In vino veritas

Kurzgeschichte zum Thema Aufbruch

von süßerMacho

„Die Idee ist bescheuert.“, denke ich. Traurig setze ich mich an den Tisch und öffne die bereits entkorkte Weinflasche. Ich gieße mir bis zum Rand ein. Schnell nehme ich einen Schluck allerdings viel zu hastig, ich verschütte Wein, verschlucke mich sogar.
Nachdem ich das Glas wieder hingestellt habe, gelingt es mir mich zu beruhigen. „Wein muss man genießen, heißt es.“ Also beschließe ich den Wein zu genießen. Als erstes ein Blick auf die Flasche. „Man will ja schließlich wissen womit man seinen Frust bekämpft.“ Ein gewisser Trotz schwingt in meiner Stimme mit. Das Design des Etiketts gefällt mir, tolle Idee. Vielleicht hielt man sie auch für verrückt, so wie meine? „Ach.“, denke ich traurig. „ So verrückt wie meine noch lange nicht.“ Ich nehme das Glas, rieche daran, angenehmer Duft. Ich halte es gegen das Licht. Schöne Farbe. Ich koste den Wein. Guter Geschmack. Nur diese Idee, sie will mir nicht so richtig schmecken. Nun ja. Ich nehme einen weiteren Schluck. Diesmal mehr. Der Wein kann sein volles Aroma entfalten. Er schmeichelt meiner Zunge. Ich warte eine Weile. Ich merke wie ein leicht schelmisches Grinsen über mein Gesicht huscht. „Warum die Idee nicht doch probieren? Warum nicht?“ Ich schüttle den Kopf aber immer noch lächelnd. Ich nehme noch einen Schluck. Wärme breitet sich in meinen Körper aus. Angenehme Wärme. Das Grinsen wird breiter, die Augen schmaler. Ich betrachte das Glas während ich es drehe. Schlieren entstehen. „Vielleicht ist die Idee doch nicht schlecht.“, flüstere ich in verschwörerischen Ton. „Vielleicht doch nicht.“ Ich trinke einen großen Schluck. Der Alkohol steigt mir ins Blut. Das schelmische Grinsen weicht einem zufriedenen. Noch einmal rieche ich. Diese mal richtig und lang. Ich schließe die Augen um den Geruch richtig zu genießen. Der Duft wird von der Nase aufgesogen, er umgarnt sie förmlich also wolle er sagen: „Nur zu, die Idee ist gut.“ Nach langem Beschnuppern gelingt es mir mich loszureißen und schlage die Augen auf, immer noch begeistert. „In vino veritas.“ Das alte Sprichwort kommt mir in den Sinn, und Sprichwörter haben für gewöhnlich Recht. Schnell stürze ich den Rest hinunter und knalle das Glas auf den Tisch. Ich fühle mich erfrischt und neu belebt. Ich schicke mich an meine Idee in die Tat zu setzten. Ich stehe auf und gehe. Ein letzter Tropfen bleibt im Glas. „Die Idee ist genial.“, weiß ich.

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Kommentare zu diesem Text

Anima D. (39)
(04.11.07)

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Ti_Leo (33)
(04.11.07)

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kdn (56) meinte dazu am 05.11.07: