Endlos

Skizze zum Thema Aufwachen

von  ZornDerFinsternis

Endlos...
Sprach das Leben.
Zertrümmerte mein Herz.
Legte mich in Ketten.
Riss die schneeweißen Flügel von meinem Rücken.
Endlos...
Sprach die Liebe und warf sich dem Unglück in die Arme.
Endlos...
Hallt es wieder, von den Eisstäben meines Verließes.


Anmerkung von ZornDerFinsternis:

Leben heißt:
endlos einsamsein.
endlos verlassen.
endlos kalt und leer.
Liebe heißt:
Schmerz.
Unter'm Strich bleiben:
genug Schmerzen, um daran langsam zu Grunde zu gehen.
=> Danke, "Gott", deine Gleichung geht auf.

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Kommentare zu diesem Text

gebar (22)
(18.07.09)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 19.07.09:
Ich danke dir. Wünsche noch ein angenehmes Rest-We.
Anni

 Sylvia (20.07.09)
Wirklich eine düster wirkende Skizze....ich hoffe, das Aufwachen kommt danach...

gerne gelesen und lieben Gruß
Sylvia

 Dieter Wal (21.07.09)
Bei "Verließ" war ich verunsichert. Dachte erst: Toller Tippfehler, weil die Verbform "verließ" tatsächlich so geschrieben wird. Dann befragte ich Tante Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Verlies#Verlies Mein Weltbild ist wieder in Ordnung. Nur ein intelligenter Tippfehler.

Wer sich auf den Text einlässt, findet ihn harmonisch gerundet. Alle Wörter stehen wie Säulen und Verzierungen einer Kathedrale an den richtigen Stellen. Sie befinden sich in Resonanz zueinander. Im Bild des Wortes "endlos", denk ich an eine Halle. Tatsächlich: Widerhall. Das Echo wiederholt, was vom Leben und der (enttäuschenden) Liebe wie ein Urteil gesprochen wurde. Im Bild schwingt eine heimliche Nebenbedeutung mit. Mit der Schreibweise von "Endlos sprach das Leben." ließe sich die Aussage auch optimistisch verbinden im Sinn von "Das Leben spricht mich an, bis ich es verstanden habe". Das Gedicht hier bleibt im Bild. Begriffe des Bauens ("zertrümmerte") und der mittelalterlichen Bestrafung ("jmd. in Ketten legen") werden verwendet. "Riss die schneeweißen Flügel von meinem Rücken." (Vorschlag: "von meinen Schülterblättern") Ein neueres Bild des Mythos der Psyche, die oft mit Flügeln dargestellt wird, der Personifikation der menschlichen Seele. Sie war hübscher als Aphrodite, weshalb sie nach Apuleius von Eros bestraft werden sollte, was misslang, da er sich in sie verliebte. Das gewaltsame Abreißen deutet auf Misshandlungen hin. Eine unbeflügelte Seele muss am Boden bleiben. Ihr fehlt die Freiheit. Sie fühlt sich dedemütigt und zerrissen. In der Fantasy-Satire Dogma kam das Bild meines Wissens erstmals 1999 ohne jede Ästhetik grotesk mit Splatterfilm-Elementen ins Kino. Du verwendest die abgetrennten Flügel häufiger. Hier sind sie schneeweiß, was auf die Reinheit deiner Seele hindeutet. Die winterliche Kälte des Adjektivs wird von den Kerker-Gitterstäben im Begriff der Eisstäbe (Super!) aufgegriffen. Gleichzeitig versinnbildlicht es die Zärtlichkeit (Federn sind leicht und flauschig) einer sensiblen jungen Frau. Die Leichtigkeit, von der deine Fantasie geleitet wird, ist down (Absurderweise schreibt die Autorin fantasievoll über den Verlust der Fantasie). Im Gedicht wird das Leben als Foltermeister skizziert, der Flügel abtrennte. Erstaunlich und erfreulich, dass nicht das lyr. Ich, sondern die Liebe sich dem Unglück in die Arme wirft. Dadurch hält der Text die Möglichkeit offen, dass das lyr. Ich noch Glück im Leben und Frieden findet. Dass Liebe Glück und Unglück beinhaltet, ist eine Binsenweisheit, für die Sappho den Begriff "bittersüß" prägte. Die Liebe im Arm des Unglücks ist eine gute Metapher. Der Leser möchte dich in den Arm nehmen und sagen: Alles ist gut!
(Kommentar korrigiert am 21.07.2009)
blaubeermund (26)
(21.07.09)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 28.07.09:
Danke, meine liebe, süße Maus :)
*knuddel*
Ich hoffe, es geht dir gut.
Vermiss' dich...
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