Brief vom 20.November

Brief zum Thema Nachdenkliches

von  GillSans

Mein Lieber,

vielen Dank für Deine aufrichtigen Zeilen.
Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich habe einmal gehört, wenn man nicht schlafen kann, sollte man erst einen Spaziergang machen und dann eine warme Milch trinken. Ich habe dies getan.
Ich zog meine Stiefel an und meinen wärmsten Wintermantel und betrat die dunkle Nacht.
Die kalte Luft tat gut. Der Himmel war klar. Ich konnte die fernen Sterne am Firmament betrachten.
Dabei dachte ich über Deinen Brief nach.
Wo fängt die Ferne an? Wo endet die Nähe?
Die Sterne sind für uns nicht erreichbar und werden es nie sein. Wir können sie sehen.
Sie sind für unser Auge nah, doch für alles andere fern. Ich glaube, wir Menschen kennen heute gar keine Ferne mehr.
Wir setzten uns in den Flieger und sind sofort überall. Wir bereisen den Mond, versuchen uns sogar schon am Mars. Das Internet macht die Ferne sowieso nah.
Und dann wäre da noch Google Earth. Du kannst beliebige Adressen eingeben und schon hast du die fiktive Nähe. Irgendwann kann ich bestimmt auch in dein Fenster schauen um zu sehen, was du gerade machst.

Ja, die Ferne. Wir Menschen mögen die Ferne nicht. Deshalb denken wir uns ständig Dinge aus ,um die Ferne auszumerzen.

Ich mag die Ferne. Denn nur wer die Ferne kennt, kann die Nähe schätzen.
Es war sehr kalt auf dem Weg durch die Nacht.
Dann und wann wurde meine Kälte durch Scheinwerfer durchbrochen.

Doch als ich wieder durch meine Haustür schritt, wusste ich wo die Nähe wohnt.
In mir. Einzig allein.
Ich zog meine Schuhe aus. Hing meinen Mantel an den Haken.
Ferne war mir nicht mehr weit.
Sie war mir nie so nahe.
In meinem Mantel, den ich an meine Gardarobe hing.
In meinen Stiefeln, die nach Asphalt rochen....
In meinem Bett, dass nach meinem Parfüm roch. In der warmen Milch, die ich trank.
Und so frage ich mich heute Nacht, was erreichbar ist und was nicht, dort in weiter Ferne.


Weißt Du was ich meine?

Ich freue mich von Deiner Nähe zu hören.

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Kommentare zu diesem Text

C.S.Steinberg (43)
(20.11.07)
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 GillSans meinte dazu am 20.11.07:
Vielen Dank für diese wunderschöne Antwort.
Lübe Grüße, Gill
C.S.Steinberg (43) antwortete darauf am 20.11.07:
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chichi† (80)
(20.11.07)
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 GillSans schrieb daraufhin am 20.11.07:
Das freut mich sehr, liebe Gerda. Und ich danke Dir für den Klick. Schönen Abend noch, die Gill
P.S. ich vermisse schon neues von Yellow Press...hihi
chichi† (80) äußerte darauf am 20.11.07:
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 Isaban (20.11.07)
Ich mag euren ruhigen, besinnlichen Gedankenaustausch, vertraulich, nachdenklich, behaglich wirkt dieser Brief, so, als sei er völlig entspannt geschrieben, im Einklang mit sich und der Welt.


Liebe Grüße,
Sabine

 GillSans ergänzte dazu am 20.11.07:
Danke liebe Sabine, auch wenn das ganze nur ein Versuch war. Aber es macht Spass auf andere Gedanken einzugehen. Mal sehen was als nächstes kommen wird.
Liebe Grüße, Ines

 Prinky (20.11.07)
Heute bekommt dein Text meinen ganzen Applaus. Ich finde ihn ausgesprochen schön. Er macht nachdenklich, und genau das bezwecktest du ja.
Für mich ist dein Brief in etwa ein lyrischer Nachtspaziergang.
Wunderschön, und nun gibt es auch noch eine Empfehlung.
Gruß Micha

 GillSans meinte dazu am 20.11.07:
Lieber Micha,
ich freue mich, dass er dir gefällt. Obwohl ich dich nur wenig kenne ist es doch sehr enorm, wie Briefe doch inspirieren können.......und so spaziere ich auch gerne wieder über Deine Zeilen. Wer weiß, was sie mir zu sagen haben.
die Gill
Balu (57)
(21.11.07)
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 GillSans meinte dazu am 21.11.07:
Mein Lieber Bär, äh Balu,
ich finde, da hast du sehr sehr recht.
Wir Menschen machen doch so einiges falsch, glaube ich.
Zumindest was die Ferne und Nähe betrifft.
Danke auch für den Stern aus der Ferne.
Deine Gill
Locklin (48)
(25.11.07)
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 GillSans meinte dazu am 25.11.07:
Freut mich, dass du weißt wie ich es meine. Jedenfalls ungefähr.
Es gibt so Tage, an denen man gerne einfach nur alles an die "Garderobe" hängt und alles sein lässt, wie es ist.
Danke für den Kommentar.
Die Gill
Nicola (80)
(01.12.07)
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 GillSans meinte dazu am 02.12.07:
Liebe Nicola, danke, dass Du einmal wieder bei mir "vorbeigeschaut" hast. Ich freue mich über Deinen Kommentar und den Klick und dass Dir mein Brief gefallen hat. Ich wünsche Dir eine besinnliche Weihnachtszeit. Liebe Grüße, Gill

 Dieter_Rotmund (31.12.18)
Sorry, dass ich den Reigen geneigter Kommentatoren unterbrechen muss, aber "dunkle Nacht" / "fernen Sterne" ist einfach platt. Stellenweise wird es fast kitschig ("Die Sterne sind für uns nicht erreichbar und werden es nie sein").
Nichts für ungut, aber inhaltlich ist das 'ne ziemliche Enttäuschung. So einen unpersönlich-oberflächlichen Brief will doch wirklich keiner geschickt bekommen, ehrlich!

Nichts für ungut!
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