Le Parkour
Erzählung zum Thema Schmerz
von Mutter
Mit beiden Händen fest auf meiner Brust steuert mich Stout aus dem Zimmer. Zwecklos, mich zu wehren – das hat er jahrelang in der Offense Line gemacht. Nur dass er jetzt nicht seinen Quarterback, sondern Kid beschützt.
Im Flur zischt er mir ins Gesicht: ‚Mach ihn nicht platt. Tot nützt der uns gar nichts.‘
Ich habe mich längst abregt, lehne bloß noch locker gegen seine Handflächen. ‚Was schlägst du vor?‘, will ich mit müder Stimme wissen.
‚Keine Ahnung, ist das hier mein Pitch auf dem wir spielen, oder deiner? Komm schon, Bruder, du willst an den dicken Macker, oder nicht?‘
‚An Bowman, genau.‘
‚Warum warten wir dann nicht einfach, bis sie ihn holen kommen? Irgendwer muss den Arsch doch vermissen, auch wenn’s eine Weile dauert.‘
Ich nicke. ‚Hauptsache, Kid ist raus. Wenn wir den schon einmal haben, sollten wir dafür sorgen, dass er auf die Ersatzbank muss.‘
Ein Zucken der mächtigen Schultern. ‚Brich ihm die Beine.‘
Ich schiebe mich an Stout vorbei, der mir kaum Platz macht. Gehe auf Kid zu, betrachte seinen schrumpeligen Schwanz, der wie ein hässliches Vogelküken nackt in einem Nest wirrer Schamhaare fast verloren geht.
Ob kastrieren ausreicht, um den Pisser auf die Bank zu schicken?
Kurzentschlossen trete ich ans Bett, packe sein rechtes Bein, und lehne mich mit meinem ganzen Gewicht rein. Das protestierende Knirschen der Knorpel und Sehnen im Knie und sein Aufheulen kommen zeitgleich. Sein Kopf schlägt hin und her, um den Schmerz erträglicher zu machen. Fehlanzeige.
Gerade als sein Schreien in ein Wimmern übergeht, kniee ich mich auf das Bett, packe das andere Bein und wuchte es herum. Stout, dem der Lärm offenbar auf die Nerven geht, tritt ans Kopfende und presst seine riesige Hand auf den Mund des Iren.
Ich erhebe mich, betrachte wie Kid mit panisch weit aufgerissenen Augen auf den Schwarzen über ihm stiert.
‚Hältst du die Fresse?‘, will Stout mit schneidender Stimme wissen.
Kid nickt, soweit die Hand auf seinem Gesicht das zulässt. Nach einem Moment des Zögerns scheint der Schwarze befriedigt und zieht seine Flosse zurück. Kid schnappt nach Luft, verzieht immer wieder vor Schmerzen das Gesicht.
Mir ist der Appetit vergangen, Kid weiter weh zu tun. Noch vor ein paar Wochen hätte ich ihm mit Lust die Haut vom Leib gezogen – jetzt lässt der Gedanke nur einen schalen Geschmack in meinem Mund zurück.
‚Hey, Stout!‘, rufe ich und signalisiere ihm, mir aus dem Zimmer zu folgen.
Kaum habe ich den Flur betreten, platzt die Wohnungstür nach innen auf. Dunkle Silhouetten sind im Hausflur zu sehen, und noch während ich Stouts massiven Körper nach hinten dränge, blitzt Mündungsfeuer auf.
Der Schall tobt durch den engen Flur in meine Gehörgänge, hilft mir, treibt mich an, die schwarze Wand hinter mir einzureißen. Wir fallen in das Schlafzimmer, kommen zeitgleich auf die Füße.
Geschmeidig bewege ich mich in Deckung neben dem Türrahmen, ziehe erst die eine, dann die andere Waffe.
Schüsse heulen durch den Gang, ein oder zwei Kugeln fräsen sich in den Türrahmen, spritzen mit Holzstücken um sich. Die anderen schlagen hinten im Zimmer in die Wand.
Mir läuft ein Faden Blut die Schläfe runter – einer der Splitter muss mich erwischt haben.
