Die Mutter der Porzellankiste

Satire zum Thema Gefühle

von  loslosch

Nisi caste, saltem caute (Adalbert von Bremen, ~1000 bis 1072, in einem Scholion - Lehrschreiben, Notiz). Wenn schon nicht keusch, so doch wenigstens vorsichtig.

Der wortmächtige Erzbischof aus Bremen verpackt hier eine inhaltsschwere Botschaft in nur vier Wörtern. Adalbert in einem Appell an seine überwiegend verheirateten Amtsgehilfen. Der Ausspruch erinnert ein wenig an Werbung für Präservative im Aids-Zeitalter. Ein irischer Bischof der 1970er und 1980er Jahre kannte den klugen Merkspruch offenbar nicht, als er mit seiner Begleiterin im Fond der schwarzen Limousine mit Bischofsstander saß. Vorn am Steuer der diensthabende Kaplan. Der Bischof ermahnte zunächst seinen Fahrer streng: "Vorsicht! Hier gibt es zwei Friedhöfe und kein Hospital." Der Kaplan, leise vor sich hin murmelnd: "Haben Hochwürden auch alles bedacht?"

Offenbar nicht; denn nach neun Monaten ward ein prächtiges Knäblein geboren. Etliche Jahre später, anno 1992, mahnte die verzagte allein erziehende Mutter öffentlich die versäumte Vaterrolle an. Rückblickend räumte sie kleinmütig ein: It was a tremendous feeling!


Anmerkung von loslosch:

"1992 wurde in den Medien Irlands bekannt, dass [Eamon] Casey eine sexuelle Beziehung mit Annie Murphy hatte. Gemeinsam hatten sie einen Sohn Peter, der 1974 in Dublin geboren wurde. Annie Murphy lehnte eine Adoption ihres Kindes ab und erzog den Sohn von Casey mit Hilfe ihrer Eltern. Als Annie Murphy 1992 dies in den irischen Medien veröffentlichte, gab Casey sein Amt als Bischof in Galway auf und ging als Missionar nach Südamerika." (Wikipedia.)

Nun ist er 84. Genug der Buße.

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Kommentare zu diesem Text

supernova (51)
(04.02.12)
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 loslosch meinte dazu am 04.02.12:
schwester sophie aus frauenalb ist eine geistreiche improvisation, bea.

später fand ich, dass casey ein politisch aufrechter mann war. er hatte an der beisetzung von bischof romero in el salvador teilgenommen: "Romero wurde am 24. März 1980 während einer Predigt in der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia“ (deutsch: Göttliche Vorsehung) vor dem Altar ermordet." [aus wiki] auftragsmord der militärjunta. später brüskierte casey präsident ronald reagan bei einem irlandbesuch. - der mann war halt zu aufrecht, verstand die "seel"-sorge schon mal miss. merci lothar
(Antwort korrigiert am 04.02.2012)

 Bergmann (04.02.12)
Ich finde, die Anmerkung kann zum Haupttext genommen werden. Schöne Story! ddU

 loslosch antwortete darauf am 04.02.12:
man könnte, wenn man an die unglückliche annie murphy denkt, auch an den ingenieur edward. a. murphy (1918 - 1990), luftwaffen-ingenieur, erinnert werden. Murphy´s law in der urfassung:

„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ („If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.“ (wiki.)

man mag jetzt an einen dildo denken ... das internet ist eine wahre schatzkammer. man muss nur ab und an etwas senf dazugeben. danke, uli t.t. lo
Jack (33)
(04.02.12)
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 loslosch schrieb daraufhin am 04.02.12:
trennen wir nicht und sehen es wie émile zola: La Bête humaine (das tier im menschen), 1890. danke für den kritischen besuch. lo
(Antwort korrigiert am 04.02.2012)

 ViktorVanHynthersin (04.02.12)
Zum Glück hast Du "Bischofsstander" ohne ä-Striche geschrieben ))
Herzlichst
Viktor

 loslosch äußerte darauf am 04.02.12:
der hinweis ist mir echt peinlich. lies mal die erfundene "gegenbeichte" im kommi zu ekki, viktor. der text insinuiert auch: lieber kaplan, fahr bitte nicht zu schnell, sonst wird der stander aus der kurve getragen ... danke, danke. lothar

 EkkehartMittelberg (04.02.12)
Ein besonders geistreicher Latino, mit mehrerenPointen, Lothar. Die schönste ist für mich:
".....als er mit seiner Begleiterin im Fond der schwarzen Limousine mit Bischofsstander saß."
Immer noch schmunzelnd
Ekki

 loslosch ergänzte dazu am 04.02.12:
du hättest nachfragen können, ekki: "wird das nicht mit ä geschrieben?" der vergleich friedhof/ hospital im kontext ist auch passend. 1992 hörte ich das original-interview mit murphy. am steuer saß tatsächlich der sekretär des bischofs, wohl auch ein gesalbter. stell dir mal vor, der bischof beichtet anschließend bei seinem kaplan. dieser dann: ego te absolvo. anschließend beichtet der kaplan bei seinem bischof: o herr, vergib mir, ich dachte bei der beichtabnahme an den bischofsst*nder und bekam solche zustände ...

vom lob überwältigt ist lo
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