Der Traumbaum

Geschichte zum Thema Wünsche

von  Sonnenaufgang

In einem Dorf in Schweden lebte die kleine Annika mit ihren zwei Schwestern Lotta und Inga und ihren Eltern. 
Fröhlich und wissbegierig wie Kinder mit acht Jahren sind, spielten sie sehr gerne im Freien. Der Vater war Lehrer und die Familie wohnte oberhalb des Schulgebäudes.
Wenn mal schlechtes Wetter war, wusste sich Annika gut ihre Zeit zu vertreiben. Sie ging in einen Klassenraum und spielte Lehrerin, tat so, als ob die Klasse mit Kindern gefüllt wäre, redete und schrieb an die Tafel. Auch spielte Annika gerne draußen.
Wettrennen, Ballspielen oder Suchen. Als Annika eines Nachmittags mit ihren Schwestern draußen war, schlug Inga vor, Suchen und Finden zu spielen.
Es wurde ausgelost, wer suchen sollte und Lotta war einverstanden. Sie zählte bis fünfzig, los gings.
 ” Welches Versteck nehm ich dieses Mal?”  dachte sie.
 Ihr letztes Versteck war ein Kellereingang und sie ist recht früh gefunden worden. So lief sie auf ein nahegelegenes Wäldchen zu.
” Mein kleines Reich,” so dachte sie froh bei sich, atmete tief ein, denn es roch herrlich nach Waldmeister. Kennst du diesen Duft ?
Die Vögel zwitscherten, Schmetterlinge flogen umher, doch Annikas Blick richtete sich auf einen Baum. Groß und majestätisch stand er da. Oberhalb der Wurzeln hatte dieser Baum ein Loch. Ja man kann sagen, es sah aus wie eine Höhle. Gerade richtig, zum Verstecken. Und Annika war, als ob dieser Baum ” Hallo ” zu ihr sagen würde. Sie sah sich um, doch niemand war da. Langsam ging sie näher, berührte den Stamm.
Immer wieder lies sie ihre Hand über die rauhe Rinde gleiten, so als ob sie ihn streichelte und sagte leise : ” Warum bist du so voller Furchen, siehst ausgetrocknet, traurig aus ? ” Das Merkwürdige jedoch war, Annika fühlte,
als ob der Baum sich freue, dass sie da sei. Sie schaute hinunter, sah die Höhle und dachte ” Ja, mein bestes Versteck ” und schlüpfte hinein. Mit klopfendem Herzen verharrte sie erwartungsvoll. Einwenig moderig roch es hier. Annika meinte zu hören, wie der Baum weiter zu ihr sprach : ” Komm mich doch öfters hier besuchen, ich hab es gerne, wenn ich jemand anderem Unterschlupf biete. In meinen Zweigen sind es die Vögel, die mich mit ihrem Gesang erfreuen. Komm kleine Annika, ich werde immer hier auf dich warten. Ja ? Möchtest du ? ”
 Und ob Annika es wollte.
” Lehn dich zurück und erzähl mir ein wenig von dir,” sagte der Baum.
Annika fragte : ” Wie kommt das Loch in deinen Stamm ? Du bist doch nicht etwa krank ? Aber nein, du hast doch noch grüne Blätter. ”
Und sie hörte den Baum leise sprechen: ” Ja, lass mich mal überlegen. Es ist schon lange her, da gab es ein fürchterliches Unwetter und der Blitz traf mich. Mit der Zeit, vergass ich darüber nachzudenken, ich wollte wachsen. So groß sein wie meine Brüder und Schwestern. Wollte schauen, was es hinter den Hügeln zu sehen gibt.
Viele Jahre gingen so dahin und nun bist du hier kleine Annika.”
” Ja,” flüsterte Annika, ” meine Schwester Lotta sucht mich gerade, aber ich werde mich nicht von der Stelle rühren. ” Und sie sprach weiter: ” Lotta ist die Ältere von uns, oft muß ich ihre Kleider tragen, die ihr nicht mehr passen. 
Und soll ich dir mal etwas von der anderen Schwester erzählen?
Inga, meine jüngere Schwester, singt sich abends in den Schlaf und sie hört nicht, wenn ich sage, sie soll es lassen. Ach, manchmal frage ich mich, hört überhaupt jemand auf das was ich sage?  Wer beachtet mich ? ”
Da lies der Baum seine Blätter säuseln und es hörte sich an wie :” Schhhhh, schhhhhh Still, werde ganz ruhig. ”
Und Annika hörte den Baum sagen: ” Sei dir sicher, du wirst beachtet.
Du bist etwas ganz Besonderes. Wie auch jeder Baum hier im Wäldchen anders aussieht und wichtig ist. ”
Annika war ganz versunken, als sie dies vernahm.
” Du bist wichtig für mich,” dachte sie still bei sich.
” Ist das schön hier, bei dir ,” flüsterte sie dann. Sie fühlte sich sehr behaglich hier, wurde ganz  ruhig und dachte noch :” Nein, dies kann kein Traum sein, denn sie hörte die Vögel zwitschern, hörte wie ihre Schwester rief: ” 
Annikaaaaaaa, wo bist duuuuu ! ”
Ein Wind kam auf, in den Blättern rauschte es geheimnisvoll.
Annikas Herz pochte vor Aufregung schneller und sie meinte den Baum zu vernehmen :
” Schön, dass du mich besucht hast. Wirst du wiederkommen ? ”
” Ja,” sagte Annika bevor sie vorsichtig und unbemerkt aus ihrem Versteck schlüpfte.
Noch einmal berührte sie unbemerkt den Baumstamm und es war wie ein Bündnis, dass sie wiederkommen würde. Sie hatte ja noch so viel zu erzählen.
Fröhlich hüpfend lief sie zu Lotta und rief : ” Hier bin ich ! ”

