Traumverlust

Kurzgeschichte zum Thema Traum/ Träume

von  Martina

Susan saß ungläubig vor dem Pc und schaute sich das Foto aus der Mail von Pierre an. Sie hatte vor hunderten von Jahren mal ein Verhältnis mit ihm. Sie hatten seit kurzem wieder Kontakt, von ihrer Seite aus. Es war zwar nur eine platonische Beziehung, aber es ging unwahrscheinlich tief. So tief, dass sie ihn nie vergessen konnte. Ihn nicht, und nicht den Traum den sie mit ihm verband.
Das Bild zeigte Pierre auf einer Südseeinsel, mit einer braun gebrannten Einheimischen im Arm. Sie war nur eine kurze Urlaubsliebe, sagte er...
Nein, es war keine Eifersucht. Es war pure Traurigkeit, die sie erfüllte.
Wie ein Seelen-Adrenalinstoß, zum Platzen gefüllt mit Melancholie.


Ihr Traum war erloschen, wie eine Kerze, die einige Zeit brannte um dann, am Ende ihrer Lebensdauer zu sterben. So wie ihre Liebe.

Sie hatte seinen Schwur, das nur sie die Frau sei, der er für immer treu bliebe, im Herzen getragen, denn tief im Innern, war dies genau das, was sie immer suchte.
Einen Mann, der nur eine Frau lieben konnte, und der zu diesen Worten stand, unabhängig davon, ob seine Zuneigung irgendwann erwidert wurde oder nicht.

Es war eben dieses Märchen, wo sie die alleinige Königin eines Männerherzens war. Eine Liebe, die nicht ersetzbar war....

Sie wusste, dass es kindisch war. Das sie nicht das Recht hatte, ihm irgendwas vorzuwerfen. Was sind schon Worte, die in der Verliebtheitsphase, in der Zeit des Werbens gesprochen wurden?
Man durfte sie nicht all zu ernst nehmen....
Sie kannte doch das immer wieder alte Spiel.

Und trotzdem, trotz aller Vernunft,
wollte sie ihren Traum nie aus den Händen geben,
er lebte solange schon in ihr.
Bis heute, als er auf dem Foto, zwischen zwei glücklichen Gesichtern sein Leben verlor.

Einfach so....


M.Brandt

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