Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Schreibe Liebesbriefe. Joseph Beuys

Text zum Thema Freundschaft

von  larala

Nach zwei Stunden Fahrt komme ich bei dieser psychosomatischen Klinik an. Es ist dein Geburtstag, wir haben nicht davon gesprochen. Kann ich vorbeikommen, schrieb ich und du antwortetest, dass Sonntagnachmittag OK ginge. Wir umarmen uns. Neben dir Maren: Ich bin fasziniert von den großen blutenden kreisrunden Wunden, die sie überall auf Armen und Händen trägt, es sieht aus wie Schmuck. Ich will dich auch umarmen, fordert Maren, trotzig fast, und blutet mich voll. Durch den Regen laufen wir dann eben zu dritt. Sitzen in einem Cafe, ich nehme deine Hand. Es ist alles zu schwer, flüsterst du. Ja, sage ich. Wir betreiben ein wenig Osmose, lassen uns dabei nicht stören. Maren steht schnell auf und schiebt kreischend ihren Stuhl zurück. Es reicht, sagt sie, ich muss hier raus, sofort. Alles gut, macht euch keine Gedanken. So geht das die ganze Zeit, seufzt du, ich werde sie nicht los.
Ein ‚Nein’ zu einem anderen ist ein ‚Ja’ zu den eigenen Bedürfnissen, rutscht aus mir heraus und sofort hasse ich mich dafür. Du wühlst in deiner Tasche nach einem alten Zettel und schreibst das auf. Ich weiß, dass du mir auch in zehn Jahren noch erzählen wirst, dass ich das mal gesagt habe. Das macht es nicht besser. Darunter schreibst du noch eine Zahl, die Summe, die ich dir geliehen habe. Wir laufen langsam durch den Regen, durch den Park. Du rauchst schweigend. Wir stehen in einem Pavillon, weißer Marmor. Sitzen uns dort gegenüber. Und du, fragst du. Und ich fange an zu erzählen. In deinen Augen sehe ich, dass du auf der Stelle leergefegt bist. Leer für mich. Baby, weißt du eigentlich, dass niemand auf dieser beschissenen Welt mir so zuhört wie du, sage ich. Du lächelst ein wenig, schreibst nichts auf diesmal.

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Kommentare zu diesem Text

faraway (29)
(19.07.13)
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 larala meinte dazu am 19.07.13:
Danke fürs Mitgehen!

 Lluviagata (19.07.13)
[Und ich fange an zu erzählen. In deinen Augen sehe ich, dass du auf der Stelle leergefegt bist.]

Die Schlüsselstelle, wenn es denn so einen Begriff gibt, für viele Situationen im Zusammenleben und Auseinandergehen.

Ich bin immer wieder über die Vielschichtigkeit deiner Texte fasziniert, liebe larala!

Liebe Grüße
Llu ♥

 larala antwortete darauf am 19.07.13:
Danke, liebe Llu.
In Liebe und Freundschaft hat jeder seine eigene Sprache.
Manchmal ist sie ganz leise.

 SapphoSonne (19.07.13)
Wunderbar geschrieben. Dein Text hat mich sehr berührt. LG Sappho

 larala schrieb daraufhin am 19.07.13:
Liebe Sappho, Berührung ist ein schönes Lob, das Schönste.
Vielen Dank!

 susidie (19.07.13)
Das geht mir ganz leise unter die Haut. Gruß von Su

 larala äußerte darauf am 19.07.13:
DANKE!
Schrybyr† (67)
(21.07.13)
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 larala ergänzte dazu am 23.07.13:
Hey, hat funktioniert!
Ich arbeite bereits an neuen Tricks! ;)
(Die Überschrift ist ihm entliehen, so einfach ist's.)
Grüßli zurück!
Schrybyr† (67) meinte dazu am 23.07.13:
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 larala meinte dazu am 28.07.13:
Ja, jaaaaa. ;) Ich schriebs doch halt statt Anführungszeichen fett dahinter. Bewunderung schon mal für diese seine Worte (und seine darauf folgenden). Du lässt mir meine Rührseligkeiten und ich in Zukunft Bouys ausm Spiel, gut? Zur Sühne werde ich mir (mit Vergnügen) all die youtube-Videos reinziehen, danke für den Tipp! :) LG, Lara
Schrybyr† (67) meinte dazu am 31.07.13:
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 larala meinte dazu am 31.07.13:
Cool, ich mag Hüte. Nur was ist das da vorn für ein Fadenkreuz? Es führt in die Irre.;) Zum Thema 'Loslassen': Kennst du die Story von den Mönchen und der Lady? Reliwette? Okay, beizeiten.
(Antwort korrigiert am 31.07.2013)

 blauefrau (04.08.13)
Hallo, Larala,
die Überschrift könnte auch einzelne unkonventionelle Therapieschritte wiedergeben. Und wo finde ich diese Worte von Beuys? Viele Grüße BF

 larala meinte dazu am 04.08.13:
Liebe BF, heyhey, du hast recht, spannender Gedanke!
Hier findest du sein wunderbares Gedicht z.B.:
www.co-counseln-lernen.de/res-06-jb1.php
(Antwort korrigiert am 04.08.2013)
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