London‘s burning

Glosse zum Thema Politik

von  tueichler

Kennt Ihr das auch noch aus dem Englischunterricht, das Lied zur Melodie von ‚Frère Jacque‘? London brennt, die Stadt steht in Flammen? Jetzt ist es mal wieder soweit, eine große Mehrheit hat sich für die Konservativen und damit für den eloquenten, humorvollen und vor allem notorischen Lügner Boris Johnson entschieden.
Es ist die größte Niederlage der Labour seit 1932 und der größte Sieg der Tories seit Margret Thatcher, ich glaube 1987. Damit findet ein Erdrutsch statt, den aber noch niemand in Little Britain zu sehen scheint. London‘s burning - nur diesmal braucht keiner zum Löschen kommen, denn sie haben es ja selbst angezündet. Man wird sehen. Keine Grenzkontrollen in Irland - Unsinn. Freihandel zu UK‘s Bedingungen mit der EU  - pure Selbstüberschätzung.
Das Pfund hatte die letzten Tage immerhin von etwa 1,12€ auf 1,18€ angezogen, sicherlich in der Hoffnung der Finanzmärkte, es gäbe einen guten Ausgang der höchst ungöttlichen Komödie auf den Inseln - wir werden es die nächsten Tage sehen, wie es weiter geht. Von den Hochschulpartnerschaften über Wissenschaftsprojekte bis zu Subventionen und  Handel. Von Einfuhren, Zöllen über Lagerhaltung  und Industrieproduktion bis zur medizinischen Versorgung und Medikamenten. Überall verbranntes Land in Sicht. London‘s burning. Nur haben sie es diesmal selbst angezündet. Vorsätzliche Brandstiftung, auch noch im Eigentum. Nur, eine Versicherung springt hier nicht ein. Dass müssen die Briten selbst ausbaden. Mal sehen was Wales, Nordirland und vor allem Schottland demnächst tun werden. Könnte sein, dass  Little Britain als Karikatur seiner selbst übrig bleibt. Würde mich nicht wundern, wenn es demnächst ihn England hochfrequente Erdbeben gibt, weil sich, unter anderen, William der Eroberer wie ein Brummkreisel in seinem Grab dreht.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (13.12.19)
Jetzt haben sie doch einen Chefentertainer als Feuerwehrmann!
An der "Fish Street" im Zentrum von London steht das "Monument ot the great fire of London" von 1666.
Roll back the Empire
LG TT

 Reliwette (13.12.19)
Es ist eine Kunst, einen großen Scherbenhaufen lustig zu kommentieren. Mir rollten sich die Zehennägel auf, als ich vom Wahlergebnis erfuhr. Ein wenig exzentrisch waren die Engländer schon immer: metrisches Gewinde, Mutterngröße, für die spezielle Schraubenschlüssel passen, Linksverkehr, ,feet anstelle von Metern, Dezimalsystem der Währung? Fehlanzeige! Sportwagen mit Dielenbrettern anstelle von Bodenblech (Morgan). Der wahre Grund für den Austritt aus der EU ist ein anderer: Angst vor Kontrollverlust! Die Engländer lassen sich nicht von der EU regieren, Fangquoten in der Fischerei vorschreiben und pochen auf landeseigene Gerichtsbarkeit. Ab sofort endet für sie die europäische Gerichtsbarkeit. Sie sind der EU noch viel Geld schuldig. Und wenn sie die Zahlung verweigern? Als die englischen Truppen in Verden/Aller die Gibraltarkaserne räumten, schissen die abrückenden Soldaten zum Abschied in die Unterkünfte der Gebäude, und ich musste das geräumte Kasernengelände als junger Soldat bewachen. Daher habe ich es selbst gesehen. Mich wundert gar nichts mehr! Prost! Austrinken!
Der alte Kunstmeister winkt in die Runde.
Cora (29) meinte dazu am 13.12.19:
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 Reliwette antwortete darauf am 13.12.19:
Ich habe davon gehört, bin bis 1951 in Brandenburg (Kleinmachnow) aufgewachsen. Das war russische Besatzungszone. Da gibt es das eine oder andere Anekdötchen, z.B. das die russischen Soldaten Methyalkohol aus Möbelfabriken getrunken haben und daran erblindeten.

