Anonymus

Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Wie dunkelt es! Die Flocken segeln sacht
auf Wangen, Wimpern und vor deinen Augen.
Es schlägt erst Fünf und du durchschreitest Nacht.
Das Ampelrot scheint sanft an dir zu saugen.

Du fühlst dich hohl und durch die Welt geweht;
der Windzug beißt dir unsanft in die Ohren.
Ein Hund, der nur mit seinem Schatten geht,
wird sichtbar, schwindet und bleibt dann verloren.

Die feuchten, weiten Straßen tropfen Schlier,
wie breit gespreizte, lebensmüde Huren,
die wispern: Komm und geh, du warst nie hier,
sieh her, das Tagschwarz frisst schon deine Spuren.

Im Putz der Hauswand nisten Schattenfratzen.
Du gehst und gehst, gefolgt von leisem Schmatzen.

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Kommentare zu diesem Text

fdöobsah (54)
(19.12.11)
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 Isaban meinte dazu am 19.12.11:
Zum "sieh": Ups, da liegst du richtig, da habe ich wohl einmal zu wenig auf die H-Taste gedrückt, wurde sofort berichtigt, danke schön.
Zum Rest heute Nachmittag mehr.

Herzlichen Dank und liebe Grüße,

Sabine

 Isaban antwortete darauf am 19.12.11:
Sodela, der stressige Teil des Tages ist jetzt hoffentlich vorüber.

Zur Abendstimmung:
Ja, vielleicht habe ich da das falsche Thema gewählt, mag dran liegen, dass es gestern gegen Fünf draußen so megafinster und leergefegt war, dass man fast hätte glauben können, man hätte den Weltuntergang verpasst, auf den Straßen nur Vereinzelte, die den Weg nach Hause noch nicht gefunden haben. Der Tag sah eindeutig verendet aus.
Alternativ könnte ich das Thema "Dasein" wählen, würde aber eigentlich schon zuviel verraten - ich hab grad nachgeschaut, das Thema steht eh nicht zur Auswahl. Bliebe also nur noch "Alles oder nichts", "Allzu Menschliches" oder "Kein Thema" - oder welches würdest du empfehlen?
Zur Begegnung mit den lebensmüden Damen: Da steht doch noch dieses "wie" hinter den weiten, schlierigen Straßen. ;)
Zum verbannten Bild: Stimmt, ist ein Bild, das man möglichst schnell und gründlich aus dem Kopf haben möchte. Genau so war es gedacht. :D
Ich hab mich sehr über deinen ausführlichen Kommentar und die intensive Beschäftigung mit meinem Text gefreut.
Hab herzlichen Dank.

Liebe Grüße,

Sabine

 franky (19.12.11)
Ich kann da Fdöobsah nur bewundernd zustimmen. Erst ein super Gedicht und dann ein super Kommentar.
Beides großartig.

LG Franky

 Isaban schrieb daraufhin am 19.12.11:
Auf jeden Fall ein toller Kommentar, Franky!
Ich danke dir für deine freundliche Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 (19.12.11)
Dieser Anonymus schreitet durch starke Bilder. LG

 Isaban äußerte darauf am 19.12.11:
Vielen Dank, Armin. Schön, dass dir die Bebilderung gefällt.

Liebe Grüße,

Sabine
janna (66)
(19.12.11)
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 Isaban ergänzte dazu am 19.12.11:
Stimmt, es könnte jeder sein, Janna. Jeder von uns geht die abgelaufenen Straßen und von keinem von uns werden - langfristig gesehen - viele Spuren bleiben, das große Radiergummi löscht früher oder später jeden unserer Schritte aus. Wir schauen auf die Uhr und denken, es bliebe noch viel Zeit, aber wenn wir aufschauen, ist der Tag längst dem Abend gewichen.

Danke schön für deine Rückmeldung.
Das "starke" vor dem Gedicht freut mich ungemein.

Liebe Grüße,

Sabine
Jack (33)
(19.12.11)
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 Isaban meinte dazu am 19.12.11:
Was liest sich denn da holprig, Jack? Das ist ein rein jambischer Vers ohne metrische Brüche, da dürfte eigentlich nichts holpern. Meintest du, dass der Inhalt nicht stimmig wirkt?
Zu den Huren: Da gibt es ja gar keine, nur Straßen, aus denen es schliert, wie aus - wobei Straßen vielleicht noch einen Hauch wetterfester sind. ;)
Freut mich sehr, dass dir der Text ansonsten zusagt.
Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Jack (33) meinte dazu am 19.12.11:
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 Isaban meinte dazu am 19.12.11:
Erklär noch mal was du meinst, ich scheine ein Brett vor dem Kopf zu haben.
Jack (33) meinte dazu am 19.12.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 19.12.11:
Ah, ok, die Intention verschiebt sich dann minimal - ich lass es mir durch den Kopf gehen. Besten Dank für die erneute Rückmeldung.

LG, Sabine
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