Dialekt versus Fremdsprache

Bericht zum Thema Sprache/ Sprachen

von  tueichler

Ich bin nun jenseits der 50 und habe im Laufe meines Lebens mehrfach Sprachen gelernt. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Englisch geht ganz gut, Französisch und Italienisch reicht zum Durchkommen in Restaurant, Hotel und Tanke und dann noch Russisch. Das hab ich tatsächlich 8 Jahre lang in der Schule gepaukt und das immerhin mit soviel Erfolg, dass man mich an der Uni davon befreite. Aber wie das so ist, nie wieder gebraucht verliert eine Sprache Ihre Präsenz und verblasst mit der Zeit.
Schlussendlich hat es mich immer schon einige Anstrengung gekostet, Dinge auswendig zu lernen statt diese herleiten zu können. Da ich in der Schule kein Latein hatte, ist meine Mäßigkeit in Französisch und Italienisch ganz gut erklärt.
Nun hab ich mich immer gefragt, ob es denn nicht irgend welche Hinweise darauf gibt, dass Sprachen doch enger miteinander verbunden sind, als wir gemeinhin annehmen. Heute nun hatte ich mein Schlüsselerlebnis. Dialekte sind die kleinen putzigen Schwestern der großen gepflegten Sprachen, nicht nur der Muttersprache.
Als ich heute mit dem neuen Modell einer Tänzerin im Atelier experimentiert habe, stellte ich fest, dass es eine wesensimmanente Abneigung von Konstruktionsmaterial zu Modelliermassen gibt. Das Zeug wollte und wollte nicht haften und so fuhr ich entnervt in die Stadt zum Künstlerbedarf. Dort brachte ich mein Anliegen nach einer gut haftenden Modelliermasse vor.
Sofort geleitete mich eine zuvorkommende Fachverkäuferin zu einem Regal mit verschiedensten Gestaltungsmaterialien. Ton, Gussmassen, Abdruckharze für Formen und, jawohl, Pappmachè.
Da traf mich der Blitz der Erleuchtung grellhell. Im Rheinhessischen lagen bis 1872 die Franzosen und, nicht zu vernachlässigen, haben ein gut Teil ihrer Sprache hier eingebracht. Wenn man nun in den lokalen Dialekt verfällt, erkennt man den Wunsch des Erfinders dieser Modelliermasse, dass diese gut haften möge. Was sich auch im Namen manifestiert hat. Bapp ma schee! - Womit der Bezug hergestellt wäre.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (16.12.17)
Hübsches Beispiel. LG

 Vaga (16.12.17)
Ein netter Freud'scher Verschreiber ist dir in dem Text gelungen. Statt Fachverkäuferin schriebst du Fachverkäufering. Könnte ein 'Indiz' dafür sein, dass du dich (insgeheim) für ihren "Familienstand" interessiertest !?
Ansonsten holst du sehr weit aus, um am Ende die 'dialektische' Pointe zu setzen. Hab' dennoch keinen Satz übersprungen, um auch alles mitzukriegen.
Oben im Text hast du übrigens bei "Anstrengung" das 'g' am Ende vergessen. Vielleicht hast du ab dem Zeitpunkt bereits damit gehadert, diesen langen Text zu Ende zu schreiben .
Gruß - Vaga.

 tueichler meinte dazu am 16.12.17:
Na dann mal Danke für das genaue Lesen des Textchens. Aber nein, ich habe nicht an dem Familienstand der Verkäuferinnen gedacht. Dennoch habe ich, als man mir einen Korb reichte, um meinen Kram darin zur Kasse zu transportieren, bemerkt, dass es pdeprimierend sein könnte, wenn ich am Tag vor dem 3. Advent von der Dame einen Korb bekäme.

:)
toltten_plag (42)
(17.12.17)
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 tueichler antwortete darauf am 17.12.17:
Hääh? Er möge sich belesen.

Antwort geändert am 17.12.2017 um 10:27 Uhr

 Didi.Costaire (17.12.17)
Egal ob "die Franzosen" mit ihrer Armee vor Rheinhessen lagen oder nur der eine oder andere davon in irgendeinem Bett - mit der Geschichte kannst du die Leute vor Ort sicherlich auch heute noch prächtig unterhalten.
Ich finde nur nicht, dass Dialekte "hässliche" Schwestern sind. Viele davon sind doch sehr hübsch.
Schöne Grüße, Dirk

 tueichler schrieb daraufhin am 17.12.17:
Neenee, nur eine stilistische Übertreibung. Das erlaube ich mir mal als Sachse 😎

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 17.12.17:
"Als ich heute mit dem neuen Modell einer Tänzerin im Atelier experimentiert habe, stellte ich fest, dass es eine wesensimmanente Abneigung von Konstruktionsmaterial zu Modelliermassen gibt."

Hossa!

Tüchler, ich finde gut, dass das nicht wieder eine weiterer autobiographischer Text ist, die es bei kV wie sand am Meer gibt. Es sei denn, Du möchtest Dein kV-Profil mal wahrheistgemäß korrigieren. Denn in Rheinland-Pfalz aufwachsen und 8 Jahre Russisch an der Schule lernen, das gab es noch nie dort.

 tueichler ergänzte dazu am 17.12.17:
Puh, das wird schwer! Für eineen Bio-Ossi, der in Rheinhessen lebt, ist das Profil leider nicht granular genug 😉

 Jedermann meinte dazu am 31.05.21:
Ich denke nicht, dass der Berliner Rundfunk immer fünf vor sieben die Findigs nach Rheinland-Pfalz ausstrahlte.
Die Geschichten hätte dort eh keiner verstanden.

Aber vielleicht ist die Verkäuferin aus Sachsen eingewandert. Schließlich gab's ja dort auch früher die  Fachverkäuferin. Nur das Angebot an haftenden Modelliermassen war nicht so groß.
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