Als das Sperrfeuer nachlässt, ducke ich mich auf halbe Höhe, strecke beide Schwestern in den Gang und feuere ein halbes Dutzend Kugeln auf unsere Angreifer. Ob ich treffe, kann ich nicht checken, schwinge zurück in Deckung.
Neben mir hockt Stout, wütend, mit blutunterlaufenen Augen. Hat die Mossberg in den Fäusten und grollt: ‚Lass mich mal.‘
Wie die Mitglieder eines erfahrenen SWAT-Teams tauschen wir die Plätze. Kurz darauf zuckt er auf halbe Höhe hoch, feuert dreimal aus der Hüfte. Der Lärm ist ohrenbetäubend, tschack-tschack der Pump-Action geht in dem Klingeln in meinen Ohren unter. Meine Lunge schmeckt beißendes Kordit.
Stout zieht sich hinter den Türrahmen zurück, brüllt wie ein Berserker, lädt nach. Mit einem Grinsen werfe ich mich auf ein Knie, sehe in den Gang. Feuere auf die schemenhaften Gestalten, zucke zurück. Stout übernimmt, schießt.
Wieder werden Türrahmen, die Wände im Flur und die Rückwand des Zimmers für unsere Frechheiten bestraft.
‚Wie viel Munition hast du dabei?‘, will Stout zischend wissen.
Ich zucke mit den Schultern – soll so viel heißen wie ‚Hey, ich hatte nicht vor, die Schlacht in den Ardennen nachzuspielen.‘ Wenig.
Er verzieht das Gesicht. Mein Blick fällt auf das Fenster zur Rechten vom Bett, auf dem sich Kid panisch in den Handschellen hin und her wirft. Der kann nicht sehen, was abgeht. Macht gleich die Laken nass.
‚Lass uns von hier verschwinden‘, flüstere ich in einer Feuerpause. Deute mit dem Kopf Richtung Fenster.
‚Das ist der zweite Stock!‘ funkelt mich Stout an.
‚Scheißegal. Wenn wir hier bleiben, kriegen sie uns spätestens, wenn uns die Muni ausgeht.‘
Er blickt nachdenklich auf die Knarre in seinen Händen, nickt. ‚Also gut. Du zuerst.‘
In einem schlechten Film würden wir uns jetzt streiten, wer an der Tür bleiben, die Nachhut bilden darf.
Ich renne ohne zu Zögern rüber zum Fenster, reiße beide Flügel auf, nachdem ich die Knarren in den Holstern verstaut habe. Nachtluft und Kälte umströmen mich gierig, greifen mit spitzen Fingern nach mir.
Ich klettere auf das Fensterbrett, sehe nach unten. Zweiter Stock – wie viel ist das, vier, fünf Meter? Links unten im Ersten sehe ich einen Balkon mit eiserner Umfassung. Erinnere mich an die eine Milliarde Filme, die ich letzter Zeit gesehen hatte. Alle inklusive ‚Le Parkour‘. Das wird ein Kinderspiel, Corker, rede ich mir ein, bevor ich springe.
Auf den Balkon zu, auf das Gitter vom Balkon zu. Die gestreckten Füßen, Hände, fangen mich etwas ab, aber den größten Schwung nimmt mein Brustkorb auf, als er auf das Metall prallt. Stechender Schmerz fährt mir durch die gesamte rechte Seite, lähmt mich. Unbeholfen greifen meine Finger nach etwas, um sich festzuhalten. Meine Arme schlingen sich um das Geländer, halten mich. Pressen meine gebrochenen Rippen dagegen. Mir wird schwarz vor Augen.
Mein einer Fuß findet den Vorsprung am Fuß des Gitters, hievt mich hoch. Der zweite ebenfalls – der Druck und damit der Schmerz lassen nach.
Ich beginne wieder zu atmen, die bunten Punkte vor meinen Augen ziehen sich zurück.
Drehe mich um, sehe nach oben. Stout steht oben im Fenster, die Wumme in einer Hand.
‚BANZAI!‘, brüllt er und springt. Weiter rüber, nach rechts weg. Mit einem dumpfen Geräusch landet er halb auf einem Müllcontainer aus Plastik, rutscht ab. Klatscht auf die Straße.
