24
Text
von RainerMScholz
24
Jörg hat mittlerweile sein Studium beendet - einer der wenigen - und gekündigt, um seine Stelle als Laborant anzutreten. Auch Thomas hat sein Chemiestudium beendet. Er wird nach Australien gehen. Weil dort die Wellen zum Surfen am besten sein sollen. Außerdem hat er eine Anlaufadresse, die ihm weiterhelfen wird. Michael ist immer mit ihm und ein paar Jungs zum Surfen gefahren, nach Nizza und an die Atlantikküste vor San Sebastian oder Bordeaux, auch nach Kalifornien, versteht sich.
In diesem Jahr wurde die Luft um uns herum dünner, wir hatten so viele Abgänge und der Rest von uns wurde dadurch etwas in Verzug gesetzt. Zukunftstheoretisch gesehen. Abgesehen von Martin. Der übriggebliebene langhaarige 68iger hat seinen Stammplatz in der Gepäckausgabe und wird hier wohl als Ehrenimmatrikulierter in Rente gehen. Seine Maurerlehre muss ihn so geschockt haben, dass er gleich das Abitur nachgemacht hat, um jetzt in aller Ruhe das Ende seines Arbeitslebens an der Uni und als Teilzeitkraft am Flughafen abzuwarten. Niemand weiß, wie alt er wirklich oder was sein Geheimnis ist. Denn eines ist doch klar: Er muss irgendwie Geld auf die Seite geschafft haben, um seinen Lebensabend nicht am Kiosk verbringen zu müssen. Obwohl dagegen wahrscheinlich auch nichts einzuwenden wäre. Man macht sich so seine Gedanken.
Und man weiß so einiges. Jörg hat eines Morgens, als ich mich dummerweise überreden ließ, noch ein (!) Bier in einer der gelackten Flughafenkneippen mit ihm zu trinken, sein Sexualleben vor mir ausgebreitet, dass ich glatt dachte, schwerstens erröten zu müssen, wäre es nicht schon so spät, beziehungsweise so früh gewesen, gegen Mittag, um genau zu sein, und ich so bleich, als er mich endlich nach Hause entließ. Interessiert mich nun wirklich nicht die Bohne, ob seine Eltern immer nackt herumgelaufen sind und er als kleiner Junge die Muschi seiner Mutter von unten in Augenschein nehmen konnte, bis er dafür zu groß geworden war. Oder dass er total auf Oralsex steht, was für keinen Mann eine wirkliche Neuigkeit darstellt. Das wird wohl alles keine Anmache gewesen sein, aber neulich fand Kemal, mit dem er näher befreundet ist, heraus, dass seine frischangetraute Frau auch ziemlich klasse ist, so gut nämlich, dass er auch schon einmal zugucken durfte bei ihrer Ehehygiene, so wie Kemal mir das erzählt hat. Wer weiß schon, was das ganze Gerede zu bedeuten hat und weshalb es mich etwas angehen sollte, wie ihre perversen Spielchen laufen. Kemal erzählt mir am Gepäckförderband auch wie die letzte Party so war und von der Frau, die er im Wäschekeller von hinten gefickt haben will. In den Arsch. Warum nur? Ich meine, weshalb erzählt er mir das? Ich bin nicht Dr. Sommer, und aus dem Alter, mit seinen sexuellen Eskapaden protzen zu wollen, sollten wir eigentlich `raus sein.
Die Festies machen Ausflüge nach Prag, weil dort die Nutten billiger sind und der Alkohol hochprozentiger (oder umgekehrt). Lukas weiß, wo beides zu bekommen ist. Alle legen zusammen, mieten einen Kleinbus und fahren gemeinsam Frauen schänden für Geld, zum Komasaufen und Haxe mit Knödel in der Stadt Kafkas essen, pinkeln an den Hradschin, brechen in die Moldau und torkeln über den Wenzelsplatz (über den ich - zu ihrer vermeintlichen Entschuldigung - auch schon getorkelt bin, bevor meine Schule aufgrund solcher und anderer Vorfälle Stadtverbot bekam: als wir das Hotel rot beflaggten; als Löli auf dem Fenstersims im achten Stock vor verschlossenen Fenstern saß und hinabsah; als unser Verbindungslehrer den Herzinfarkt bekam; als Gerd Zaster den Büstenhalter meiner Deutschlehrerin anhatte; als meine Deutschlehrerin vollkommen besoffen auf der Tanzfläche der Hoteldisco mit Olaf rumfummelte, der das harte Zeug durchaus vertrug; und sie nicht; und so weiter). Alle erzählen mir immer ihren ganzen Scheiß, und ich weiß gar nicht, was ich damit anfangen soll.
Jörg hat mittlerweile sein Studium beendet - einer der wenigen - und gekündigt, um seine Stelle als Laborant anzutreten. Auch Thomas hat sein Chemiestudium beendet. Er wird nach Australien gehen. Weil dort die Wellen zum Surfen am besten sein sollen. Außerdem hat er eine Anlaufadresse, die ihm weiterhelfen wird. Michael ist immer mit ihm und ein paar Jungs zum Surfen gefahren, nach Nizza und an die Atlantikküste vor San Sebastian oder Bordeaux, auch nach Kalifornien, versteht sich.
In diesem Jahr wurde die Luft um uns herum dünner, wir hatten so viele Abgänge und der Rest von uns wurde dadurch etwas in Verzug gesetzt. Zukunftstheoretisch gesehen. Abgesehen von Martin. Der übriggebliebene langhaarige 68iger hat seinen Stammplatz in der Gepäckausgabe und wird hier wohl als Ehrenimmatrikulierter in Rente gehen. Seine Maurerlehre muss ihn so geschockt haben, dass er gleich das Abitur nachgemacht hat, um jetzt in aller Ruhe das Ende seines Arbeitslebens an der Uni und als Teilzeitkraft am Flughafen abzuwarten. Niemand weiß, wie alt er wirklich oder was sein Geheimnis ist. Denn eines ist doch klar: Er muss irgendwie Geld auf die Seite geschafft haben, um seinen Lebensabend nicht am Kiosk verbringen zu müssen. Obwohl dagegen wahrscheinlich auch nichts einzuwenden wäre. Man macht sich so seine Gedanken.
Und man weiß so einiges. Jörg hat eines Morgens, als ich mich dummerweise überreden ließ, noch ein (!) Bier in einer der gelackten Flughafenkneippen mit ihm zu trinken, sein Sexualleben vor mir ausgebreitet, dass ich glatt dachte, schwerstens erröten zu müssen, wäre es nicht schon so spät, beziehungsweise so früh gewesen, gegen Mittag, um genau zu sein, und ich so bleich, als er mich endlich nach Hause entließ. Interessiert mich nun wirklich nicht die Bohne, ob seine Eltern immer nackt herumgelaufen sind und er als kleiner Junge die Muschi seiner Mutter von unten in Augenschein nehmen konnte, bis er dafür zu groß geworden war. Oder dass er total auf Oralsex steht, was für keinen Mann eine wirkliche Neuigkeit darstellt. Das wird wohl alles keine Anmache gewesen sein, aber neulich fand Kemal, mit dem er näher befreundet ist, heraus, dass seine frischangetraute Frau auch ziemlich klasse ist, so gut nämlich, dass er auch schon einmal zugucken durfte bei ihrer Ehehygiene, so wie Kemal mir das erzählt hat. Wer weiß schon, was das ganze Gerede zu bedeuten hat und weshalb es mich etwas angehen sollte, wie ihre perversen Spielchen laufen. Kemal erzählt mir am Gepäckförderband auch wie die letzte Party so war und von der Frau, die er im Wäschekeller von hinten gefickt haben will. In den Arsch. Warum nur? Ich meine, weshalb erzählt er mir das? Ich bin nicht Dr. Sommer, und aus dem Alter, mit seinen sexuellen Eskapaden protzen zu wollen, sollten wir eigentlich `raus sein.
Die Festies machen Ausflüge nach Prag, weil dort die Nutten billiger sind und der Alkohol hochprozentiger (oder umgekehrt). Lukas weiß, wo beides zu bekommen ist. Alle legen zusammen, mieten einen Kleinbus und fahren gemeinsam Frauen schänden für Geld, zum Komasaufen und Haxe mit Knödel in der Stadt Kafkas essen, pinkeln an den Hradschin, brechen in die Moldau und torkeln über den Wenzelsplatz (über den ich - zu ihrer vermeintlichen Entschuldigung - auch schon getorkelt bin, bevor meine Schule aufgrund solcher und anderer Vorfälle Stadtverbot bekam: als wir das Hotel rot beflaggten; als Löli auf dem Fenstersims im achten Stock vor verschlossenen Fenstern saß und hinabsah; als unser Verbindungslehrer den Herzinfarkt bekam; als Gerd Zaster den Büstenhalter meiner Deutschlehrerin anhatte; als meine Deutschlehrerin vollkommen besoffen auf der Tanzfläche der Hoteldisco mit Olaf rumfummelte, der das harte Zeug durchaus vertrug; und sie nicht; und so weiter). Alle erzählen mir immer ihren ganzen Scheiß, und ich weiß gar nicht, was ich damit anfangen soll.
