Der Mond steht im Zenit zu meiner Lage

Sonett zum Thema Erinnerung

von  bratmiez

Im Hinterhof spielt Anton auf der Geige.
Der Kater dreht, wie immer, seine Runde.
Die Kirchenuhr schlägt drei zur vollen Stunde.
Ein letzter Tropfen Rotwein geht zur Neige.

Gedanken drehen achtlos wild im Kreise.
Der Mond steht im Zenit zu meiner Lage.
Kein Grund besteht zu einer letzten Frage.
Denn alles, was ich seh; sind Querverweise.

Und alles, was ich fühlte, ist vergessen.
Ich kenne weder dich noch meine Seele.
Mein gutes ICH hat es mir so befohlen.

Doch manchmal, in der Nacht, beim Abendessen.
Dann schnürt es mir ganz fest an meiner Kehle.
Ein Drang danach, das Ding zu wiederholen.

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Kommentare zu diesem Text

Thor (30)
(13.10.09)
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 Didi.Costaire (13.10.09)
Das sind sehr außergewöhnliche Perspektiven, miez, schon in der Überschrift. Ein einziger "Tropfen" Rotwein, der sich "zur vollen Stunde" dem Ende entgegenneigt, ist dafür eigentlich ganz schön wenig.
Das Semikolon würde ich ebenfalls durch ein Komma ersetzen, und außerdem nicht jeden Vers mit einem Punkt beenden, insbesondere im letzten Terzett.
Auf jeden Fall ist dein Sonett fantasievoll formuliert und lesenswert!
Liebe Grüße, Dirk

 Isaban (13.10.09)
Schönes Sonett, Miezel, gefällt mir sehr in all seiner sehnsüchtigen Melancholie. Darf ich trotzdem an Ort und Stelle noch ein paar winzige Anregungen hinterlassen?

Liebe Grüße,

Sabine

Im Hinterhof spielt Anton auf der Geige.
Der Kater dreht, wie immer, seine Runde.
Die Kirchenuhr schlägt drei zur vollen Stunde.
Ein letzter Tropfen Rotwein geht zur Neige. (Nur zur Anregung: Wie wäre es hier mit "Der letzte gute Tropfen geht zur Neige" ?)

Gedanken drehen achtlos wild im Kreise. (Hier fehlt das "sich". Vielleicht "Gedanken drehen sich wie wild im Kreise"?)
Der Mond steht im Zenit zu meiner Lage.
Kein Grund besteht zu einer letzten Frage. (Warum die Inversion?)
Denn alles, was ich seh; sind Querverweise. (Komma passt hier wirklich besser hin. Semikolon wird genutzt, wenn nach dem Punktstrich ein ganzer Satz folgt. Als Alternative zur Hervorhebung der Querverweise ginge auch: Denn alles was ich seh sind: Querverweise.)

Und alles, was ich fühlte, ist vergessen.
Ich kenne weder dich noch meine Seele. (Hier vielleicht ein Komma am Versende, dann kommt der nächste Vers besser als "Begründung" rüber.)
Mein gutes ICH hat es mir so befohlen. (Hier könnte ebenfalls ein Komma stehen, der Satz geht ja eigentlich beim "doch" weiter.)

Doch manchmal, in der Nacht, beim Abendessen. (Hier sollte unbedingt ein Komma stehen.)
Dann schnürt es mir ganz fest an meiner Kehle. (Eigentlich heißt es ja "dann schnürt es mir die Kehle zu". Bei deiner Version fehlt das "zu", das "an" passt nicht wirklich, würde eher zu einem "Würgen" gehören. Vielleicht findet sich ja eine Alternative mit "verschnürt"? Dann könnte man nämlich auch das "dann"-Füllsel ganz einfach weglassen.)
Ein Drang danach, das Ding zu wiederholen. (Der unbestimmte Artikel irritiert hier, ein "der" vor dem Drang bebildert diesen stärker.)
(Kommentar korrigiert am 13.10.2009)
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