Ein Brief

Brief zum Thema Geschwisterliebe

von  Seelenfresserin

"Wie ist es wohl, eine kleine Schwester zu haben?" Ich habe mich, vor deiner Geburt, das wirklich häufig gefragt. Ich meine, ich war immerhin schon 12. Und unsere Mutter war Schwanger. Da musste man sich die eine oder andere Frage sicherlich stellen. Und ich habe mich gefragt: Wie wird das wohl sein, wenn du da bist?

Du bist gekommen. Mit Pauken und Trompeten, an einem Winterlichen 24ten Dezember. Mein erstes Weihnachten ohne unsere Mutter. Aber mit dem Wissen, das da nun noch jemand anderes da war... Das perfekte Weihnachtsgeschenk! Und so ist es. Bis heute. Und so wird es immer sein, bis das Ende kommt.

Gott. Ich konnte wirklich nicht viel zuerst mit dir anfangen. Du warst laut, hast mir die Show gestohlen und warst eben das, was man eine nervige, kleine Schwester nannte. Aber da war was, an dem einen Abend:

Mama war viel zu müde, sie hatte Nächte lang durch an deiner Seite gewacht... und dein Vater hatte dich auf das Sofa, neben mich gelegt. Ich solle auf dich etwas aufpassen. Versuchen dich zum Schlafen zu bringen.

Ich wusste nicht wie...

Aber hey, learning by doing. Ich hab deinen weichen Kopf gestreichelt... Du hast mich sehr lange einfach nur angesehen. Einfach nur beobachtet und langsam fielen deine Äuglein zu. Du hast geschlafen. Und ich fühlte mich ganz toll. Und wenn ich heute, hier und jetzt, dran denke, kommen mir die Tränen. Genauso, wenn ich an diesen anderen Moment denke...

Du saßt im Maxi Cosi... die Augen feste auf mich gerichtet und ich saß im Schneidersitz vor dir... Himmel! Was sollte ich nur mit dir anfangen? Immerhin liegen 12 Jahre Unterschied zwischen mir und dir. Doch das machte nichts... denn kein Unterschied dieser Größenordnung, schafft es die Momente zwischen uns zu zerstören. Ich hab dich einfach nur angesehen... bis ein Lachen von deinen Lippen entsprang... dieses Babylachen, das jeder so unheimlich süß fand und ich immer nur so verdammt kitschig fand... doch bei dir war es anders. Du hast mich wieder einmal zum Weinen gebracht, du hast meine Seele berührt, mit diesem Lachen. Ich konnte nicht anders... Mama war ziemlich schockiert... doch am Ende hat sie gelacht... und ich weiß nun warum:

Schwesterbande, das was wir beide haben, das ist etwas besonderes.
Das hat sie damals schon erkannt.

Und ich habe es nun erkannt.
Hoffentlich, nicht zu spät.


Anmerkung von Seelenfresserin:

An die einzige, die mir noch geblieben ist.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(05.05.12)
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 Dieter_Rotmund (05.05.12)
...und an mindestens zwei Stellen sind ganz normale Adjektive großgeschrieben, wo ich keine künstlerische Freiheit vermute, um damit etwas auszudrücken...

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 02.11.18:
Ja, z.B. ist "schwanger" ein Ajdektiv.
Skandia (43)
(05.05.12)
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MeltemEce (23)
(06.05.12)
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