Bruderherz

Gedicht zum Thema Verlust

von  Irma

An einem Junimorgen brach
bei uns der Frost herein,
fror der Mutter Lachen ein.

Die Uhr, sie log, als sie versprach,
sie laufe weiter wie zuvor.
Halt sie an mein Ohr!

Vater fing das Rauchen an,
und er geht, so oft er kann,
fort in sein Büro.

„Zum Skat fehlt unser dritter Mann“,
erklärt er. Aber irgendwann
zieht er an den Main,
er mit mir allein.

Ich lache laut und schlage mich
so gut es geht. Dann trage ich
heimlich dein Trikot. -
Es passt mir grad noch so.

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Kommentare zu diesem Text

janna (66)
(26.02.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.02.12:
Ich schließe mich Jannas Kommentar gerne an.
Liebe Grüße
Ekki

 Irma antwortete darauf am 27.02.12:
Ja genau, Janna, ich habe versucht, das Zusammenbrechen der geordneten Welt des Kindes darzustellen. Genau genommen ging es mir jedoch um eine Trennung noch vor der Trennung, nämlich den plötzlichen Tod eines Kindes. Und die Auswirkungen, die das auf das Geschwisterkind hat.
Ganz herzlichen Dank Euch beiden für Kommentar und Empfehlung, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 27.02.2012)

 AZU20 (26.02.12)
So geht es leider vielen. Gut herausgearbeitet. LG

 Irma schrieb daraufhin am 27.02.12:
Jedenfalls betrifft es mehr Kinder, als man denkt. Danke Dir, Armin! LG BirmchenIrmchen

 tigujo (26.02.12)
Zart und leise und angenehm unsentimental und einfach und einfach schön. Toll!
lg tigujo

 Irma äußerte darauf am 27.02.12:
Ich habe versucht, den Tod aus der Sicht des Geschwisterkindes zu beschreiben. Kinder trauern anders als Erwachsene, viel sprunghafter. Für Erwachsene ist es manchmal schwer verständich, wie Kinder nach einem Verlust völlig fröhlich spielen können. Um dann im nächsten Moment wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Deshalb haben Institutionen wie z. B. „Trauerland“ meines Erachtens einen unschätzbaren Wert für die betroffenen Kinder, als ein Ort, wo sie ganz abseits der eigenen Familien ihre Trauer „ausleben“ können.
Ich bedanke mich ganz herzlich für Lob und Empfehlung! LG BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 27.02.2012)
magenta (65)
(26.02.12)
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 Irma ergänzte dazu am 27.02.12:
Der Tod eines Kindes kommt meist plötzlich und völlig unerwartet. Und die Folgen für das Geschwisterkind sind dramatisch. Ich danke Dir ganz herzlich, liebe magenta. LG BirmchenIrmchen

 Lluviagata (26.02.12)
Sehr gut!!!

 Irma meinte dazu am 27.02.12:
Danke sehr, liebe Andrea! Das freut mich! Ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. LG BirmchenIrmchen
holzköpfchen. (30)
(27.02.12)
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 Irma meinte dazu am 28.02.12:
Zunächst einmal herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ja, Du hast Recht, es könnte auch ein anderes schwerwiegendes Geschehen als Ursache gesehen werden. Auch wenn ich versucht habe, ein wenig den Herzstillstand herauszuarbeiten. Solange irgendwie noch Hoffnung besteht, wird eine Familie ja häufig eher zusammengeschweißt. Aber die Endgültigkeit des Todes führt zum Auseinanderbrechen.

Trauer macht einsam! Die Mutter zerbricht daran, ist quasi zeitgleich mit dem Bruder für den kleinen Jungen "gestorben". Der Vater ist auch nicht mehr in der Lage, das Bedürfnis des Kindes nach Spiel und Spaß zu erfüllen, lässt ihn allein mit seiner Traurigkeit, Wut, Sehnsucht usw. So hat der Junge mit einem (Schicksals-)Schlag seine komplette Familie verloren.

Mir gefällt gut, wie Du die Brüche im Versmaß gedeutet hast. Und auch, dass Du etwas Positives, Kämpferisches gefunden hast, das in diesem Entwachsen aus dem Trikot liegen könnte. Nochmals herzlichen Dank für Deine Interpretation! LG BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 28.02.2012)
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