Rappelt sich wieder hoch, zielt mit der Mossberg oben auf das Fenster. ‚Was machst du, Mann? Komm schon, du Arsch‘, brüllt er mir zu.
Ich zwinge mich in Bewegung, klettere seitlich am Gitter entlang, bis ich um die Ecke bin. Der Schmerz lässt mich stoßweise atmen, meine Handknöchel klammern sich weiß an das Metall, um mich vor dem sich drehenden Abgrund unter mir zu bewahren.
Die Mossberg wummert zweimal über den Hinterhof, die Massiv-Geschosse schlagen oben in Fensternähe ein. Vertreiben die Gestalten, die sich dort in Kids Schlafzimmer vorgewagt haben, nehme ich an.
‚Spring endlich, du Wichser!‘, fordert Stout mich auf.
Die Vorstellung, einfach loszulassen, mich einfach nach hinten ins Dunkle gleiten zu lassen, überwältigt mich fast. In Zeitlupe könnte ich nach unten stürzen, neben Stout auf das Pflaster klatschen – jede Wette, das würde ihm das Maul stopfen.
Ungelenk lasse ich mich herunter, bis meine Füße in der Luft hängen. Grunze, weil erbarmungsloser Schmerz mir die gesamte Seite wegfrisst. Lasse los.
Der Aufprall nach dem kurzen Fall zur Straße lässt mich fast ohnmächtig werden – wie betrunken taumele ich nach hinten, pralle auf Stout. Der rammt mir den Kolben unsanft in die Niere, als er ein weiteres Mal feuert.
‚Verschwinden wir‘, brüllt er. Als ich nicht sofort folge, greift er sich meine Jacke, reißt mich mit. Ich schaffe es, auf den Beinen zu bleiben. Die Agonie hämmert unerbittlich im Takt unserer Schritte durch mich durch, während wir auf die Tordurchfahrt zulaufen, die uns von hier wegbringt.
Immerhin muss ich nicht selber dafür sorgen, dass ich mich bewege – ich muss nur in der Senkrechten bleiben, bis wir den Wagen erreichen. Ohnmacht wäre die einfachere Alternative. Schmerzfreier.
Im Flur zischt er mir ins Gesicht: ‚Mach ihn nicht platt. Tot nützt der uns gar nichts.‘
Ich habe mich längst abregt, lehne bloß noch locker gegen seine Handflächen. ‚Was schlägst du vor?‘, will ich mit müder Stimme wissen.
‚Keine Ahnung, ist das hier mein Pitch auf dem wir spielen, oder deiner? Komm schon, Bruder, du willst an den dicken Macker, oder nicht?‘
‚An Bowman, genau.‘
‚Warum warten wir dann nicht einfach, bis sie ihn holen kommen? Irgendwer muss den Arsch doch vermissen, auch wenn’s eine Weile dauert.‘
Ich nicke. ‚Hauptsache, Kid ist raus. Wenn wir den schon einmal haben, sollten wir dafür sorgen, dass er auf die Ersatzbank muss.‘
Ein Zucken der mächtigen Schultern. ‚Brich ihm die Beine.‘
Ich schiebe mich an Stout vorbei, der mir kaum Platz macht. Gehe auf Kid zu, betrachte seinen schrumpeligen Schwanz, der wie ein hässliches Vogelküken nackt in einem Nest wirrer Schamhaare fast verloren geht.
Ob kastrieren ausreicht, um den Pisser auf die Bank zu schicken?
Kurzentschlossen trete ich ans Bett, packe sein rechtes Bein, und lehne mich mit meinem ganzen Gewicht rein. Das protestierende Knirschen der Knorpel und Sehnen im Knie und sein Aufheulen kommen zeitgleich. Sein Kopf schlägt hin und her, um den Schmerz erträglicher zu machen. Fehlanzeige.
Gerade als sein Schreien in ein Wimmern übergeht, kniee ich mich auf das Bett, packe das andere Bein und wuchte es herum. Stout, dem der Lärm offenbar auf die Nerven geht, tritt ans Kopfende und presst seine riesige Hand auf den Mund des Iren.
