. Mittlerweile kommt der junge Hospitalero und sagt etwas von dass wir nicht in diesem Zimmer bleiben könnten. Ich erklär ihm, dass ich nicht so gern oben schlafe und er meint er werde sehen, was sich machen lässt.
Während ich mich gerade für die Dusche bereit mache, kommt Opa ganz aufgelöst ins Zimmer, murmelt und schimpft vor sich hin. Er könne den Camino nicht gehen, wenn er nicht ausgeruht sei… und die englische Lady hätte ihm erzählt, dass ich geschnarcht hätte. Und überhaupt und außerdem …
Ich geh ins Bad und erzähl Gitti von diesem Auftritt, bin stinksauer. Hat der Kerl mir noch beim Frühstück erzählt, er hätte mich bei der englischen Lady verteidigt ob meiner „nächtlichen Störgeräusche“.
Nach dem Duschen geh ich ins Zimmer, Opa liegt wie aufgebahrt auf seinem Bett und tut so als ob er schliefe. Ich geh zu Gitti ins Bad und sag ihr, dass ich meine Sachen nehme und ins andere Zimmer gehe. Irgendwie werde ich auf dieses verdammte obere Bett schon raufkommen. Jedenfalls will ich nicht Schuld daran sein, wenn Opa seinen camino abbrechen muss.
Bis zum gemeinsamen Abendessen sitze ich noch mit Gitti und den beiden Oberösterreicherinnen vor der Herberge und genieße den Ausblick, soweit das bei meiner gedrückten Stimmung möglich war. Das Abendessen war ausgezeichnet, obwohl mein Vis a vis ein absoluter Machospanier gewesen ist, über den ich aber hier kein weiteres Wort verlieren möchte, nur soviel, er war der der unmöglichste Spanier, der mir auf dem ganzen Weg begegnet ist.
Die Hospitalera lädt noch zur Meditation um 21 Uhr ein und bis dahin versuch ich, das heute Erlebte irgendwie zu verarbeiten, was mir nicht ganz und auch nicht ohne Tränen gelingt.
Auch bei der Meditation fließen die Tränen, aber irgendwie spüre ich meine Schultern leichter werden, und mein Groll gegen Opa löst sich langsam auf. Auf einmal tut er mir nur mehr Leid. Ich weiß nicht, was für ein Problem er hat, aber ich werde ihn sicher nicht zu meinem machen.
Und auf das Stockbett oben bin ich auch ohne Probleme rausgekommen – aber das steht eigentlich erst morgen im Hefterl*zwinker*
Die englische Lady bricht früh auf und da ich schon mal wach bin, kann ich den gestrigen Tag gleich im „Heftal“ festhalten. Jose Ramón macht uns ein herrliches Frühstück und dann geht es los. Durch Estella nach Irache , zum Weinbrunnen, wo wir Andrea und Josef treffen und ein Stück gemeinsam gehen.
Irgendwie scheint es heute nicht ganz mein Tag zu sein. Ich finde meinen Schritt nicht und der Rucksack scheint mindestens 30 kg zu wiegen. Meine Hände zittern (nicht vom vielen Weintrinken beim Weinbrunnen in Irache *ggg*) und es ist sauheiß. Geschätzte 30°und gefühlte 40°, weil auch kein Wind geht. Und es geht immer bergauf und bergab. Opa begegnet uns, auch er wirkt sehr angeschlagen. Gitti päppelt ihn mit Traubenzucker auf.
Sie sollte auch für mich heute der rettende Engel werden.
