Der Erkrankte

Aphorismus zum Thema Krankheit/ Heilung

von  Ephemere

Ich bin verurteilt ohne Schuld und ohne Gericht. Eine kafkaeske Situation, die zu akzeptieren überraschend leicht fällt, da das Wechselspiel der Emotionen schließlich einer teilnahmslosen Gleichgültigkeit weicht, in der das Selbst, das da liegt, immer mehr interesseloser Betrachter wird und somit schließlich Objekt.

Nicht das Objekt irgendeines Subjektes jedoch, sondern das der Absurdität.

Die Paradoxie liegt nur noch in dem Widerspruch zwischen einer gleichgültigen Welt und nicht gleichgültigen Wesen, die diese bevölkern.

Das Festhalten dieser Wesen aneinander und an Gefühlen, Begriffen, Bedeutung ist die letzte Instanz, die noch an das eigene Subjekt bindet.


Anmerkung von Ephemere:

von 2006

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Kommentare zu diesem Text

MelodieDesWindes (36)
(23.02.13)
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 Ephemere meinte dazu am 24.02.13:
a) grazie
b) Ich weiß, dass es für einen Aphorismus zu lang ist, aber meine geliebte tausendschön bezeichnete es als einen solchen und verwies auf meine Einwände hin darauf, dass Adorno teilweise "Aphorismen" von der Länge einer Buchseite verfasst hätte. Abgesehen davon, dass ich Adorno nicht abkann - wer bin ich, meiner Verlobten zu widersprechen.
c) Genau um diese Gedanken - und Gefühle - ging es...intensiver und akuter erlebt, als es mir lieb gewesen wäre, jedoch gerade deshalb sehr aufschlussreich, wie brüchig das Subjektempfinden sein kann --- und wie konstruiert das Subjekt von Anfang an ist (keine sonderlich revolutionäre Erkenntnis, doch sie wird in westeuropäischen Normalverhältnissen selten wahrhaft existenziell statt lediglich akademisch). Die Ankerpunkte sind jedoch oft das Einzige, was bleibt und davon abhält, im Strudel zu verschwinden - man studiere die Berichte von Menschen, die längere Zeit in unmenschlichen Extremsituationen (über)leben mussten, depersonalisiert, verobjektiviert...und doch von diesem gleichermaßen dünnen wie äußerst zähen Anker gerade noch gehalten. VG, Jan
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