Eben war ich auf einer Behörde und mir ist klar geworden, warum man dort nicht einfach beide Augen zudrücken kann. Das ist es ja, was man erwartet, die Bürokratie wächst einem über den Kopf und manchmal denke ich, laßt mir doch meine Ruh und macht wie Ihr denkt. Also drückt im Akt der formellen Verwaltung mal die Augen zu, es wird auch mit tausend Formularen nicht besser.
Ich sitz also in der Amtsstube und vernehme folgendes Gespräch:
Kollege auf dem Flur, hereinschauend: "Also, isch mach dannemol fodd. Man sieht sisch!"
Darauf die Antwort der Kollegen im Büro: "Also guhhd, dann machste jezz fodd. Ja, man sieht sisch!"
Was konnte ich daraus lernen. Dei fortwährende Bestätigung, dass man sich sieht, verstärkt durch das "Ja,", um den Sachverhalt zu beteuern, scheint immens wichtig zu sein. Zum einen weil man sich darüber freut, dass man sich sehen kann, zum anderen impliziert dies, dass es nicht immer so war.
Das führt zwangsläufig zu der Tatsache, dass man sich nichts weniger wünscht, als sich zu sehen. Und damit ist erklärt, warum eine Behörde nicht beide Augen zudrücken kann. Man könnte sich ja dann nicht mehr sehen und die Grußformel der Verabschiedung ins Wochenende wäre obsolet.
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Kommentare zu diesem Text
Caty (71)
(29.06.12)
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