Ich hab heute sehr mit mir und dem Weg zu kämpfen und scheine an meine Grenzen zu gelangen. Das Höhenprofil im Pilgerführer zeigt 400 Höhenmeter zu überwinden. In Azqueta bin ich am Ende. La fuente am Dorfplatz spendet frisches, kühles Wasser, aber das ist mir egal. Ich seh nur noch den Hügel mit einer Ruine, der noch vor uns liegt. Und wie ich den Weg mittlerweile einschätze, müssen wir da sicher noch rauf bzw. rüber um nach Villamayor zu kommen. So fixiert auf diese „Aussicht“ hab ich mich selber mental fertig gemacht. Zum Glück war ja Gitti bei mir. Sie hat nämlich den Pilgerführer nocheinmal zu Rate gezogen und entdeckte ein Bild von Villamayor mit besagtem Hügel im Hintergrund. Und das heißt: wir wüssen da nicht rüber!!!
Nicht dass ich auf einmal total fit gewesen wäre, aber ich war immerhin etwas beruhigt und nach einer Portion Traubenzucker und frischem Wasser aus dem Dorfbrunnen war ich dann trotzdem in der Lage weiter zu gehen. Blieb mir ja nichts anderes übrig, gab es im Dorf ja keine Herberge.
Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Dörfer durch die wir gingen alle ausgestorben sind. Die Fensterläden herunten, keine Menschenseele auf der Straße, kein „Gschäftl“, keine Bar, von einem Restaurant ganz zu schweigen.
In Villamayor angekommen suchen wir die Herberge der niederländischen Christengemeinde, Opa ist auch schon da, und Anneliese und Gerlinde auch. Wir dürfen uns ein Bett aussuchen, duschen und dann einchecken. In einem 6er-Zimmer ist nur ein Bett belegt. Es sind Opas Sachen. Wir nehmen die zwei noch freien unteren Betten und Gitti geht duschen. Mittlerweile kommt der junge Hospitalero und sagt etwas von dass wir nicht in diesem Zimmer bleiben könnten. Ich erklär ihm, dass ich nicht so gern oben schlafe und er meint er werde sehen, was sich machen lässt.
Während ich mich gerade für die Dusche bereit mache, kommt Opa ganz aufgelöst ins Zimmer, murmelt und schimpft vor sich hin. Er könne den Camino nicht gehen, wenn er nicht ausgeruht sei… und die englische Lady hätte ihm erzählt, dass ich geschnarcht hätte. Und überhaupt und außerdem …
Ich geh ins Bad und erzähl Gitti von diesem Auftritt, bin stinksauer. Hat der Kerl mir noch beim Frühstück erzählt, er hätte mich bei der englischen Lady verteidigt ob meiner „nächtlichen Störgeräusche“.
Nach dem Duschen geh ich ins Zimmer, Opa liegt wie aufgebahrt auf seinem Bett und tut so als ob er schliefe. Ich geh zu Gitti ins Bad und sag ihr, dass ich meine Sachen nehme und ins andere Zimmer gehe. Irgendwie werde ich auf dieses verdammte obere Bett schon raufkommen. Jedenfalls will ich nicht Schuld daran sein, wenn Opa seinen camino abbrechen muss.
Bis zum gemeinsamen Abendessen sitze ich noch mit Gitti und den beiden Oberösterreicherinnen vor der Herberge und genieße den Ausblick, soweit das bei meiner gedrückten Stimmung möglich war. Das Abendessen war ausgezeichnet, obwohl mein Vis a vis ein absoluter Machospanier gewesen ist, über den ich aber hier kein weiteres Wort verlieren möchte, nur soviel, er war der der unmöglichste Spanier, der mir auf dem ganzen Weg begegnet ist.
Die Hospitalera lädt noch zur Meditation um 21 Uhr ein und bis dahin versuch ich, das heute Erlebte irgendwie zu verarbeiten, was mir nicht ganz und auch nicht ohne Tränen gelingt.
Auch bei der Meditation fließen die Tränen, aber irgendwie spüre ich meine Schultern leichter werden, und mein Groll gegen Opa löst sich langsam auf. Auf einmal tut er mir nur mehr Leid. Ich weiß nicht, was für ein Problem er hat, aber ich werde ihn sicher nicht zu meinem machen.
Und auf das Stockbett oben bin ich auch ohne Probleme rausgekommen – aber das steht eigentlich erst morgen im Hefterl*zwinker*