Morgen nach nächtlicher Arbeit.

Tagebuch zum Thema Lebensbetrachtung

von  franky

8.01.70
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Ich habe Hunger! Wer macht mir was zu Essen? Niemand.
Die Plastiktüten schmecken mir nicht. Ein gütiger Geist bringt mein im schlaf zerwühltes Bett wieder in Ordnung. Und ich hab noch immer nichts zu essen, bin neugierig wann.
Ja in der früh hab ich unnötiger Weise das Wurstzeug weggeputzt, um dann unruhig zu schlafen. Ich nehme eine Gabel aus der Bestecklade, einen Teller zur Hand! Ein Häufchen kleinen Blechsalat, vom Autofriedhof, mit samt den Blutiggeschlagenen Köpfen.
Dann ein Spiegel Ei, aus dem Munde eines kleinen Kindes, das vor dem Spiegel steht.
Krampfadrige Eselsalami, das ganze in etwas Dummheit gedünstet, mit Frechheit garniert, wird mir über die nächste Hungersnot helfen.

Ich lache und stecke meinen Kopf durch das offene Fenster, damit es alle sehen und auch mit mir lachen können. Worüber,? nicht wichtig. Über die andern natürlich! Ha!
Ich möchte weinen, Schaue mich um. Überall stehen Menschen, es soll uns ja niemand sehen.
Gibt es denn außer den Kinos keine öffentlichen Bedürfnisanstalten?

Gewohnheitsgemäß greif ich nach dem Taschentuch und halt es
vor die Augen, um im nächsten Augenblick daraus einen Strick zu drehen um einen lieben Nächsten damit zu erhängen oder zu begnadigen.

Ist Lachen gut, Weinen  schlecht? Oder umgekehrt? Oder ist es wahlweise nach hintergründigem gebrauch gut oder schlecht? Nichts ist aus sich selbst heraus
Gut oder schlecht, Es erhält seinen Wert durch die Art der Anwendung.

Wenn einem Mörder der Kopf geköpft wird so ist das Gut!
Wenn ich einem Kind Rasierklingen schenke, ist das schlecht.
Fleißiges ziehen am Abzughahn einer Toilettenanlage ist besser
als sinnlose Kriege herum zu führen.
Gibt es den keine öffentliche Bedürfnisanstalt, wo man in einer stillen Ecke seine Tränen in ein Pissoir tropfen lassen kann?
Solche Anstalten sind wieder zu lebendig, sie hüpfen vor Aufregung nervös in alle Richtungen. Man bräuchte kahle Wände, um bedächtig die Hände falten zu dürfen. 

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© F. Puschnik

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