Seit diesem Tag, besuchte Annika noch viele Male ihren Baum.
Und mit der Zeit interessierte sie sich auch für die anderen Bäume drum herum, die sich allmählich mit in ihre Unterhaltungen einmischten.

 
 
felicitas



12.01.2004

Illustration zum Text
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Kommentare zu diesem Text

HanniFee (61)
(30.04.04)
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 Sonnenaufgang meinte dazu am 30.04.04:
da denken wir gleich, liebe hanni
auch für mich ist die natur das größte
diese geschichte ist auch meine lieblingsgeschichte
es hat mir freude bereitet sie zu schreiben, zu fantasieren, mich in schöne gedanken zu hüllen, es zu vermischen mit meiner kindheit.........
ich schreibe drauflos und bin dann selbst über das ende überrascht
hab dich lieb. gruß feli
Symphonie (73) antwortete darauf am 25.09.07:
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 Sonnenaufgang schrieb daraufhin am 25.09.07:
danke liebe ela, ich teile deine begeißterung der uraltbäume. oh, da hast du sicher schöne fotos gemacht.
liebe grüsse von feli
JowennaHolunder (59)
(04.10.07)
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 Sonnenaufgang äußerte darauf am 04.10.07:
liebe wally, ich freue ich sehr über deinen besuch und deinen netten kommentar.
in dieser geschichte gibt es einiges was zutrifft.
mein vater war lehrer und wir wohnten oberhalb des schulgebäudes. aber in NRW
die annika bin ich.
meine schwester bernadette die 2 jahre älter ist als ich ( von ihr mußte tatsächlich immer die kleider auftragen )ist die lotta.
meine schwester elisabeth, sie ist 2 jahre jünger als ich, hier in der geschichte nenne ich sie inga.
sie sang sich abends wirklich in den schlaf. drei mädchen in einem zimmer und sie trällerte.

du sprichst die rückzugsmöglichkeiten an. nun, die hatte ich auch nicht. ich habe noch 8 geschwister.

vielen dank für die extraklicks
liebe grüsse von felicitas
rosablume (63)
(02.11.07)
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 Sonnenaufgang ergänzte dazu am 03.11.07:
guten morgen liebe marion, oh, wie freu ich mich, dich zu lesen. vielen dank auch, für deine empfehlung.
schönes wochenende wünscht dir
feli
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