Ich erhebe mich, betrachte wie Kid mit panisch weit aufgerissenen Augen auf den Schwarzen über ihm stiert.
‚Hältst du die Fresse?‘, will Stout mit schneidender Stimme wissen.
Kid nickt, soweit die Hand auf seinem Gesicht das zulässt. Nach einem Moment des Zögerns scheint der Schwarze befriedigt und zieht seine Flosse zurück. Kid schnappt nach Luft, verzieht immer wieder vor Schmerzen das Gesicht.
Mir ist der Appetit vergangen, Kid weiter weh zu tun. Noch vor ein paar Wochen hätte ich ihm mit Lust die Haut vom Leib gezogen – jetzt lässt der Gedanke nur einen schalen Geschmack in meinem Mund zurück.
‚Hey, Stout!‘, rufe ich und signalisiere ihm, mir aus dem Zimmer zu folgen.
Kaum habe ich den Flur betreten, platzt die Wohnungstür nach innen auf. Dunkle Silhouetten sind im Hausflur zu sehen, und noch während ich Stouts massiven Körper nach hinten dränge, blitzt Mündungsfeuer auf.
Der Schall tobt durch den engen Flur in meine Gehörgänge, hilft mir, treibt mich an, die schwarze Wand hinter mir einzureißen. Wir fallen in das Schlafzimmer, kommen zeitgleich auf die Füße.
Geschmeidig bewege ich mich in Deckung neben dem Türrahmen, ziehe erst die eine, dann die andere Waffe.
Schüsse heulen durch den Gang, ein oder zwei Kugeln fräsen sich in den Türrahmen, spritzen mit Holzstücken um sich. Die anderen schlagen hinten im Zimmer in die Wand.
Mir läuft ein Faden Blut die Schläfe runter – einer der Splitter muss mich erwischt haben.
Als das Sperrfeuer nachlässt, ducke ich mich auf halbe Höhe, strecke beide Schwestern in den Gang und feuere ein halbes Dutzend Kugeln auf unsere Angreifer. Ob ich treffe, kann ich nicht checken, schwinge zurück in Deckung.
Neben mir hockt Stout, wütend, mit blutunterlaufenen Augen. Hat die Mossberg in den Fäusten und grollt: ‚Lass mich mal.‘
Wie die Mitglieder eines erfahrenen SWAT-Teams tauschen wir die Plätze. Kurz darauf zuckt er auf halbe Höhe hoch, feuert dreimal aus der Hüfte. Der Lärm ist ohrenbetäubend, tschack-tschack der Pump-Action geht in dem Klingeln in meinen Ohren unter. Meine Lunge schmeckt beißendes Kordit.
Stout zieht sich hinter den Türrahmen zurück, brüllt wie ein Berserker, lädt nach. Mit einem Grinsen werfe ich mich auf ein Knie, sehe in den Gang. Feuere auf die schemenhaften Gestalten, zucke zurück. Stout übernimmt, schießt.
Wieder werden Türrahmen, die Wände im Flur und die Rückwand des Zimmers für unsere Frechheiten bestraft.
‚Wie viel Munition hast du dabei?‘, will Stout zischend wissen.
Ich zucke mit den Schultern – soll so viel heißen wie ‚Hey, ich hatte nicht vor, die Schlacht in den Ardennen nachzuspielen.‘ Wenig.
Er verzieht das Gesicht. Mein Blick fällt auf das Fenster zur Rechten vom Bett, auf dem sich Kid panisch in den Handschellen hin und her wirft. Der kann nicht sehen, was abgeht. Macht gleich die Laken nass.
‚Lass uns von hier verschwinden‘, flüstere ich in einer Feuerpause. Deute mit dem Kopf Richtung Fenster.
‚Das ist der zweite Stock!‘ funkelt mich Stout an.
‚Scheißegal. Wenn wir hier bleiben, kriegen sie uns spätestens, wenn uns die Muni ausgeht.‘
Er blickt nachdenklich auf die Knarre in seinen Händen, nickt. ‚Also gut. Du zuerst.‘
In einem schlechten Film würden wir uns jetzt streiten, wer an der Tür bleiben, die Nachhut bilden darf.