 TrekanBelluvitsh (13.12.19)
 Engländer halt...

 Reliwette schrieb daraufhin am 13.12.19:
Ich wehre mich gegen Pauschalurteile, habe selbst welche geliefert. Das ist nicht ok. Ich weiß, dass die englische Bevölkerung gespalten ist in ihrer Einschätzung der gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Einschätzungen.. Gespalten auch die Bewohner anderer Staaten, USA und , Israel zum Beispiel. Nur in der BRD gibt es drei vorherrschende Meinungen bei der Bevölkerung: sozial/grün - bürgerlich - und blau. Aber jene, die jetzt blau wählen, die werden sich wundern, wenn die das Sagen haben..

 GastIltis äußerte darauf am 13.12.19:
Pauschal ohne Rot. Immerhin vertritt Rot ein Land: Thüringen. Ist aber so unbedeutend wie der übrige Osten. Schade eigentlich. Herzlich Gil.

Zum Text von Tom: gut formuliert, ohne zu überzeichnen, sachlich, gefällt mir, was nichts bedeuten muss!

Wähle trotzdem nicht blau. Niemals!

 Reliwette ergänzte dazu am 13.12.19:
Mit sozial/grün meinte ich die LInke und die GRÜNEN. Die neue SPD -Führung muss erst noch beweisen, dass sie links ist und nicht "linkisch". Grüße zu Dir!

 GastIltis meinte dazu am 13.12.19:
OK. LG zurück!

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 13.12.19:
Dazu:
a) Es handelt sich nicht um ein Pauschalurteil. Es handelt sich um Kabarett.
b) Die Bewohner der britischen Inseln legen selbst großen Wert darauf, anders als Kontinantaleuropa zu sein. (Das könnte man natürlich ignorieren und versuchen mit ihnen zu reden, als sei dem nicht so in der Hoffnung, dass sie dafür dankbar sind.)

Das sieht man z.B. daran, dass das UK in den 1970er Jahren aus rein finanziellen Überlegungen der EU beigetreten ist. Und nun glauben sie, aus rein finanziellen Gründen auszutreten. Die politische Dimension der EU wird im UK als nicht vorhanden angenommen.

c) Wegen Zerissenheit:
Seit fast 1.000 Jahren halten sich z.B. die Schotten sich für etwas anderes als die Engländer. Klar, früher hat man sich die Rübe eingeschlagen, doch seit einigen Jahrhunderten halten sich die aus diesem Gefühl der Unterschiedlichkeit resultierenden politischen Implikationen in überschaubaren Grenzen.

Die Tories haben jetzt eine saftige Mehrheit erhalten. Noch wichtiger scheint mir jedoch, dass ein gutes Drittel der Wahlberechtigten all das völlig egal war. Die Wahlbeteiligung lässt nicht auf eine Zerrissenheit schließen


Und zum Schluss...
Die Berichterstattung in Kontinentaleuropa über den Brexit hatte und hat Schlagseite. Man glaubt(e) die Brexitpropaganda, dass es um Geld und das diffuse "Take back control" geht. Dem ist nicht so. Hauptsächlich geht es nur um einen Punkt: die Freizügigkeit innerhalb der EU. Die wollen die Briten nicht. Sie wollen vor allem keine Polen, Ungarn, Rumänen und andere Osteuropäer auf ihrer sonnigen Insel haben.


Und nach dem Schluss...
Noch mehr  Pauschalurteile.

Antwort geändert am 13.12.2019 um 21:47 Uhr

 Reliwette meinte dazu am 14.12.19:
Stimme Dir zu: das war Kabarett in seiner saftigsten Form. Dass nun ausgerechnet eine deutsche Person im Zenit der EU parliert und Wangenküsschen verteilt, scheint die Briten auch geärgert zu haben.. Mir scheint, als habe man im UK noch die V2 auf London in übler Erinnerung.

 eiskimo (13.12.19)
Die Trumpisierung der ehemals freien Welt schreitet munter voran, no fun....
Eine gelungene Glosse!
vG
Eiskimo

 Dieter_Rotmund (13.12.19)
Netter, glossenhafter Kommentar.
Hast Du mal Lust, eine schöne Gastkolumne für einen der nächsten Donnerstage zu schreiben? Thema ist frei, einfach mir als PN zuschicken.
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