Es war einmal eine Frau, die hatte einen Stein im Schuh.
Sie merkte ihn beim Laufen,
sie merkte ihn beim Fahren,
sie merkte ihn beim Spielen mit ihrem Kind,
doch sie merkte es sich nicht.
Sobald sie zuhause ankam und den Schuh auszog, war der Stein vergessen.
So ging das eine lange Zeit. Der Stein gehörte fortan dazu. Sobald die Frau das Haus verließ, schmiegte sich der Stein spitz in ihren Fuß. Es kam, dass sich eine Delle im Fuß bildete, bis eines Tages die Haut sich öffnete und den Stein aufnahm.
Zunächst lag er nur darin, überwältigt von der Wärme der neuen Umgebung. Aber schon bald begann er, seine neue Welt zu erkunden. Der Stein folgte einem weißen Pfad, bis er eine Stelle fand, wo ein weißer Brocken seinen und einen weiteren Pfad verband. Er verweilte dort kurz, dann ging er weiter und weiter, bis er in ein matschiges Gewirr gelangte.
Er vernahm ein Klopfen, dem er folgte, und sah dann ein pochendes, lebendiges Herz.
Er verliebte sich sofort. Langsam näherte er sich, bis das Herz im Sog den Stein verschlang. Es stockte, raste, hielt dann inne. Der Stein wusste nicht, wie ihm geschah. Das Herz sprach leise und still: "Ich sterbe, du kommst mir zu nahe."
Entsetzt beschloss der Stein: Ich füge mich in deine Struktur ein! Er löste jedes Atom von sich, die sich in die Zellen des Herzens mischten. Ein Blitz und Donner forderten dann das Leben des Steinherzens.
So hatte die Frau fortan ein Herz aus Stein, ein Zeichen von wahrer Liebe. So war sie geschützt vor sämtlichem Leid, denn so ein Steinherz schlägt, denn es sind jetzt ja zwei.