Ich renne ohne zu Zögern rüber zum Fenster, reiße beide Flügel auf, nachdem ich die Knarren in den Holstern verstaut habe. Nachtluft und Kälte umströmen mich gierig, greifen mit spitzen Fingern nach mir.
Ich klettere auf das Fensterbrett, sehe nach unten. Zweiter Stock – wie viel ist das, vier, fünf Meter? Links unten im Ersten sehe ich einen Balkon mit eiserner Umfassung. Erinnere mich an die eine Milliarde Filme, die ich letzter Zeit gesehen hatte. Alle inklusive ‚Le Parkour‘. Das wird ein Kinderspiel, Corker, rede ich mir ein, bevor ich springe.
Auf den Balkon zu, auf das Gitter vom Balkon zu. Die gestreckten Füßen, Hände, fangen mich etwas ab, aber den größten Schwung nimmt mein Brustkorb auf, als er auf das Metall prallt. Stechender Schmerz fährt mir durch die gesamte rechte Seite, lähmt mich. Unbeholfen greifen meine Finger nach etwas, um sich festzuhalten. Meine Arme schlingen sich um das Geländer, halten mich. Pressen meine gebrochenen Rippen dagegen. Mir wird schwarz vor Augen.
Mein einer Fuß findet den Vorsprung am Fuß des Gitters, hievt mich hoch. Der zweite ebenfalls – der Druck und damit der Schmerz lassen nach.
Ich beginne wieder zu atmen, die bunten Punkte vor meinen Augen ziehen sich zurück.
Drehe mich um, sehe nach oben. Stout steht oben im Fenster, die Wumme in einer Hand.
‚BANZAI!‘, brüllt er und springt. Weiter rüber, nach rechts weg. Mit einem dumpfen Geräusch landet er halb auf einem Müllcontainer aus Plastik, rutscht ab. Klatscht auf die Straße.
Rappelt sich wieder hoch, zielt mit der Mossberg oben auf das Fenster. ‚Was machst du, Mann? Komm schon, du Arsch‘, brüllt er mir zu.
Ich zwinge mich in Bewegung, klettere seitlich am Gitter entlang, bis ich um die Ecke bin. Der Schmerz lässt mich stoßweise atmen, meine Handknöchel klammern sich weiß an das Metall, um mich vor dem sich drehenden Abgrund unter mir zu bewahren.
Die Mossberg wummert zweimal über den Hinterhof, die Massiv-Geschosse schlagen oben in Fensternähe ein. Vertreiben die Gestalten, die sich dort in Kids Schlafzimmer vorgewagt haben, nehme ich an.
‚Spring endlich, du Wichser!‘, fordert Stout mich auf.
Die Vorstellung, einfach loszulassen, mich einfach nach hinten ins Dunkle gleiten zu lassen, überwältigt mich fast. In Zeitlupe könnte ich nach unten stürzen, neben Stout auf das Pflaster klatschen – jede Wette, das würde ihm das Maul stopfen.
Ungelenk lasse ich mich herunter, bis meine Füße in der Luft hängen. Grunze, weil erbarmungsloser Schmerz mir die gesamte Seite wegfrisst. Lasse los.
Der Aufprall nach dem kurzen Fall zur Straße lässt mich fast ohnmächtig werden – wie betrunken taumele ich nach hinten, pralle auf Stout. Der rammt mir den Kolben unsanft in die Niere, als er ein weiteres Mal feuert.
‚Verschwinden wir‘, brüllt er. Als ich nicht sofort folge, greift er sich meine Jacke, reißt mich mit. Ich schaffe es, auf den Beinen zu bleiben. Die Agonie hämmert unerbittlich im Takt unserer Schritte durch mich durch, während wir auf die Tordurchfahrt zulaufen, die uns von hier wegbringt.
Immerhin muss ich nicht selber dafür sorgen, dass ich mich bewege – ich muss nur in der Senkrechten bleiben, bis wir den Wagen erreichen. Ohnmacht wäre die einfachere Alternative. Schmerzfreier.