Die Ermittlungen forderten seine ganze Kraft.
Es war wieder spät geworden. Schnell noch die brisanten Ordner in den Stahlschrank.
Sonst gibt’s wieder Ärger mit der Innenrevision. Morgen früh sollte der große Schlag geplant werden.
Ein Blick durch die halboffene Tür zu seinem Sekretariat:
Vera, die gute Seele, räumte ein großes Tablett mit abgewaschenen Kaffeetassen ins Wandregal. Er sagte: “Lass uns noch ein paar Schritte laufen. Ich muss meinen Kopf freimachen und lade dich zum Griechen ein.“
Beide hatten nie ein Verhältnis miteinander, waren sich aber vertrauter als manches Ehepaar. Wenn der Laden leer war duzten sie sich auch. Insgeheim himmelte sie ihren Chef an und wäre schon ganz gern richtig mit ihm verbunden.
Er legte seine rechte Hand auf ihre Schulter und sie liefen entspannt zur Weser runter. Die Laternen spendeten ein diffuses Licht in dieser parkähnlichen Landschaft.
Plötzlich blieb er stehen, hielt sich die linke Brustseite, schaffte es gerade noch zur Parkbank. Erschrocken bemerkte Vera seine offensichtliche Atemnot und sein schwindendes Bewusstsein. Sie meisterte diese kritische Situation vorbildlich.
Ohne zu Zögern aber mit Tränen in der Stimme rief sie die Feuerwehr.
In ca. 5 Minuten war der Notarzt vor Ort, spritzte ihm nach einigen kurzen Fragen ein wirksames Kreislaufmittel. Kurz darauf lag er im Rettungswagen am Tropf.
Vera durfte mitfahren.
Zufrieden vernahm Vera Heimbacher die beruhigenden Worte des Arztes und murmelte halblaut: „Vor 10 Jahren habe ich meinen Mann verloren. Mir war gerade, als würde ich zum zweiten Male Witwe.“
Schottke hatte schon längst wieder die Augen geöffnet. Ein Lächeln huschte über sein sonst so ernstes Gesicht. Sie streichelte zärtlich über seine Stirn und ihm gefiel das.
Die Ärztin in der Notaufnahme bestätigte die Diagnose des Notarztes: akutes Kreislaufversagen. Nach einigen Routineuntersuchungen durfte Kommissar Schottke mit der Auflage von sehr viel Ruhe das Krankenhaus wieder verlassen.
Vera hatte zwischenzeitlich Manni Ramsauer telefonisch informiert. Er war die rechte Hand von Schottke und fuhr nun seine Kollegen nach Haus.
Vera durfte wie selbstverständlich bei Gerd in der Wohnung bleiben. Es war wie ein Sechser im Lotto für sie.
Schottke machte einen ausgenüchterten Eindruck.
Er klammerte sich nicht an den persönlichen Erfolg. Noch in der Nacht übergab er nach Rücksprache mit seinem Vorgesetzten Manni Ramsauer pro forma die Führung der Soko. Ramsauer war sich bewusst, dass das nur eine Interimslösung ist. Der Boss bleibt G.S.
Am frühen Morgen wurden offiziell die wichtigsten Ermittlungsunterlagen übergeben.
Das waren keine Geheimnisse für den neuen Soko-Chef.
Der Hauptverdächtige hieß Werner Brandl.
Er wurde bereits rund um die Uhr beschattet.
Edda Fischer von der Friedhofsgärtnerei wurde zur Sichtung und Auswertung der dort aufgezeichneten Videos hinzugezogen. Sie machte die Beamten bereits vorgestern
auf diesen Mann aufmerksam, weil er keine Blumen kaufte und offensichtlich etwas unter seinem Mantel verbarg schaute sie auf der Friedhofspromenade hinterher und sah, dass er einen kleinen Hund auf den Weg setzte. „So etwas ist hier nicht erlaubt, sonst würde halb Bremen mit seinen Hunden hier Gassi gehen“ meinte sie.
Da sie selbst einen solchen Yorkshireterrier habe, drückte sie beide Augen zu.
Dennoch bemerkte sie, dass er in Richtung C 9 lief. Da befinden sich aktuell die neuesten Urnengräber.
In C 9 lag auch Dorothea M.
Nun war es nahe liegend auch der schönen Tanzpädagogin das Video zu zeigen –
Volltreffer.