Unter göttlicher Oberleitung

Satire zum Thema Schöpfung

von  loslosch

Nihil est praeclarius mundi administratione (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr. ; De natura deorum). Es gibt nichts Großartigeres als die Leitung des Weltalls.

Weil alles wie in einem Räderwerk ineinanderzugreifen scheint, muss es nach menschlichem Ermessen einen Bauplan, einen Bauleiter, einen Weltenplaner geben. Sollte einmal das bezaubernde unübersichtliche Gesamtwerk einen Aussetzer haben, war der große Weltgeist fernab von der Baustelle. Oder hatte er kleine Systemstörungen im Schöpfungsakt bereits eingeplant?

Betrachten wir einen großen Teich mit vielen Karpfen und wenigen Hechten darinnen. Die schnappenden Raubfische fressen sich schnell durch den Karpfenbestand. Am Ende gelingt es nur wenigen Karpfen, im Schilf- und Uferschlamm gründelnd zu überleben. Bald aber setzt das große Hechtsterben ein. Die Räuber hatten sich prächtig vermehrt, und nun fressen sie, in Ermangelung des Beutefischs, einander auf. Längst bevor die letzten Hechte verhungert sind, beginnen die überlebenden Karpfen zu laichen. Die neue Brut kennt zunächst kaum Lebensfeinde, wächst und gedeiht. Bis die wenigen Hechte die frischen Karpfenbestände entdecken und dezimieren und so fort.

Wie sagte noch Cicero? Es gibt nichts Großartigeres als das biologische Gleichgewicht mit einer Mörderbande in einem Fischteich. – Nein, das hat er nicht gesagt. Aber die Römer haben doch den Karpfen aus Asien eingeschleppt.


Anmerkung von loslosch:

Silvesterkarpfen der Familie Hecht.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(01.01.13)
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 loslosch meinte dazu am 01.01.13:
ein einleuchtender grund der verweigerung von hilfe: ER könnte es nicht allen recht machen.

drum hält er sich ganz raus. gott muss ein pantheist sein. lo
Regentrude (53)
(01.01.13)
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 loslosch antwortete darauf am 01.01.13:
ick hab noch alle tassen ... ja, es ist menschliche hybris, von einem gott zu sprechen/faseln.

du weeßt genau, datt de mich nicht ärgern kannst, silke. welcome in 2013 too. lo
Regentrude (53) schrieb daraufhin am 01.01.13:
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 EkkehartMittelberg (01.01.13)
Lothar, Cicero gibt einen schönen Beleg dafür, dass wir uns das Großartige nur sehr menschlich vorstellen können, nämlich mit Führung/Leitung.
Ich versuche mir vorzustellen, dass es denkende Wesen geben könnte, die auf diesen Gedanken gar nicht kommen, weil er ihnen wesensfremd ist.

 loslosch äußerte darauf am 01.01.13:
hier gibts drei exemplare davon, bis jetzt: auf dieser seite, ekki. lo
AchterZwerg (65)
(01.01.13)
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 loslosch ergänzte dazu am 01.01.13:
ja, partiell fabel-haft. gute maler, wie picasso, wissen oft am start, vor ihrer staffelei, nicht, was am ende herauskommt, bzw. das ziel entwickelt sich erst im prozess.

mir passiert das - leider - gaaanz selten. tatsächlich bekam der text am schluss (mörderbande) einen eigenartigen dreh.

merci und gute einfälle in 2013 dir, liebe heidrun lo

 Bergmann (01.01.13)
Humorvoll - und, en effet, tiefgründig wie ein Karpfenteich!
ttU

 loslosch meinte dazu am 01.01.13:
en effet? im nüchternen zustand geschrieben, uli! t.t. lo

 Bergmann meinte dazu am 02.01.13:
... en effet!
Dieter Wal (58)
(02.01.13)
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 loslosch meinte dazu am 02.01.13:
sei unbesorgt. cicero hatte auch seine starken seiten. xenophanes hätte er lesen sollen!

ich habe meine eigene metaphorik gefunden. die schwankt übrigens! lo

 ViktorVanHynthersin (02.01.13)
Sorry, lieber Lothar, aber mein erster Gedanke war "Macht's gut und danke für den Fisch“ (vierter Teil der Reihe "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams ))
Dir ein feines und gelungenes 2013 wünschend
Viktor

 loslosch meinte dazu am 02.01.13:
hehee, du hast wallentis link bei heidrun gekukt! hätte adams mehr fisch verzehrt, wäre er nicht im fitnessstudio am infarkt gestorben.

ich erwarte mir ein ungetrübtes, störfreies 2013. und dir, lieber viktor, wenns genügt. lo
Graeculus (69)
(24.05.16)
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 loslosch meinte dazu am 24.05.16:
ich wusste nicht mehr, dass ich diesen "schönen" text selbst geschrieben hatte. darin gleiche ich in aller unbescheidenheit gottfried benn!
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