Voltaires lebenslanger Zwiespalt

Essay zum Thema Gott

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Der berühmte französische Philosoph Voltaire (1694-1778) steckte zeitlebens in einem tiefen inneren Zwiespalt Einerseits erschien es ihm als völlig absurd, nicht von einem wohlmeinenden Schöpfergott auszugehen, andererseits lehnte er den von der katholischen Kirche behaupteten biblischen Gott kategorisch ab. Konsequent kämpfte er in seinen Schriften gegen die Kirche und deren Lehre ein Leben lang.
   Manche mag es überraschen, dass Voltaire an einen allmächtigen Gott geglaubt haben soll. Aber Sätze wie: "Es gibt etwas , also gibt es etwas Ewiges, denn nichts kommt aus dem nichts....die vielen gleichbleibenden Gesetze lassen auf einen Gesetzgeber schließen“ oder „Jedes Werk, dass Mittel und Zweck erkennen lässt kündet von einem Schöpfer.  Also deutet das Weltall auf einen allmächtigen, allwissenden Urheber.“ erlauben keinen Zweifel.
   Aber nicht nur, dass er von der Existenz eines Schöpfergottes ausging. Er meinte auch, dass dieser Gott verehrungswürdig sei: „Ich bin kein Christ, aber nur deswegen nicht, um ihn, den Gott, um so mehr zu lieben.“

Was also genau war es, was ihn am Christengott störte? Vielleicht mal ein Zitat, um es zu verdeutlichen: „(Der Christen-Gott) erschuf die Welt und ertränkte sie dann, nicht um ein reineres Volk hervorzubringen, sondern um sie mit Räubern und Tyrannen zu bevölkern.“ Das bezieht sich wohl auf den biblischen Sintflutbericht. Den Kreuzestod Jesu und die damit verbundene Erlösungstheologie kommentierte er wie folgt:

"Und nachdem er die Väter ertränkt hatte, starb er für ihre Kinder, ... und bestrafte Hunderte für Völker für ihre Unwissenheit über den Kreuzestod, in der er sie doch selber gehalten hat.“ Und kommt zu dem Schluss: „Dieser Gott wäre ein Monstrum, dass wir hassen müssten."
    In den späteren Jahren scheint ihm dann aufgegangen zu sein, dass sein von ihm geglaubter allwissender, allmächtiger Schöpfergott ja auch streng genommen all das Elend der Welt zugelassen haben müsste. Nach einigen fadenscheinigen Ausflüchten und Rettungsversuchen: „Sollten wir Gott wegen eines Fieberanfalls (der Welt) leugnen“ und „Für Gott existiert das Übel nicht, nur für uns existiert es.“ gelangte  er schließlich zu der Erkenntnis: „Ich will nicht untersuchen, ob der große Baumeister der Welten gut ist, es reicht mir, dass es ihn gibt!“

Voltaire hätte gerne an einen guten und gerechten Schöpfergott geglaubt, konnte es aber angesichts all des Bösen in der Welt nicht. Ein Problem, was auch heute noch viele Menschen haben und unter der Bezeichnung  Theodizee bekannt ist.
  Ich persönlich habe kein Problem damit der Logik Voltaires bezüglich der Existenz Gottes zu folgen. Und auch angesichts all des Bösen in der Welt zweifele ich nicht an der Güte und Gerechtigkeit Gottes aufgrund persönlicher Erfahrungen und Erlebnissen.
  Als über Hiob alles nur erdenkliche Leid hereingebrochen war, begann er sich zuletzt doch über Gott zu beklagen frei nach dem Motto: „Wie kannst du jemanden Gerechten wie mich so hart bestrafen? Das ist zutiefst ungerecht.                                                                                     

„Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Gewittersturm und sprach: Wer verfinstert da Gottes Rat mit seinen unverständigen Reden? Gürte doch deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sage an, wenn du es weißt!  Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Messschnur über sie ausgespannt?“
Was wohl heißen sollte: Was redest du über Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Die du auch nicht verstehen kannst?
  In der Tat, einem Schöpfergott angesichts des Bösen in der Welt seine Güte absprechen zu wollen, hat etwas Anmaßendes. Es würde voraussetzen, ein umfassendes Wissen über alle Vorgänge, Hintergründe und Zusammenhänge zu besitzen. Eine Voraussetzung, die nun mal nicht gegeben ist. Und niemals gegeben sein wird!


Anmerkung von Bluebird:

Die Zitate sind dem Buch "Hintertreppe der Philosophie" und "Hiob 38" entnommen

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